Zu wenig Zeit für zu viel Social Media: ein Problem, das viele Unternehmer haben. Insbesondere dann, wenn sie nicht über Mitarbeiter verfügen, die sie darin unterstützen. Doch auch ein Social-Media-Team kann sich verzetteln. Was lässt sich dagegen tun? Wie können Social-Media-Ressourcen effizient eingesetzt werden?
#1 Das Grundprinzip von Social Media verstehen und nicht darauf hereinfallen
Die Betreiber sozialer Netzwerke haben ein zentrales Ziel vor Augen: so viele Nutzer wie möglich so lange wie möglich an sich zu binden. Je mehr Zeit User auf Social-Media-Plattformen verbringen, desto attraktiver werden die Werbeplätze, was den Verdienst für die Betreiber steigert.
Bei TV-Sendern geht es um Quoten, Zeitungen leben von Auflagen und soziale Netzwerke vom Engagement. Unternehmer müssen darauf achten, auf der wirtschaftlich richtigen Seite zu stehen: Indem sie so viel Zeit wie nötig für ihre Arbeit in diesen Kanälen verbringen, ohne jedoch Ressourcen zu verschwenden. Denn die Versuchung ist groß, vom Publisher selbst zum Opfer dieses Grundprinzips zu werden.
Das Ergebnis: Plötzlich hat man Stunden bei Facebook oder Instagram verbracht, ohne zu wissen, womit. Und die eigentlich zehnsekündige Aufgabe, eine gut gelaufene Kampagne mit einem einzigen Mausklick zu verlängern, nicht geschafft.
Dazu darf es nicht kommen. Der unternehmerische Umgang mit Social Media muss zielorientiert, konzentriert und pragmatisch ablaufen. Entsprechende Disziplin benötigen alle dafür verantwortlichen Mitarbeiter. Eine Recherche in den sozialen Netzwerken darf nicht die Ausrede dafür sein, einfach nur vor sich hin zu surfen und die Feeds anderer Nutzer zu konsumieren. Selbstbeherrschung ist also ein wichtiger Bestandteil des Erfolges und gehört zu den Grundeigenschaften eines guten Social Media Managers.
#2 Zu 100 Prozent auf die Zielgruppe fokussieren
Der Abteilungsleiter nutzt in seiner Freizeit gern Instagram und seine Frau schwärmt ihm schon seit Wochen von Pinterest vor – dann ist es ja nur logisch, dass beides in das nächste Social-Media-Strategiemeeting gehört. Oder? Bitte nicht! Persönliche Netzwerk-Vorlieben haben in der Unternehmenskommunikation kein Gewicht. Sie können höchstens dann nützlich sein, wenn schon vorab festgelegt wurde, in welchen Kanälen ein Engagement sinnvoll ist. Sinnvoll meint, dass über diese Kanäle die eigene Zielgruppe erreicht wird. Dann kann persönliche Erfahrung beim Einrichten, Zurechtfinden und Bespielen mit Content durchaus helfen.
Manche Unternehmer gehen aber den umgekehrten Weg: Sie setzen diejenigen Netzwerke im Unternehmen durch, die sie oder Nahestehende im Privaten mögen. Das ist fatal, denn so fließen die Ressourcen für Social Media Marketing schlimmstenfalls in die völlig falschen Kanäle. Dann können noch so schicke Fotos das Instagram-Profil zieren – wenn die eigenen Kunden, ob privat oder beruflich, sich nicht oder kaum dort aufhalten, war die Arbeit umsonst.
Wie im Verkauf und Vertrieb generell müssen alle Augen auf den Kunden gerichtet sein: Was braucht dieser? Welche Sorgen, Bedürfnisse und Wünsche hat er? Mit welcher Ansprache lässt er sich erreichen? Wann und wo ist er in welchem Netzwerk und mit welcher Absicht aktiv?
All diese Fragen stellen sich natürlich auch bei anderen Zielgruppen, es muss nicht immer um Kunden gehen. Auch Geschäftspartner lassen sich über Social Media erreichen – wenn man die eigenen Hausaufgaben gemacht und sich für eine funktionierende Strategie innerhalb der sozialen Netzwerke vollständig von eigenen Ego-Ansätzen gelöst hat. Kurzum: Nicht, was einem selbst gefällt, sollte die Grundlage für Social Media entscheiden. Sondern die Nutzungsgewohnheiten der Kunden.
#3 Tools bewusst auswählen
Tools können Social Media Marketing erheblich erleichtern. Es lauert jedoch dieselbe Falle wie in sozialen Netzwerken: sich in der uferlosen Vielfalt der Tools zu verlieren. Damit das nicht passiert, sollten Publisher nicht unbedarft „Social Media Tools“ in Google eingeben und munter durch jeden einzelnen Vergleich oder Artikel klicken. Das dauert Stunden oder sogar Tage.
Es gibt auch Unternehmer, die Wochen damit verbringen, die perfekten Tools für ihr Social Media Marketing zu finden. Das widerspricht fundamental dem Sinn von Tools: Zeit zu sparen und Prozesse effizienter zu gestalten. Zeit für die Suche nach passenden Tools zu blocken, ist sinnvoll. Sich in dieser Suche zu verlieren und damit von wichtigen Tagesaufgaben abzulenken, nicht.
