Es gibt viele Gedanken, die man sich kurz vor dem Bachelorabschluss macht. Doch eine Frage taucht in dieser Zeit am häufigsten in den Köpfen von Studierenden auf: Wie geht es nach dem Abschluss weiter? Die Tätigkeitsfelder der PR sind vielfältig und auch andere Wege sind möglich. Die Entscheidung fällt daher nicht jedem leicht. Im Folgenden will ich einen Einblick in die Gedanken einer baldigen Bachelorabsolventin geben und beschreiben, worüber man sich in den letzten Monaten den Kopf zerbricht.
Option 1: Wissen ist Macht
Das Bachelorstudium hat mich persönlich weitergebracht und mir jedes Semester aufs Neue gezeigt, dass ich mich in der PR-Branche zu Hause fühle. Wieso sollte ich also aufhören zu studieren? Nur weil die Regelstudienzeit vorbei ist, heißt das nicht, dass mein Wissensdurst gestillt wurde. Die erste Möglichkeit liegt daher auf der Hand: ein Masterstudium.
Ein Master gibt einem die Chance, den eigenen Horizont zu erweitern und sich intensiver mit den Themen zu beschäftigen, die einen interessieren. Unabhängig davon, wie groß die Hürden bis zum Studienplatz sind, kann sich der Schritt lohnen, um besser auf die Berufswelt vorbereitet zu sein.
Ist der Entschluss gefasst, stellt sich die nächste Frage: Was soll ich studieren? Mit einem Bachelor in Public Relations sind wir bereits spezialisiert, die Auswahl an Aufbaustudiengängen ist aber dennoch vielfältig. Ich habe festgestellt, dass die vielen unterschiedlichen Veranstaltungen, die wir besuchen durften, eine gute Orientierungshilfe darstellen. Von interner Kommunikation über Public Affairs bis hin zu Krisen-PR wurde ein breites Spektrum an Handlungsfeldern praktisch bearbeitet. Dieser Einblick hat mir und vielen anderen geholfen, schon während des Studiums zu erkennen, wo die eigenen Stärken und Interessen liegen. Dieses Vorwissen kann nun genutzt werden, um einen passenden Aufbaustudiengang auszuwählen. Zudem ist es als Studierender einfach, mit Alumni in Kontakt zu treten oder sich von Dozenten Empfehlungen zu holen, was einem die Entscheidung ebenfalls erleichtern kann.
In einer Kooperation mit dem PRSH. e.V veröffentlichen Studenten des Fachs “Public Relations” an der Hochschule Hannover regelmäßig Artikel auf dem OSK Blog. Der Nachwuchs bildet die Kommunikationsprofis von Morgen, weswegen wir uns schon heute ihre Meinung zu Branchenentwicklungen, der Ausbildung und Kommunikations-Trends anhören.
Am Ende bleibt aber immer noch die Frage, ob ein Master sinnvoll ist. Durch Gespräche mit PR-Schaffenden und Veranstaltungen an der Hochschule habe ich den Eindruck erhalten, dass für diese Branche gilt: Alles kann, nichts muss. Auch ohne einen Masterabschluss sind gute Jobperspektiven möglich. Eine weitere fachliche Ausbildung kann von Vorteil sein, ist aber keine Notwendigkeit, um später erfolgreich zu werden.
Option 2: Der Ernst des Lebens
Natürlich kann es auch Gründe geben, die gegen ein Aufbaustudium sprechen. Manche meiner Kommilitonen können die Standardfrage „Was studierst du?“ nicht mehr hören. Sie möchten praktische Erfahrungen sammeln und auf eigenen Beinen stehen. Wer den Berufseinstieg für sich wählt, kommt in der PR schnell zur nächsten Entscheidung: Agentur oder Unternehmen? Zweifellos gibt es auch andere Möglichkeiten zur Auswahl, doch diese zwei Richtungen scheiden schon während des Studiums die Geister. Ich persönlich kann diese Frage nun kurz vor dem Abschluss leichter beantworten. Doch zu Beginn des Studiums hatte ich nur eine grobe Vorstellung, was mit PR möglich ist und wo ich später arbeiten könnte. Die Lehrveranstaltungen an der Hochschule und zahlreiche Events des PRSH e. V. haben das geändert und mir eine Vielzahl von Jobperspektiven aufgezeigt. Heute weiß ich, dass jeder Bereich Vor- und Nachteile hat und es am besten ist, beide Seiten kennenzulernen. Für Young Professionals bedeutet das, dass sie ihrem neuen Lebensabschnitt aufgeschlossen entgegentreten sollen. Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Neugierde sind gewünschte Fähigkeiten, auch bei der Gestaltung des Lebenslaufs.
