Social Media Nutzung Studenten Titel

0,37 Sekunden. Es hat nur einen Wimpernschlag gedauert, da hat Google 499.000 digitale Spuren für das Stichwort „Niklas Fischer“ im Netz gefunden. Zugegeben: Der geringste Bruchteil davon wird tatsächlich mit mir zu tun haben. Der Name ist nicht unbedingt selten. Doch unter den ersten Treffern findet man meinen Twitter-Kanal, mein Xing-Profil und auch die Vorstandsseite des PRSH wird angezeigt. Die heutigen Studierenden gehören zur ersten Generation, die mit dem gesamten Portfolio der Selbstdarstellung im Social Web aufgewachsen ist. Dementsprechend verwenden wir soziale Netzwerke, um uns zu präsentieren. Wie Studierende soziale Netzwerke nutzen und auf welchen Plattformen sie aktiv sind, erkläre ich im Folgenden.

Facebook – die alte Dame

Auf dem Zuckerberg’schen Prunkstück der Social-Media-Kanäle haben wohl die allermeisten zum ersten Mal online kommuniziert. Doch Fakt ist: Eine Plattform, auf der Studierende eigenen Content posten, ist Facebook schon lange nicht mehr.

Vielmehr ist das Netzwerk zu einem großen Markierspiel verkommen mit GIFs und Memes, die sich ständig wiederholen. Ursprünglich unter dem Namen Facemash gestartet und als Dating-Profil für Studierende („studentischer Tindergarten“) konzipiert, wurde Facebook zum bedeutendsten sozialen Netzwerk. Davon ist heute nicht mehr viel übrig. Die Plattform ist aus meiner Sicht heute ein schlechteres 9GAG.

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Ohne Hubs wie das PR-Journal oder den PRSH würden viele PR-Studierende auf Facebook nichts aus der Branche mitbekommen. Es werden wenige bis gar keine Branchenkontakte gepflegt. Daher führt eine Bewerber-Recherche bei der „alten Dame“ meist zu keinem relevanten Ergebnis, wollen Personaler nicht gerade in der Chronik nachschauen, welchen Film jemand im Juni 2013 geguckt hat.

Instagram – ach, wie schön ist die Welt

Instagram ist nach meiner Erfahrung die am intensivsten genutzte Plattform unter Studierenden. Ein Grund dafür sind die vielfältigen Möglichkeiten, die einem Instagram bietet. Zahlreiche Designeinstellungen für Bilder, viel Individualität und die Chance, verhältnismäßig schnell eine große Followerschaft aufzubauen, sind starke Argumente für das Eintauchen in die schöne, heile Insta-Welt.

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Instagram ist geprägt von Bildern aus dem privaten Umfeld, die meist ästhetisch und kunstvoll designt sind. Häufig stehen diese für sich selber und benötigen keine Bildbeschreibungen. Ich persönlich stehe dort mittlerweile auch im erweiterten Kontakt mit Speakern von PRSH Events, Professionals, Kollegen und Kommilitonen. Jedoch ist dies auf keinen Fall die Regel!

Nichtsdestotrotz können aus der Art des Feeds und wie dieser gepflegt ist, gewisse Schlüsse über die Kompetenz einer Person in Schrift und Bild gezogen werden. Doch Instagram bleibt für die meisten Studierenden ein privater Kanal mit privaten Momenten, bei denen ein Arbeitgeber meist nur auf Bildern der Weihnachtsfeier, beim allmorgendlichen Spiegelselfie mit der Aufschrift „Work Work Work“ oder beim gemeinsamen Mittagessen/Agenturkochen auftaucht.

// Über den Artikel

In einer Kooperation mit dem PRSH. e.V veröffentlichen Studenten des Fachs “Public Relations” an der Hochschule Hannover regelmäßig Artikel auf dem OSK Blog. Der Nachwuchs bildet die Kommunikationsprofis von Morgen, weswegen wir uns schon heute ihre Meinung zu Branchenentwicklungen, der Ausbildung und Kommunikations-Trends anhören.

Snapchat – ist nicht tot!

… noch nicht. Snapchat hat aber einen gewaltigen Fehler gemacht. Zunächst gefeiert, weil sich der Messenger trotz lukrativem Angebot nicht von Facebook übernehmen ließ, herrscht nun Frust bei vielen „Snappern“. Denn das Konkurrenzprodukt Instagram Stories (seines Zeichens aus dem Hause Zuckerberg) befindet sich auf der Überholspur.

Meine Beobachtung ist, dass sich mehr und mehr Studierende bei der Erstellung einer Story eher für Instagram entscheiden. Auch, wenn Instagram in puncto Stories vorne liegt, so hat Snapchat immer noch einen großen Vorsprung beim direkten Snappen mit dem eigenen Netzwerk, also beim direkten Versenden von Bildern und Videos zwischen zwei Usern.

