Studierende in ganz Deutschland bewegen sich aktuell zwischen Unsicherheiten und Aktivismus: Im Studium entstehen durch die Corona-Krise einige Probleme, aber auch viele neue Chancen und Ideen, um mit der Situation umzugehen. Drei PR-Studierende vom PRSH e.V. an der Hochschule Hannover aus dem zweiten, vierten und sechsten Semester berichten, wie die Situation für sie aktuell aussieht – und was sie daraus für ihr Berufsleben mitnehmen können. Auch wenn sie sich in unterschiedlichen Phasen ihres Studiums befinden – frisch gestartet, im Praxissemester oder kurz vor dem Abschluss – die Coronakrise betrifft sie alle gleich.
Zweites Semester: Im Chaos der Kanäle (Melissa)
Kaum war das Wochenende nach Freitag, dem 13. März, vorbei, brach die Mitteilungsflut über uns herein. Das E-Mail-Postfach füllte sich mit Nachrichten zu Hinweisen und Ideen, wie die Lehre fortgesetzt werden soll. E-Mail, Uni-Server, WhatsApp: Das hat zunächst für Verwirrung unter den Studierenden gesorgt, denn die Anzahl der Plattformen, mit denen wir arbeiten, nimmt im digitalen Zeitalter stetig zu.
Neben Zoom-Vorlesungen stehen plötzlich auch Twitch, Microsoft Teams und Slack zur Auswahl. Den Überblick über alle diese Plattformen zu behalten, ist nicht leicht. Es zeigt sich aber auch, wie flexibel wir sein können, und eröffnet neue Perspektiven auf den späteren Berufsalltag.
Die gute Nachricht: 90 Prozent finden statt
Auch wenn der Start ungewohnt war: Wir sind dankbar, wie schnell unsere Dozenten reagiert haben. Aus Bekanntenkreisen erfahren wir immer noch von ausfallenden Semestern, fehlenden Informationen und nicht stattfindenden Vorlesungen. Unser Studienalltag findet dagegen zu 90 Prozent weiter statt – nur eben digital. Für die Pendler unter uns ist das sicher angenehm: keine ewigen Zug- und Bahnfahrten oder erschöpftes „Ins-Bett-Fallen“ mehr, weil man nach dem anstrengenden Tag endlich wieder zu Hause ist. Trotzdem fällt die Trennung zwischen Homeoffice und „Home“ nicht leicht. Mitunter ist dies aber schon jetzt eine Vorbereitung auf einen Berufsalltag, der nach Corona durchaus flexibler werden könnte.
Für uns ist die digitale Lehre eine Berg- und Talfahrt von Gefühlen und Entscheidungen, die sich nun nach einigen Wochen der Findung und Gewöhnung als machbar erwiesen hat. Zudem lernen wir dadurch den Umgang mit verschiedenen Plattformen, was mitunter hilfreich für unser späteres Berufsleben sein kann: Wir kennen bereits den Umgang mit Slack, Zoom und Co und haben gelernt, schnell und flexibel mit neuen Tools und Situationen umzugehen.
In einer Kooperation mit dem PRSH. e.V veröffentlichen Studenten des Fachs “Public Relations” an der Hochschule Hannover regelmäßig Artikel auf dem OSK Blog. Der Nachwuchs bildet die Kommunikationsprofis von Morgen, weswegen wir uns schon heute ihre Meinung zu Branchenentwicklungen, der Ausbildung und Kommunikations-Trends anhören.
Viertes Semester: Praktikum im Homeoffice (Carlotta)
Bei der Suche nach einem Praktikum, das bei uns im vierten Semester Pflicht ist, war mir das Thema Nachhaltigkeit sehr wichtig. Daher habe ich mich für ein Praktikum bei einen Start-up entschieden, das Naturkosmetik herstellt und verkauft. Der erste Monat im Büro (inklusive Hund) lief gut, ich konnte direkt von Anfang an eigene Aufgaben und verschiedenste Themen bearbeiten, für die ich allein verantwortlich war. Durch den „Sprung ins kalte Wasser“ musste ich schnell lernen, worüber ich in der jetzigen Situation besonders froh bin.
