Wenn man das „lunch date“ absagen muss, weil der „call“ mit dem „chief executive officer“ um zwei Stunden verschoben wurde, dann geht das schon mal als „faux pas“ durch. Englisch- wie Französischkenntnisse helfen, diesen kuriosen und zugegebenermaßen überspitzten Satz aus dem Arbeitsalltag der Kommunikationsbranche zu verstehen. In der Public-Relations-Branche (auch hier wieder Englisch) geht es beim Thema Fremdsprachen im Beruf jedoch um mehr als die Verwendung von Buzzwords. „Think big. Think international.“ – das ist das Motto.
Ein ” Muss in der Medienbranche”
Den hohen Stellenwert von Fremdsprachen im Beruf hinterfragt im Jahr 2019 wohl kaum noch jemand. Wer sich bei der Bundesagentur für Arbeit explizit zu Medienberufen erkundigt, findet bei den Anforderungen an den Arbeitnehmer neben Kommunikationsstärke und guter Selbstorganisation den Hinweis, dass „inzwischen fast überall Fremdsprachenkenntnisse vorausgesetzt werden“.
Das Institut „abc business communication“ geht noch einen Schritt weiter. „Die Weltsprache Englisch ist ein absolutes Muss in der Medienbranche und wird inzwischen als Selbst-verständlichkeit angesehen.“ Auch für PR-Arbeitgeber sind Fremdsprachen in der Kommunikationsarbeit unabdingbar. Bei OSK zum Beispiel benötigen Bewerber fundierte Englischkenntnisse in Wort und Schrift. Denn die Agentur hat neben Büros in Deutschland auch Standorte in den USA sowie China und realisiert weltweit Projekte.
In einer Kooperation mit dem PRSH. e.V veröffentlichen Studenten des Fachs “Public Relations” an der Hochschule Hannover regelmäßig Artikel auf dem OSK Blog. Der Nachwuchs bildet die Kommunikationsprofis von Morgen, weswegen wir uns schon heute ihre Meinung zu Branchenentwicklungen, der Ausbildung und Kommunikations-Trends anhören.
Auch als Nachwuchs-PRler finde ich es wichtig und richtig, beim Thema Sprachen breit aufgestellt zu sein. Diese Überzeugung nehme ich aus meiner eigenen Erfahrung in der PR-Branche. Dieses Jahr habe ich ein fünfmonatiges Praktikum bei einer Umweltorganisation mitten im brasilianischen Regenwald absolviert. Gute Portugiesischkenntnisse sind dort ein Muss, ebenso wie Englisch. Auch meine Spanischkenntnisse waren wegen der internationalen Zielgruppe aus Partnern und Sponsoren immer wieder gefragt. Mit meiner Erfahrung bin ich nicht allein. Die Voraussetzung für das PR-Praktikum einer Kommilitonin bei einem französischen Fernsehsender war, dass sie Texte auf Französisch, Deutsch und Englisch verfassen konnte.
Vorbereitung in der Ausbildung
Die Hochschule Hannover hat die Notwendigkeit von Fremdsprachenkenntnissen erkannt und bereitet ihre PR-Studierenden darauf vor. Bei der Zulassungsvoraussetzung zum Studiengang spielt die Englischnote eine entscheidende Rolle. Im Studium erwarten die Studierenden Vorlesungen auf Englisch, um mit Business-Englisch vertraut zu werden und englische Fachbegriffe kennenzulernen. Im fünften Semester ist ein Fremdsprachenkurs Pflicht. Die Hochschule bietet von Süd- bis Nordeuropa verschiedenste Landessprachen an, aber auch Chinesisch, Japanisch und Türkisch lassen sich auf der Liste der Semesterkurse finden. Bei der Qual der Wahl hilft eine Orientierung am Berufswunsch oder dem bevorzugten Arbeitgeber.
Grundsätzlich sind PR-Studierende beim Thema Fremdsprachen jedoch vor dem Studium schon sehr breit aufgestellt. Die meisten meiner Kommilitonen sprechen bereits zu Studienbeginn zwei Fremdsprachen. Den Sprachkurs nutzen 80 Prozent, um sich eine weitere Sprache anzueignen. Favorit ist Spanisch, danach kommt Französisch.
Eine von vielen Anforderungen
Man kann also allen PR-Neueinsteigern nur empfehlen, jede Chance zu nutzen, um die eigenen Sprachkenntnisse zu verbessern – sei es mit Sprachkursen, Apps oder internationalen Freunden. Für Rekrutierungserfolg.de, ein Business- und Wissensportal für Recruiting, sind Fremd-sprachenkenntnisse jedoch nur eine von vielen wichtigen Eigenschaften, die der Branchen-Nachwuchs mitbringen sollte.
Das Portal hat 23.000 Stellenangebote und Anforderungen, die an die Bewerber gestellt werden, analysiert. „Von Arbeitnehmern sind verstärkt interkulturelle Kompetenz, Fremdsprachenkenntnisse und Auslandserfahrung gefragt.“ Ein Aufenthalt im Ausland ist demnach keine schlechte Idee und lässt sich auch sehr gut mit dem Motto der Kommunikationsbranche vereinbaren: „Think big. Think international.“
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// Über die Autorin
Vivian Tinoco Vollmann ist als Halbbrasilianerin zweisprachig aufgewachsen. Auf dem Gymnasium mit Sprach-Schwerpunkt lernte sie außerdem Englisch, Französisch und Spanisch. Um ihre Sprachkenntnisse im Beruf einbringen zu können, hat sie sich für ein PR-Studium entschieden. Sie studiert nun im fünften Semester an der Hochschule Hannover.