„Und, wo möchtest du nach deinem Studium mal arbeiten? Du kannst doch bestimmt alles machen, denn jedes Unternehmen braucht doch heutzutage Medien und Kommunikation!“ Das sind Aussagen, die ich aus meinem Bekannten- und Familienkreis immer mal wieder zu hören bekomme. Auch in Geprächen mit meinen Freund*innen oder Kommiliton*innen tauchen diese Sätze in regelmäßigen Abständen auf. Sie werden dann, mal mehr mal weniger, Mittelpunkt einer Gesprächsrunde, die teilweise ausufert in eine tiefergehende Diskussion über die speziell in unserer Generation allgegenwärtige Frage: „Was möchte ich mit meiner Zukunft anfangen?“
Aktuell ist unsere Zukunft mehr als ungewiss und das schürt bei Absolvent*innen Ängste vor dem Eintritt in den Arbeitsmarkt. Dabei sind wir jungen Talente überaus wertvoll für Unternehmen und Agenturen. Doch welche Wünsche und Erwartungen haben wir an potenzielle Arbeitgeber*innen? Und was haben wir dafür im Gegenzug zu bieten?
Neu auf dem Arbeitsmarkt in 2022
Ich habe das Gefühl, dass ich nach einer gewissen Sinnhaftigkeit im Leben strebe. Dass ich keinen „nine-to-five“-Job machen möchte und meine Prioritäten nicht auf einer steilen Karriere mit überdurchschnittlich hohem Gehalt liegen. Zusätzlich zu der in Bewerbungsgesprächen gern gestellten Frage, wo ich mich in fünf Jahren sehe, auf die ich auch heute noch keine Antwort habe, kommt der erschwerende Umstand, dass wir uns mitten in einer globalen Pandemie befinden. Das verunsichert uns Student*innen, die den Abschluss im Jahr 2022 bzw. 2023 machen werden, umso mehr. Denn es lässt die Aussichten auf einen festen Job mit entspannter Arbeitsatmosphäre, flachen Hierarchien und netten Kolleg*innen nach dem Studium gering erscheinen.
All die Bekannten und Familienangehörigen haben schon Recht – jedes Unternehmen braucht heutzutage gute Leute für den Umgang mit den neuen Medien. Gleiches gilt in Bezug auf die interne und externe Kommunikation. Tatsächlich sind gerade Jobs im Bereich Medien und Kommunikation gefragt, wie etwa die GWA Nachwuchsstudie 2020 zeigt – und das nicht nur bei Studierenden dieses Bereichs, sondern auch bei verwandten Studiengängen wie Wirtschafts- oder Ingenieurwissenschaften.
Die „neue“ Generation auf dem Arbeitsmarkt – von Wünschen und Erwartungen
In Studien und Artikeln über die Charakteristika der Generationen Y und Z lese ich immer wieder von unseren erhöhten Ansprüchen an zukünftige Arbeitgeber*innen, unseren Wunsch nach einer sinnvollen Aufgabe sowie dem Drang nach Freiheit und Verwirklichung. Auf mich selbst bezogen kann ich sagen: Das stimmt. Ich persönlich kann mich mit diesen genannten Punkten identifizieren. Wenn ich in hohem Alter auf mein Leben zurückblicke, möchte ich stolz sein auf das, was ich geschafft habe. Ich glaube, es ist die Sinnhaftigkeit, die mir und meiner Generation grundlegend wichtig ist. Stehe ich hinter dem, was ich tue? Kann ich es mit gutem Gewissen vertreten und hat es die Welt vielleicht ein kleines Stückchen besser gemacht?
Von einem/einer zukünftigen Arbeitgeber*in wünsche ich mir – so wie sicherlich viele andere Young Talents – daher eine bestehende Corporate Social Responsibility sowie das Bemühen darum, einen positiven Beitrag zu Gesellschaft und Umwelt zu leisten. Nicht nur das Wirtschaften im eigenen Sinne und für die eigene Sache, sondern das Streben nach etwas Größerem. Etwas, das nicht nur dem Unternehmen zugutekommt, sondern möglichst vielen Menschen. Etwas, auf das alle stolz sein können, die Teil davon sind. Natürlich kann ein einzelnes Unternehmen nicht die ganze Welt verbessern, aber jede Organisation kann versuchen, auf die eigene Art und Weise etwas zum großen Ganzen beizutragen.
