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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
hinter den individualisierten Produktempfehlungen beim Online-Shopping, den passenden Liedvorschlägen beim Musik-Streaming oder der punktgenauen Zielführung von Navigationssystemen steckt immer auch ein maßgeschneiderter Algorithmus. Wo greifen Algorithmen in der digitalen Welt, welche Neuigkeiten gibt es und was ist in Zukunft noch zu erwarten? Erste Antworten halten wir heute für Sie im OSK Weekly bereit, dem letzten vor der Sommerpause. Mitte August sind wir wieder zurück.
Viel Spaß beim Lesen!
LinkedIn bekommt einen neuen Algorithmus für „meaningful“ Content
LinkedIn möchte, wie schon zuvor Facebook, relevanten Content prominenter platzieren. Das Business-Netzwerk will dies vor allem durch die Stärkung der Bedeutung von Interaktionen erreichen, sprich: Je mehr Nutzer mit einem Beitrag interagieren, umso höher wird er im Feed gelistet. Das Markieren von anderen im eigenen Post kann daher genauso sinnvoll sein wie das Beantworten von Kommentaren unter dem eigenen Beitrag. Allerdings: Für Medienseiten, die auf LinkedIn publizieren, seien die Änderungen des Algorithmus zunächst keine gute Nachricht: Ähnlich wie bei Facebook verlieren sie vermutlich an Reichweite. Denn die Plattform bevorzuge Menschen gegenüber Unternehmens- und Medienseiten.
Sieben Fäuste für ein Halleluja: Tipps für den YouTube-Algorithmus
Eigene Videos in der YouTube-Suche prominent zu platzieren, ist aufwendig. Ulv Michel hat sich auf OnlineMarketing.de im Detail mit dem YouTube-Algorithmus auseinandergesetzt und gibt zum Thema praktische Tipps und Insights. So betont er beispielsweise die Wichtigkeit der Verweildauer von Zuschauern und erläutert den Unterschied zwischen acht Sekunden kurzen Short Clicks, die es zu vermeiden gilt, und den erstrebenswerten Long Clicks, die über acht Minuten andauern. Im Detail geht er auch auf die Relevanz von Video-Metadaten ein, empfiehlt einen Videotitel mit weniger als 50 Zeichen und eine Videobeschreibung mit einer Textlänge von 50 bis 150 Wörtern.
Algorithmen für die Erstellung von PR-Texten
Im Rahmen unserer Interviewreihe #ZukunftDerPR haben wir mit Tobias Kaufmann gesprochen, der die Abteilung Medien und Kommunikation beim Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln leitet. Auch für ihn und seine Tätigkeit spielen Algorithmen eine große Rolle – beispielsweise bei der Auswertung von Kennzahlen in der Erfolgsmessung von Kommunikationsarbeit oder bei der Bewertung der Relevanz einzelner Meldungen. Gleichzeitig sieht er in Zukunft auch Chancen für die Texterstellung durch KIs – die natürlich erst durch Algorithmen lernen müssen, um besser zu werden.
Echt(e) Amazon(e): Der wahrscheinlich erfolgreichste Algorithmus der Welt
Amazon ist nicht ohne Grund einer der größten Online-Versandhändler der Welt. Ein Erfolgsfaktor der Plattform war von Beginn an ein genialer Algorithmus, der personalisierte Produktempfehlungen ermöglicht – und der immer besser wird. Laut der Unternehmensberatung McKinsey sollen ganze 35 Prozent aller Amazon-Verkäufe auf Produktempfehlungen des Algorithmus zurückgehen. Erstellt wurde er damals von Greg Linden, einem früheren Entwickler des Versandriesen. Heute gilt das System als Grundlage für eine Vielzahl von Empfehlungsroutinen, sei es beim Shopping, bei Musik oder Video.
