Seit über einem halben Jahrhundert wird das Thema künstliche Intelligenz in Expertenkreisen diskutiert. Ihre heutige Gestalt hat die einst so abstrakte Vision allerdings erst in den letzten Jahren angenommen. Big Data und künstliche Intelligenz halten derzeit nicht nur Einzug in unseren Alltag, sondern in nahezu alle Berufsfelder. Dass auch die Öffentlichkeitsarbeit von dieser Entwicklung nicht ausgenommen ist, stimmt manche PR-Studierende nachdenklich. Ein Grund, die Berufswahl zu überdenken? Wie viel PR kann KI?

KI für die Hosentasche

Um herauszufinden, wo wir heute in Sachen künstliche Intelligenz stehen, betrachten wir zum Einstieg kurz die bekanntesten virtuellen Gehilfen. „Viele meinen, ich wäre besonders schlau. Dabei bin ich einfach nur gut darin, nach Informationen zu suchen“, erklärt der Google Assistant. Siri dagegen ist weniger bescheiden: „Na ja, ich will nicht angeben, aber ich hatte im Turing-Test eine 2+.“ Der Turing-Test ermittelt, ob eine künstliche Intelligenz ein dem Menschen gleichwertiges Denkvermögen vorzeigt. Eine Schulnote gibt es dafür nicht. Was Siri damit also sagen möchte: Sie kommt dem menschlichen Denkvermögen recht nahe. Ob das tatsächlich so ist, sei dahingestellt.

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Fakt aber ist: Seit Alan Turing den Test 1950 entworfen hat, ist einiges passiert. In den vergangenen Jahren ist die Rechenleistung von Computern exponentiell angestiegen, ganz wie es das Moore’sche Gesetz vorgesehen hat. Gepaart mit der Möglichkeit, riesige Datenmengen speichern zu können, birgt diese Entwicklung ein enormes und bisher wenig ausgeschöpftes Potenzial für intelligente Software.

// Über den Artikel

In einer Kooperation mit dem PRSH. e.V veröffentlichen Studenten des Fachs “Public Relations” an der Hochschule Hannover regelmäßig Artikel auf dem OSK Blog. Der Nachwuchs bildet die Kommunikationsprofis von Morgen, weswegen wir uns schon heute ihre Meinung zu Branchenentwicklungen, der Ausbildung und Kommunikations-Trends anhören.

Kollege Algorithmus

War es vor zehn Jahren noch recht schwer, Spracherkennung zu nutzen, sind digitale Assistenten mittlerweile in der Lage, umfangreiche Recherche zu betreiben, Content zu verschlagworten oder Bestellungen aufzugeben. Während sich Chatbots um Kundenanfragen kümmern, helfen Algorithmen, das Kommunikations-Controlling effizienter zu gestalten.

Besonders im Bereich des Media Monitoring eröffnet künstliche Intelligenz neue Horizonte. Das kanadische Unternehmen Keyhole zählt nach eigenen Angaben zu den Branchenführern für automatisierte Social-Media-Analyse. Um für seine Kunden Social-Media-Krisen vorherzusagen, nutzt das Unternehmen das Machine Learning Framework TensorFlow von Google. Die Datensätze werden dazu in eine KI-Cloud eingespeist. Auf diese Weise können Prognosen zu Shitstorms sowie Trendthemen in Echtzeit und mit einer Genauigkeit von bis zu 90 Prozent getroffen werden.

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Eine große Hilfe in Zeiten, in denen Öffentlichkeitsarbeit für Unternehmen wichtiger denn je ist. Um mit der Welt in Kontakt zu treten und den digitalen Wandel mitzugestalten, um Zielgruppen durch die überwältigende Informationsflut zu erreichen und nachhaltig Verbindungen zu schaffen. KI und PR passen daher hervorragend zusammen.

Was bedeutet das für den PR-Nachwuchs?

Die Automatisierung hat nach der physischen Arbeit auch die Kommunikation ergriffen. Künstliche Intelligenz ist in der Lage, hoch spezialisierte, wiederkehrende Arbeitsschritte zu durchlaufen – und zwar schneller und besser als jeder Mensch.

Die Zukunftssicherheit der Branche infrage zu stellen, wäre dennoch falsch. Vielmehr verleiht künstliche Intelligenz menschlichen Kompetenzen einen neuen Stellenwert. Kreativität, Empathie sowie das intuitive Erfassen und Einordnen komplexer Zusammenhänge werden zu den wichtigsten Anforderungen an die Kommunikationsprofis von morgen zählen. Denn was KI heute wie morgen nicht kann, ist, die unverzichtbare Zwischenmenschlichkeit in der Kommunikation zu ersetzen.

Chris Boos, der Gründer und CEO des Frankfurter KI-Pioniers Arago, bringt es auf den Punkt: „Künstliche Intelligenz bedeutet nicht, dass Computer etwas verstehen, Computer verstehen gar nichts. Computer können nur das, was wir ihnen beibringen.“ Die Antwort, die uns der Google Assistant zu Beginn gegeben hat, war also ziemlich treffend.

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Für Unternehmen ist entscheidend, sich nicht vor den Entwicklungen zu verschließen. Wer den technologischen Fortschritt nicht verschlafen will, sollte die neuen Möglichkeiten sorgfältig prüfen. Wie es gelingen kann, KI in den Workflow zu integrieren, zeigen Speaker, Branchenverbände, Messe- und Kongressveranstalter bei Vorträgen und Workshops.

// Über den Autor

Fabian Hübenthal - PRSH OSK-Blog

Fabian Hübenthal ist 20 Jahre alt und studiert an der Hochschule Hannover Public Relations im vierten Semester. Neben dem Studium ist er für gutes Design zu begeistern und interessiert sich für die Zukunftsentwürfe von Harari und Co.

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