Zufrieden und produktiv
Als Berufseinsteigerin liegen mir außerdem die Atmosphäre im Team sowie die Strukturen im Unternehmen am Herzen, unter anderem, weil ich es bereits in vielen Praktika während meines Bachelors selbst erlebt habe. Denn sich von Anfang an wohl und als Teil des Teams fühlen zu können, bereichert das allgemeine Zusammenarbeiten ungemein. Dabei ist es auch wichtig, sich selbst proaktiv einzubringen und für ein gutes Verhältnis zu den Kolleg*innen zu sorgen.
Genauso bedeutend ist es aber, vom bestehenden Team von Anfang an als vollwertiges Mitglied aufgenommen zu werden, sodass einem der Einstieg so leicht wie möglich gemacht wird. Ich habe einmal gelesen „Nur glückliche Mitarbeiter*innen sind gute Mitarbeiter*innen“ und seitdem denke ich immer wieder, dass das goldrichtig ist! Eine Oxford-Studie bestätigt sogar, dass glückliche Mitarbeiter*innen deutlich produktiver sind. Und Produktivität zählt in Unternehmen und Agenturen oft mitunter zu den wichtigsten KPIs für den eigenen Erfolg.
Young Talents – Wir sind es wert
„Man kann nicht nicht kommunizieren“, sagte der österreichische Philosoph und Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick. In der heutigen Zeit, in der Aufmerksamkeit eine ausschlaggebende Währung ist, wird Kommunikation generell immer wichtiger. Als Resultat entstehen immer weitere Distributionskanäle, über die ein Unternehmen kommunizieren kann. Genau deshalb wird es für Marken immer wichtiger, die neuen Trends zu erkennen und immer auf dem Laufenden zu bleiben, um die eigenen Zielgruppen noch optimal zu erreichen.
Weshalb Unternehmen auch gerade jetzt in uns junge Talente im Bereich Medien und Kommunikation investieren sollten? Ganz einfach: wegen unserer Prioritäten! Ich glaube, was uns ausmacht, ist das Streben nach etwas Sinnvollem und der Blick in die Zukunft. Nicht nur der Blick in unsere eigene Zukunft, sondern auch der in die Zukunft von Organisationen.
Einen Schritt voraus
Unsere Generation ist geprägt von dem Wunsch, unsere Zukunft zu verbessern und etwas Nachhaltiges zu erschaffen, etwas das bleibt. In Zeiten einer sich ständig wandelnden VUCA-Welt („volatility“, „uncertainty“, „complexity“, „ambiguity“) haben es Unternehmen immer schwerer, weit im Voraus zu planen. Wir jungen, angehenden Kommunikationsexpert*innen bringen in diesem Kontext die notwendige Agilität mit, um Marken für die kommenden Herausforderungen zu wappnen.
Wir sind oft einen Schritt voraus, denn wir sind in der Welt der Medien aufgewachsen, kennen die Tücken und Tricks und wissen, wie man erreicht, was in der Welt der Kommunikation heute am meisten Bedeutung hat: Aufmerksamkeit. Unsere Stärke liegt darin, nicht nur an morgen zu denken, sondern auch an übermorgen. Und das macht uns für Arbeitgeber wertvoll.
Alle weiteren PRSH-Artikel gibt es hier.
// Über die Autorin
Merle Stephan ist 24 Jahre jung, hat im Sommer 2020 ihren Bachelor in Medien und Kommunikation an der Hochschule Hannover absolviert und studiert aktuell den Master Kommunikationsmanagement ebenfalls an der HsH. Mit Beginn des Masters ist sie auch dem PRSH beigetreten, in welchem sie seit November 2020 das Kommunikationsteam unterstützt. Neben ihrem Studium lebt sie sich gern kommunikativ und kreativ in verschiedenen Bereichen aus und baut sich zusätzlich ein zweites Standbein als selbstständige Fotografin auf. (Bild: Laura Schepers)