TikTok, who’s there: Das Newsgeschäft von ByteDance
Der Erfolg der chinesischen Video-App TikTok ist vor allem durch einen perfekt funktionierenden Algorithmus zu erklären, der sehr präzise die Interessen der Nutzer analysiert und so passende, weitere Videos anbietet. Entwickler ByteDance, ursprünglich ein Experte für künstliche Intelligenz, möchte von diesem Algorithmus nun auch im Nachrichtengeschäft mit den News-Aggregatoren Toutiao, TopBuzz und News Republic profitieren. Letztere Plattform besteht zwar bereits seit 2011 in Europa, nutzt allerdings erst seit 2018 den Algorithmus von ByteDance. Stefan Lange, Director Business Development bei News Republic, erklärt dessen Funktion so: „Wenn der Algorithmus merkt, dass von gewissen Lesern Nachrichten vom ,Kicker‘ über den FC St. Pauli überdurchschnittlich geklickt werden, so erhalten auch andere St.-Pauli-Fans diese Nachrichten bevorzugt angeboten.“ Bisher sind die Nutzerzahlen mit rund einer Million Menschen vergleichsweise gering – das mag sich aber in Zukunft noch ändern.
Ein Algorithmus, zwei Werkzeuge: Instagram reagiert auf Cybermobbing
Wie auch Facebook steht Instagram immer wieder in der Kritik, nicht genug gegen Hate Speech und Cybermobbing zu unternehmen. Nun hat die Facebook-Tochter zwei Wege vorgestellt, um es den potenziellen Tätern in Zukunft schwerer zu machen. Zum einen soll ein neuer Algorithmus Nachrichten und Kommentare schon beim Schreiben nach Beleidigungen durchforsten und den Absender bei Vorhandensein fragen, ob er den anderen Nutzer wirklich verbal angehen will. Zum anderen soll eine neue Funktion Nutzern erlauben, andere User „einzuschränken“. Deren Kommentare auf dem eigenen Profil sind dann erst nach Freischaltung sichtbar. Zudem können eingeschränkte Nutzer nicht sehen, ob man selbst gerade online ist oder ihre Nachricht gelesen wurde.
Heute kein Foto für dich: Algorithmen im Personalwesen
Auch in anderen Bereichen werden Algorithmen immer öfter genutzt, um Vorgänge zu beschleunigen, große Datenmengen zu bewältigen und um Entscheidungen zu fällen. Die Bertelsmann Stiftung hat in ihrem Projekt „Ethik der Algorithmen“ untersucht, inwiefern solche per Algorithmus gefällten Entscheidungen zukünftig unser Leben beeinflussen könnten – zum Beispiel im Personalwesen. In dem Paper heißt es zum Beispiel: „(Algorithmen) können Muster in großen Datenmengen erkennen … (und) konsistent entscheiden, wo wir Menschen mit Vorurteilen kämpfen.“ Gleichzeitig warnt das Dokument davor, „… uns zugleich der Grenzen der Technologie bewusst (zu) werden.“ Im Klartext: Natürlich können uns Algorithmen in vielen Situationen weiterhelfen. Wir sollten allerdings stets die Kontrolle behalten, denn letztendlich ist der Algorithmus nur ein Roboter, der auf Keywords reagiert – und die wiederum sagen letztendlich gar nichts über den Charakter eines Menschen aus.
Blick in die Glaskugel: KI warnt vor Baustellen-Unfällen
Mit einer deutlich höheren Unfallrate als in anderen Branchen ist das Baugewerbe ein gefährliches Pflaster. Das Bostoner Bauunternehmen Suffolk möchte das ändern und entwickelt dafür gemeinsam mit einem Spezialisten für Bilderkennung ein System, das Unfälle vorhersagen soll. Über einen Deep-Learning-Algorithmus lernt das System durch das Füttern mit Baustellenfotos und Unfallskizzen und kann so eventuelle Gefahrenquellen und -situationen vorhersagen. An dem System gibt es allerdings auch Kritik, da es gleichzeitig dazu genutzt werden kann, die geleistete Arbeit von Mitarbeitern dezidiert nachzuverfolgen, wie es beispielsweise Uber oder Lyft, aber auch Amazon heute schon tun.
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