OSK Blog - Status Social Audio - Titel

Clubhouse – gibt es das noch? Eine berechtigte Frage, nachdem das Interesse an der Audio-App, von der im Frühjahr 2021 jeder gesprochen hat, inzwischen deutlich abgeflacht ist. Was ist von dem anfänglich riesigen Hype um Clubhouse geblieben?

Während die App über die jüngsten Nutzungszahlen schweigt, ziehen andere Plattformen mit neuen Social-Audio-Features nach. Wie der aktuelle Stand rund um den Audio-Trend ist, erklären wir im Blogartikel.

OSK Blog - Status Social Audio - Clubhouse

Zurück zur Normalität

Clubhouse ist ein Mix aus Podcast, Chatraum, Radio und Telefonieren: In virtuellen Gruppenräumen wird live gesprochen. Wie viele Besucher*innen die App aktuell zählt, ist unklar, denn das Unternehmen hält sich zu Zahlen bedeckt. Clubhouse-Chef Paul Davison sagt, es gäbe ein stetiges Wachstum, aber man sei zu Beginn zu schnell gewachsen. Und wenn man zu schnell wachse, könnten Dinge auch schief gehen. Von einem Hype bleibe am Ende aber immer etwas übrig.  

Warum ist Clubhouse vom Erfolgskurs abgekommen? Zum einen gelinge es nur einem Bruchteil von Apps, einen kurzfristigen Hype in langfristiges Wachstum zu transferieren, meint Markus Kaiser, Professor für digitale Medien an der Technischen Hochschule Nürnberg. Zum anderen könne die zwischenzeitlich entspanntere Pandemie-Lage im vergangenen Sommer dazu geführt haben, dass die Menschen weniger Zeit mit ihren Smartphones verbrachten. Darüber hinaus musste Clubhouse viel Kritik im Bereich Datenschutz einstecken, was besonders in Deutschland viele Nutzer*innen abgeschreckt haben könnte.

OSK Blog - Status Social Audio - Social-Media-Riesen ziehen nach

Social-Media-Riesen ziehen nach

Mit seinen sogenannten Spaces stieg Twitter im Mai 2021 ins Social-Audio-Business ein. Der große Vorteil gegenüber Clubhouse: Jeder kann den Gesprächen beitreten, auch ohne persönliche Einladung. Um bei Clubhouse an Gesprächen teilzunehmen, brauchten User*innen bis Januar 2022 eine Einladung, sonst konnten sie die App nicht nutzen. Viele Unternehmen sind an Twitter Spaces interessiert, wie eine Untersuchung von HubSpot Blog ergab: 44 Prozent der Vermarkter planen im Jahr 2022 erstmals, an Audio-Chat-Räumen teilzunehmen. Dabei interessieren sie sich aber mehr für Twitter Spaces als für Clubhouse.

Auch weitere Social-Media-Riesen versuchen, Live-Audio auf ihren Plattformen zu etablieren. Spotify beispielsweise kaufte im März 2021 die App Locker Room. Das Besondere an dem Dienst ist, dass es dort lediglich um Sport-Inhalte geht. Facebook springt ebenfalls auf den Zug auf und ermöglicht mit ähnlichem Konzept wie Twitter und Clubhouse Online-Gespräche, dafür nutzt das Netzwerk seine Live Audio Rooms.

OSK Blog - Status Social Audio - LinkedIn auf der Überholspur?

LinkedIn auf der Überholspur?

Aktuell am vielversprechendsten sehen die Bemühungen von LinkedIn aus, den Social-Audio-Durchbruch zu schaffen. Bereits im März 2021 bestätigte das Netzwerk, dass es an einer Social-Audio-Funktion arbeitet – jetzt ist das Unternehmen bereit, die sogenannten Audio Events zu starten. Creator*innen können zu bestimmten Themen Veranstaltungen für alle Mitglieder anbieten. Das Erlebnis baut auf dem Format LinkedIn Live auf, über das User*innen in Live-Videos bereits Fachwissen austauschen.

Die Inhalte der Audio-Veranstaltungen auf LinkedIn berücksichtigen laut W&V besonders berufliche Themen und Karriereentwicklung, das könnte ein Vorteil gegenüber der Konkurrenz sein. LinkedIn-Experte Richard van der Blom sieht das Netzwerk immer mehr als „All-in“-Plattform, auf der Personen sich engagieren, zuhören und mit ihrer Community sprechen – also genau das, was für anregende Gespräche nötig ist. LinkedIn gehe dabei weiter als andere Plattformen und biete innovative Live-Kommunikation. Für den Erfolg des Formats sei die Analyse und Überwachung der Inhaltsqualitäten essenziell.

Das neue Feature kommt auf LinkedIn bisher sehr gut an und erste Gesprächsrunden finden statt. Das Businessnetzwerk ist ein Ort, an dem sich Menschen vernetzen und mitteilen wollen, daher könnte das Audio-Format genau das Richtige für die Zielgruppe sein. Allerdings sind eine relevante Themenwahl und spannende Moderator*innen gefragt, damit sich das Feature durchsetzt und das volle Potenzial ausgenutzt wird.

Offenheit statt Exklusivität

Twitter, LinkedIn und Co haben im Vergleich zu Clubhouse den Vorteil, dass viele Nutzer*innen und Prominente bereits auf den Plattformen unterwegs sind, so der Bayrische Rundfunk. Dadurch muss sich die App selbst nicht erst durchsetzen. Da Clubhouse-User*innen anfangs nur per Einladung an Events teilnehmen konnten, entstand eine gewisse Exklusivität, die einige von der App ausschloss. Die anderen sozialen Netzwerke bieten dagegen jedem die Möglichkeit, an Gesprächen teilzunehmen. Das Clubhouse erst ein Jahr nach seinem Durchbruch für alle zugänglich ist, kommt möglicherweise schon zu spät, denn vielen mag der USP der App nicht mehr klar sein.  

Wenn Unternehmen Interesse an eigenen Social-Audio-Auftritten haben, sollten sie vorher überlegen, auf welcher Plattform ihre Zielgruppe am besten anzutreffen ist. So können sie das Event zielorientiert planen und umsetzen. Viele Trends im Netz sind so schnell vorbei, wie sie gekommen sind. Es wird sich daher zeigen, ob sich das Audio-Format in Zukunft etabliert oder durch einen anderen Hype in die Stille verdrängt wird.

Über die Autorin

Melanie Garofalo studiert Technikjournalismus/PR an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in Sankt Augustin. Im Rahmen ihres Studiums absolvierte sie ein Praktikum bei OSK und arbeitet jetzt als Werkstudentin im Team Data & Analytics. Als Ausgleich fährt Melanie in ihrer Freizeit gerne Fahrrad oder liest.

Dieser Artikel wurde vor mehr als einem Jahr veröffentlicht. Sein Inhalt ist möglicherweise nicht mehr aktuell.