Wer dennoch unsicher ist, kann sich die Entscheidung durch Praktika erleichtern. Egal, ob in den Semesterferien, während oder im Anschluss an den Bachelor, sie bieten eine gute Gelegenheit, um einen potenziellen Arbeitsplatz kennenzulernen. In unserem Studiengang ist im vierten Semester ein Pflichtpraktikum integriert. Bei mir persönlich hat es am stärksten meine Haltung zur PR beeinflusst. Ich konnte feststellen, dass viele Studieninhalte in der Praxis angewendet werden. Außerdem erhielt ich viele Inspirationen von meinen Kollegen, die völlig unterschiedliche Lebenswege und Herangehensweisen besaßen. Wer erste Arbeitserfahrungen sammeln möchte, hat mit dem Schritt in die Praxis die beste Chance, sich persönlich und fachlich weiterzuentwickeln. Denn auch im PR-Alltag heißt es in vielen Situationen noch „Learning by Doing“.
Option 3: Mut zur Lücke
Lernen oder Arbeiten. Wenn diese Perspektiven schon beim Nachdenken schlechte Laune machen, ist vielleicht eine Auszeit die bessere Lösung. In vielen Ländern ist es üblich, nach dem Abschluss ins Ausland zu gehen, um fremde Kulturen und Sprachen kennenzulernen. Ein Perspektivwechsel kann einem helfen, wenn die Entscheidung für einen Lebensweg schwerfällt oder die eigenen Interessen noch nicht klar definiert sind.
Das Studium hat einem in den letzten Jahren gezeigt, was man in Zukunft erreichen kann. Dabei wurden gezielt Fähigkeiten geschult, die für den späteren Beruf wichtig sind. Doch was ist mit den Kompetenzen, die man nicht im Hörsaal lernen kann? In dieser Hinsicht haben mich auch die Gespräche mit PR-Schaffenden stark beeinflusst. Ich hatte den Eindruck, dass die meisten von ihnen schon einmal für längere Zeit in einem anderen Land gelebt haben oder gereist sind. Bei diesen Unterhaltungen konnte ich nicht nur spannenden Geschichten folgen, sondern vor allem feststellen, wie es jeden Einzelnen charakterlich bereichert hat. Selbstbewusstsein, Einfallsreichtum und Offenheit sind nur ein paar der Eigenschaften, die sich in unbekannten Situationen aneignen lassen. Auch die PR-Branche ist stetig im Wandel und man muss sich immer wieder neuen Aufgaben stellen. Wer seine Komfortzone schon zuvor verlassen hat, stellt sich diesen Herausforderungen gelassener.
Ein Gap Year ist also keinesfalls eine Lücke im Lebenslauf oder mit einem Urlaub gleichzusetzen. Es bietet viel mehr die Möglichkeit, durch Praktika, Sprachreisen oder Work and Travel Lebenserfahrungen zu sammeln, auf die man im Arbeitsalltag zurückgreifen kann.
Wohin geht die Reise?
Natürlich gibt es viele weitere Wege, die nach dem Bachelor denkbar sind. Gespräche mit Freunden oder der Familie führen einem vor Augen, wie unüberschaubar diese Vielfalt sein kann. Ich für meinen Teil denke, dass diese Vielfalt ein Geschenk ist. Wir haben heute nicht nur den Luxus, aus vielen Möglichkeiten wählen zu können, sondern auch die Option, unsere Meinung zu ändern.
Ich kann mir gut vorstellen, ein Gap Year mit anschließendem Master zu absolvieren, um danach gut vorbereitet in den Job zu starten. Vielleicht stoße ich aber auch in den nächsten Wochen auf meinen Traumjob und plane meine Zukunft wieder neu.
Ich bin froh, dass ich mich damals für ein PR-Studium entschieden habe, welches mir nun viel Freiheit in meiner Berufswahl und bei der Gestaltung meiner Zukunft lässt. Folglich gibt es viele Wege, die ich gehen könnte. Jede Möglichkeit ist es wert, sie genauer in Betracht zu ziehen. Niemand kann einem die Entscheidung abnehmen und das ist es auch, was die letzten Monate vor dem Bachelor so spannend macht!
// Über die Autorin
Lisa Speelmann ist 23 Jahre alt und studiert im sechsten Semester PR an der Hochschule Hannover. Seit 2016 ist sie als Mitglied der Online-Redaktion in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und Marketing der Hochschule beschäftigt. Die Zeit nach dem Bachelor möchte sie nutzen, um mehr Praxis- und Auslandserfahrung zu sammeln.