Als die ersten Einschränkungen aufgrund des Coronavirus in Deutschland in Kraft traten, war auch ich anfangs verunsichert. Aber im Vergleich zu vielen meiner Kommiliton*innen hat es mich nicht so schlimm getroffen – ich konnte mein Praktikum fortsetzen, auch wenn ich momentan noch einige Tage in der Woche aus dem Homeoffice arbeite. Anderen wurde gekündigt oder sie müssen ihr Praktikum auf unbestimmte Zeit pausieren.
Der Arbeitsplatz als Anker
Gerade jetzt ist mir aufgefallen, wie wichtig die Unternehmenskommunikation nicht nur nach außen, sondern auch intern ist. Ich bin froh, dass mir von Anfang an von meinem Arbeitgeber klar kommuniziert wurde, wie die Situation im Unternehmen aussieht und dass ich mir keine Sorgen um meine Stelle machen muss. Die Corona-Zeit zeigt mir sehr deutlich, wie wichtig die Zufriedenheit am Arbeitsplatz ist – in meinem Fall also die Arbeit für ein kleines Start-up, bei dem die Werte im Vordergrund stehen. In Zeiten von Ausgangsbeschränkungen und „Social Distancing“ ist der Arbeitsplatz ein wichtiger Anker für viele – wir stecken einen großen Teil unserer Lebenszeit und Kraft in unsere Arbeitsstelle.
Wenn viele der anderen Routinen im Alltag wegbleiben, dann ist es umso wichtiger, dass der Job erfüllend ist und nicht zusätzlich belastet. Deshalb ist es meiner Meinung nach wichtig, sich auf der Suche nach dem „perfekten“ Arbeitsplatz später nicht zu scheuen, möglichst viele verschiedene Dinge auszuprobieren, um das zu finden, was zu einem selbst passt. Für den einen oder anderen mag die Bezahlung ein wichtiger Punkt sein und das ist auch berechtigt. Mir hat die Krise jedoch gezeigt, dass dies mitunter nicht allein der ausschlaggebende Faktor sein sollte, was gerade in dieser Zeit noch einmal deutlich wird.
Sechstes Semester: Abschluss machen in der Krise (Jolien)
Eigentlich wollte ich mich schon längst beworben haben, mit meiner Bachelorarbeit fast fertig sein und mit meinen Kommiliton*innen das letzte Semester genießen – und dann kam Corona. Mit dem plötzlichen Ausfall von Vorlesungen verschieben sich auch meine Zukunftspläne. Dazu kommt die drohende Rezession. Eine unsichere Zeit, um auf dem Arbeitsmarkt zu starten.
Was mich beruhigt, ist, dass (Krisen-)Kommunikation aktuell einen so hohen Stellenwert hat wie selten zuvor und Expertise gefragt ist. In diesem Kontext ist daher sehr passend, dass wir derzeit ein – selbstverständlich digitales und aktuell sehr praxisnahes – Seminar zu Krisenkommunikation haben und in einem Planspiel Strategien und Maßnahmen durchsimulieren.
Die vielen Positiv-Beispiele zu (Kommunikations-)Maßnahmen aus der Praxis inspirieren nicht nur, sondern bestätigen meine Hoffnung, dass Kommunikation gerade so gefragt ist. Mit dem Abschluss in der Tasche fühle ich mich dann hoffentlich in ein paar Monaten nicht mehr ganz so hilflos wie aktuell und konnte im Bewerbungsverfahren verdeutlichen, welchen Stellenwert Kommunikation bei der Lösung von Krisen hat – vielleicht auch nicht mehr aus dem Homeoffice heraus.
// Über die Autorinnen
Melissa Korte ist 25 Jahre alt und studiert im zweiten Semester PR an der Hochschule Hannover. Sie arbeitet ehrenamtlich bei der Niedersächsischen Turnerjugend, wo sie unter anderem Öffentlichkeitsarbeit für das alljährliche Turnerjugend-Treffen macht.
Carlotta Tantow ist 22 Jahre alt und studiert im vierten Semester Public Relations. Ihr liegen Themen wie Nachhaltigkeit und Umweltschutz sehr am Herzen, weshalb sie sich auch beruflich in diese Richtung orientieren möchte.
Jolien Hasemann ist 24 Jahre alt, studiert im letzten Semester PR an der Hochschule Hannover und arbeitet nebenbei als Werkstudentin bei lavera Naturkosmetik. Seit einem Jahr ist sie Vorstand für Kommunikation beim PRSH e.V.
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