Um diese Ablenkungsgefahr von vornherein zu vermeiden, gilt es, fokussiert nach Tools zu suchen. Als würde man einen Filter in einer Suchmaske einstellen und so weniger, dafür aber treffsichere Ergebnisse finden. Zugleich ist der klare Fokus ein Schutz davor, sich von der Flut der Tools mitreißen zu lassen.
Grundsätzlich sollte man sich vor der Recherche also folgende Frage stellen: Für welchen konkreten Zweck suche ich Social Media Tools?
Es gibt vier wesentliche Bereiche, in denen Tools sinnvoll sind:
• Content Distribution
• Content Curation
• Follower Management
• Social Media Monitoring
Publisher haben hierbei die Wahl zwischen All-in-one-Lösungen oder einer Tool-Zusammenstellung nach Baukastenprinzip. Beides hat seine Vor- und Nachteile.
Vorteile von All-in-one-Lösungen
• mühsame Suche nach weiteren Tools entfällt
• Einarbeitung ist leichter: Einmal das Ökosystem des Tools verstanden, lassen sich alle Features leichter nutzen
• sauber ineinandergreifende, da einheitlich programmierte Schnittstellen
Nachteile von All-in-one-Lösungen
• oftmals recht teuer
• großer Funktionsumfang, der zum Teil nicht genutzt beziehungsweise benötigt wird
• behäbig; Updates dauern durch Entscheidungsprozesse und Teamstärke der Tool-Entwickler mitunter lange, nicht optimal für einen hochdynamischen Markt
Auch ein Tool-Baukastensystem hat seine Vor- und Nachteile:
Vorteile individueller Tool-Zusammenstellung
• freie Kombinationsmöglichkeiten nach eigenem Bedarf und Budget
• Nutzung des benötigten Funktionsumfangs, daher auch Einsatz schlanker, kostenloser Tools möglich
• dynamischer Austausch einzelner Tools jederzeit möglich: Ist ein anderes Tool inzwischen fitter für den Markt? Dann lässt sich der Wechsel schnell vollziehen
Nachteile individueller Tool-Zusammenstellung
• langwierige Suche nach passenden Tools
• Einarbeitung muss für jedes Tool neu erfolgen
• Kommunikation und Synchronisation zwischen den Tools kann fehlschlagen – zum Beispiel dann, wenn Tool A über keine Schnittstelle für Tool B verfügt
Eine falsch angegangene Tool-Recherche ohne klaren Fokus auf den konkreten Feature-Bedarf ist einer der schlimmsten Zeitfresser im Social Media Marketing. Denn wie die sozialen Netzwerke selbst buhlen auch die Tool-Anbieter um die Aufmerksamkeit der Nutzer. Ein wirksamer Schutz dagegen ist Klarheit, und zwar im Vorhinein.
#4 Eine verbindliche Strategie aufsetzen und Geduld mitbringen
In einigen Unternehmen ist nicht die Social-Media-Strategie das Problem – sondern deren Umsetzung beziehungsweise Nichtumsetzung. Das zeigt sich in Form innerer oder auch im Team vorgetragener Überlegungen:
• Ist das der richtige Kurs?
• Warum passiert noch nichts?
• Sollten wir nicht doch lieber unser Engagement bei Instagram einstellen und mehr bei Facebook machen?
• Wieso macht Konkurrent X, Y jetzt etwas anderes als wir? Sollten wir das jetzt auch machen?
Zaudern, Zweifeln und Zögern zerbröselt jedes noch so starke Konzept. Wenn der Vorgesetzte ständig Posting infrage stellt, ängstlich auf das Treiben der Wettbewerber schielt und kein Vertrauen in den ebenso langwierigen wie nachhaltigen Aufbau der Social-Media-Kanäle hat, sabotiert er damit die Strategie und den möglichen Erfolg.
Nicht immer eine Frage der Ressourcen, sondern der Einteilung
Bei genauerem Hinsehen liegt es oftmals nicht an fehlenden Ressourcen, dass Social Media Marketing nicht funktioniert – sondern am fehlenden Mut, diese auszuschöpfen und eine Phase durchzuhalten, in der sich der Erfolg noch nicht einstellt. Denn auch in der schnelllebigen Welt der Digitalisierung ist der Markenaufbau in sozialen Netzwerken ein langwieriger, anstrengender Prozess. Aber einer, der sich lohnt – wenn er fokussiert, mutig, mit Disziplin und konsequent angegangen wird.
// Über den Autor
Benjamin Brückner ist Journalist, Blogger und Gründer der Online-Plattform Freelance Start. Nach mehrjährigen Tätigkeiten in Hörfunk- und Fernsehredaktionen veröffentlichte er zwei Bücher und arbeitet unter anderem als Redakteur und Newsletter-Teamleiter bei Zielbar. Auf seinem eigenen Blog verfasst er regelmäßig Rezensionen, Lesetipps und Analysen zu gesellschaftlichen Themen. Privat interessiert Benjamin sich für Philosophie, Geschichte, Sport, digitale Entwicklungen und natürlich für kreatives Schreiben. Für den OSK-Blog schreibt Benjamin als Gast-Autor über aktuelle Internettrends, die Digitalisierung und die Medienbranche.
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