OSK ARD/ZDF-Onlinestudie 2018

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Liebe Leserinnen und Leser,

es war nur eine Frage der Zeit, doch jetzt ist die Marke geknackt: Seit diesem Jahr sind 90 Prozent der Deutschen online. Die Zahl stammt aus der aktuellen ARD/ZDF-Onlinestudie, die die Medienanstalten seit inzwischen 20 Jahren jährlich durchführen. Die Studie gibt Einblicke, wie die Deutschen im Netz ticken und wie sich ihr Internetkonsum über die letzten Jahre verändert hat. Wir haben uns den Bericht genauer angeschaut und stellen die wichtigsten Ergebnisse im aktuellen OSK Weekly vor.

Viel Spaß beim Lesen!

90 Prozent der Deutschen sind online

63,3 Millionen Menschen ab 14 Jahren nutzen das Internet in Deutschland, zitiert der WDR auf seinem Digital-Blog “Digitalistan” die ARD/ZDF-Onlinestudie 2018. Das entspreche 90 Prozent der Bevölkerung. Die Zahl sei gegenüber dem Vorjahr noch einmal um knapp eine Million gestiegen. Es sind nicht nur immer mehr Menschen online, sie sind es mit täglich über drei Stunden pro Tag auch immer länger. Wer 14 bis 29 Jahre alt sei, komme im Schnitt sogar auf 353 Minuten am Tag. Insgesamt sind 54 Millionen Menschen ab 14 Jahren täglich online. Die Zeit würde hauptsächlich für Messaging-Dienste und Medienkonsum genutzt. Auf Letzteres entfielen im Schnitt 82 Minuten am Tag. Davon gingen 32 Minuten für Videos drauf, 30 Minuten fürs Lesen von Texten und 25 Minuten für Audio-Angebote. Spannend hierbei ist, dass Texte nur zwei Minuten weniger als Videos konsumiert werden.

Video-on-Demand gehört die Zukunft

202 Minuten Bewegtbild schauen die Deutschen durchschnittlich am Tag laut ARD/ZDF-Onlinestudie. Bewegtbild ist dabei ein Sammelbegriff für klassisches lineares Fernsehen und On-demand-Formate. Noch dominiere das lineare Fernsehen, doch Videos auf Abruf holten auf. Bereits 20 Prozent der 202 Minuten gingen auf das Konto der Mediatheken, auf Netflix, Amazon Prime Video und Co. Dass Video-Streaming die Zukunft gehört, zeigt ein Blick auf die Auswertung der 14- bis 29-Jährigen. In der Altersgruppe hätten Streamingangebote lineares TV bereits überholt. Die traditionellen Sender müssten nun darauf reagieren. ZDF-Intendant Thomas Bellut findet, die Studie zeige, wie relevant es sei, eigene Inhalte auf Abruf bereitzustellen. Für den Chef des Hessischen Rundfunks ist die Untersuchung ein Beleg dafür, die Priorität auf die Weiterentwicklung der ARD-Mediathek zu legen.

Männer surfen häufiger, Frauen holen auf

Frauen sind heute fast genauso häufig online wie Männer, hebt netzpolitik.org in der Analyse der Onlinestudie hervor. Das sei nicht immer so gewesen: 2015 lag die Differenz noch bei über zehn Prozentpunkten. Inzwischen trennen beide aber gerade mal zwei Prozentpunkte. Dennoch sind Frauen durchschnittlich eine gute halbe Stunde weniger online. Unter den Personen, die das Internet noch nie verwendet haben, sind zudem überdurchschnittlich viele ältere Frauen vertreten.

Audio-Formate erobern das Internet

Das Internet ist die wahrscheinlich größte Audiodatenbank der Welt. Ob Musik, Radiosendungen oder Podcasts – knapp die Hälfte der Deutschen nutzt mindestens einmal in der Woche das Internet für Audio-Content, schreibt die W&V in ihrem Artikel über die Onlinestudie. Der Erfolg gehe vor allem auf Streamingdienste zurück. Die seien besonders bei den 14- bis 29-Jährigen beliebt. In der Altersgruppe streamten bereits 60 Prozent einmal wöchentlich oder häufiger Musik über Dienste wie Spotify, Apple Music oder Amazon Music.

Radiosender täten sich mit Online noch schwer. Zwar würden inzwischen die meisten Sendungen auch live über das Internet übertragen. Das Angebot nutzten bisher aber lediglich 14 Prozent der Deutschen mindestens einmal die Woche. Bei Radio-on-Demand seien es sogar nur vier Prozent. Laut dem Artikel nutzen drei Prozent der Menschen On-demand-Angebote von Podcasts mindestens einmal pro Woche. In der Studie selbst heißt es, dass elf Prozent der User Podcasts „zumindest selten“ hören. Demgegenüber steht eine Studie des Digitalverbands Bitkom aus diesem Jahr. Darin heißt es, dass 22 Prozent der Deutschen – also doppelt so viele – „hin und wieder“ Podcasts konsumieren. Wie genau dabei „zumindest selten“ und „hin und wieder“ definiert werden, ist nicht direkt ersichtlich.

Der Begriff „online“ gehört in die Mottenkiste

Kritik an der Studie kommt von t3n. Für Chefredakteur Stephan Dörner ist die Aufteilung der Zeit in Online und Offline ein Relikt aus alten Tagen und passe nicht in unsere heutige Always-on-Welt der Smartphones. Ob jemand mit dem Smartphone über eine App, also online, eine Radiosendung höre oder auf demselben Gerät über einen UKW-Radio-Empfänger, und damit offline, mache im Grunde keinen Unterschied mehr. Kaufe jemand einen Film auf Blu-ray und schaue ihn, sei er offline. „Gilt das Streamen eines Films über Netflix oder Amazon Prime als Online-Nutzung?“, fragt Dörner. Das Internet sei für die Mediennutzung inzwischen nur ein weiterer Datenträger. Denn im Grunde würden wir nichts anderes machen als vor dem Internetzeitalter auch: also Musik hören, Filme schauen und miteinander kommunizieren.

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Über den Autor

Carsten Christian ist studierter Journalist und Kommunikationswissenschaftler, seinen Master-Abschluss hat er an der Uni Hamburg gemacht. Bevor er zur Agentur kam, war der Digital Native mehr als zwei Jahre für die Online- und Print-Ausgabe der Ruhr Nachrichten im Einsatz. Bei OSK arbeitet er als Team Lead Digital Content, auf dem Agentur-Blog schreibt Carsten über den Medienwandel und Trends im Bereich Digital-Kommunikation. Privat verfolgt er Neuigkeiten in der Videospiel- und Gaming-Szene und greift auch selbst zu Maus und Gamepad.

Dieser Artikel wurde vor mehr als einem Jahr veröffentlicht. Sein Inhalt ist möglicherweise nicht mehr aktuell.