Schlussendlich ist es das Ziel einer Story, dass sie von den Freunden gesehen wird. Die Nutzung der Plattform hängt also davon ab, wo sich das eigene Netzwerk tummelt. Zur Recherche potenzieller Mitarbeiter eignet sich die App überhaupt nicht, da sie wie ein privater Messenger funktioniert und Inhalte nicht öffentlich sichtbar sind.

Twitter – postest du noch oder zwitscherst du noch?

Mit 16 folgte ich bei Twitter meinen Idolen – vornehmlich bekannten YouTubern wie Dner, ungespielt und Sturmwaffel. Sie veröffentlichten hauptsächlich Let’s Plays, also Videos, in denen sie Computerspiele spielen und diese auf unterhaltsame Art kommentieren. Schon damals erkannte ich, dass ich mit Twitter immer auf dem Laufenden und topaktuell informiert bin. Das hat sich seitdem nicht geändert. Was sich geändert hat, sind meine Abonnements. Heute sind nur noch zwei YouTuber Teil meiner Kontaktliste, die sich nun vor allem aus PR-Profis und digitalen Helden zusammensetzt. Wirtschaftsmagazine, PR-Agenturen und Trendsetting Blogs dominieren meinen Feed.

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Bei Twitter haben PR-Studierenden den besten Überblick über die Branche. Außerdem ist die Interaktion unter den Kommilitonen und mit der Branche hoch – man kennt sich halt. Regelmäßiges Zwitschern kann dabei helfen, einen ersten Fuß in die Branchen-Tür zu stellen. Antworten auf Tweets von CEOs und PR-Köpfen sind stets empfohlen.

Vielleicht sind wir ja eines Tages so weit, dass man sich auch mittels eines einzigartigen Twitter-Profils bewerben kann.

Xing – wer kennt wen 2.0

„Eure erste Handlung sollte sein, euch ein Xing-Profil anzulegen und dieses in eurer E-Mail-Signatur zu hinterlegen.“ Das war der Tipp der älteren Semester, als ich noch Ersti war. Für diesen Hinweis bin ich heute noch dankbar. Vor allem durch die Vorstandsarbeit im PRSH knüpft man unfassbar viele Kontakte in der Branche. Aber auch als Studierender wächst durch den ständigen Praxisbezug und externe Gastdozenten andauernd das Netzwerk. Dies manifestiert sich bei uns im Xing-Profil – ein „wer kennt wen 2.0“.

Xing hilft vor allem dabei, das eigene Netzwerk sichtbarer zu machen. Man knüpft nach und nach neue Kontakte und merkt, wer Teil der Branche ist. Realistisch betrachtet muss man festhalten, dass die Karriereplattform nicht zum ständigen Austausch taugt. Viele Kontakte fügt man hinzu, ohne dass anschließend eine tiefer gehende Konversation entsteht. Dafür ist häufig Twitter das Mittel der Wahl.

Aus meiner Sicht hat Xing den Anspruch, eine Art „Business-Facebook für Deutschland“ zu sein. Und genau diesen Zweck erfüllt es perfekt. Wer eher internationale Kontakte aufbauen möchte, der ist wahrscheinlich bei LinkedIn besser aufgehoben.

Soziale Netzwerke als Teil der Bewerbung

HR-Verantwortliche, die passende Bewerber finden wollen, sollten über das klassische Motivationsschreiben hinausdenken. Social-Profile helfen dabei, den Ersteindruck zu einem Bewerber zu vertiefen, und erlauben eine genauere Bewertung.

Für Studierende wiederum ist es wichtig, ihre Kanäle zu pflegen und zu prüfen, was sie zeigen möchten. Egal welchen Kanal sie für ihre Außendarstellung favorisieren, sie sollten sich unterscheidbar und interessant präsentieren. Haltung, Humor, Rhetorik, ein Auge für tolle Motive: Das alles kann Personalverantwortliche überzeugen.

// Über den Autor

Niklas Fischer swNiklas Fischer ist PR-Student im fünften Semester an der Hochschule Hannover. Neben seiner Tätigkeit als Vorstandsmitglied beim PRSH, bei dem er Social-Media-Kanäle und Website des Vereins betreut, philosophiert er auf seinem eigenen Blog über deutschen Hip-Hop. Sobald er die Vorlesungssäle auf der Expo Plaza verlassen hat, spielt Niklas gerne Tennis und Basketball. Spezialisiert ist Niklas vor allem auf den Bereich Sportkommunikation, weshalb es sein Ziel ist, in der Presse- und Medienabteilung von Schalke 04 zu arbeiten, wo er bereits ein Praktikum absolvierte.

 

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