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Liebe Leserinnen und Leser,

in China nutzen bereits über 700 Millionen Menschen die Messenger-App WeChat – und zwar jeden Tag. Auch Unternehmen sind bei WeChat aktiv, beispielsweise für Werbe- und Marketingzwecke. Inzwischen dient der Messenger sogar als direkter Verkaufskanal. Chatten, einkaufen, bezahlen, Dating, Termine vereinbaren – WeChat kann alles und ersetzt Facebook, WhatsApp, Skype und Co – zumindest im Land des Lächelns.

Wir schauen uns diese Woche das chinesische Multitalent genauer an. Zudem gehen wir darauf ein, welche Rolle die App zukünftig für europäische Unternehmen spielen könnte und was WeChat anderen Messengern voraushat.

Viel Spaß beim Lesen!

WeChat definiert die Zukunft von Social Media

WeChat zeigt, wohin die Reise für Social Media weltweit gehen könnte. Der chinesische Alleskönner vereint viele Funktionen in einer einzigen App. Der Messenger dient damit als Zentrum jeglicher Interaktion mit dem Internet. Der Vorteil für Nutzer: Sie müssen das „WeChat-Universum“ nicht mehr verlassen. Denn WeChat funktioniert nach dem Prinzip einer Plattform, die nicht nur eigene Services anbietet, sondern gleichzeitig auch den Zugang zu anderen Diensten und Produkten, wie beispielsweise Bezahlsystemen, gewährt. Das führt dazu, dass chinesische Konsumenten ihren Alltag schon heute völlig bargeldlos bestreiten können. Ein Konzept, das weltweit Beachtung und vielleicht bald auch Nachahmer findet.

Mit „Mini-Apps“ auf Erfolgskurs

WeChat sei der Ursprung der Bots und werde auch außerhalb Chinas an Relevanz gewinnen, ist sich Venturebeat-Autor Keith Brisson sicher. Im Vergleich mit weiteren zehn Messengern wie WhatsApp, Viber, Skype oder dem Facebook Messenger zeigt sich, was WeChat so erfolgreich macht. Um die User Experience zu optimieren, lege der chinesische Messenger den Fokus auf sogenannte „Mini-Apps“ mit Bildern und Videos, weniger auf textbasierte Inhalte. Die App erzielt in China beachtliche Umsätze pro aktivem User – das könne ein Zeichen für alle anderen westlichen Messenger sein, sschreibt Brisson.

Ein Messenger sorgt für ausverkaufte Handtaschen

Shoppen per Messenger ist in China besonders beliebt. Das bewies kürzlich der Ansturm auf die Taschen des Modeunternehmens Dior, wie Christian Laude auf Online News schreibt. Innerhalb weniger Stunden waren die Luxus-Taschen ausverkauft. Kaufen konnte man sie ausschließlich über WeChat. Laut Laude stehen viele Luxus-Marken unter Druck. Daher würden sie versuchen, durch E-Commerce-Plattformen neue Märkte zu erschließen. Selbst bei geringen Verkäufen könnten Marken auf diesem Wege Erfolge hinsichtlich Marketing und Image erzielen. Das Beispiel Dior zeige, wie viel Potenzial der chinesische Messenger als Verkaufs- und Marketingkanal berge.

WeChat ist die neue Visitenkarte

Mittlerweile habe sich WeChat in China als eine neue Visitenkarte – oder zumindest als wichtige Ergänzung – durchgesetzt, heißt es in einem Beitrag im ICC Portal. Das verdeutliche, welche große kulturelle Bedeutung die App in China hat, wo die Visitenkarte unbedingt zum guten Ton zählt. Chinesen wüssten zwar, dass im Westen Facebook und WhatsApp dominieren, dennoch würden Ausländer immer häufiger auf WeChat angesprochen. Dies sei eine Einladung, etwas persönlicher zu kommunizieren, Kontakte zu pflegen und sich selbst zu vermarkten.

Was Facebook von WeChat lernen kann

Mit WeChat wurde ein App-Multitalent erschaffen, das laut der Seite „Der Aktionär“ Facebook und Co vieles voraushabe. Von den 1,6 Milliarden Messenger-Nutzern weltweit sind knapp die Hälfte bei WeChat. Der große Unterschied zu anderen Messengern: Das Unternehmen Tencent seinen Dienst bereits monetisiert und macht Umsatz mit der App. Der Grund: WeChat bietet viel mehr als den Austausch von Nachrichten. Ein Konzept, das Facebook und Co noch nicht umsetzen konnten.


Für alle Projekte, die wir an unserem Pekinger Standort betreuen, ist WeChat mittlerweile unersetzlich geworden. Je nach Projekt gibt es eine oder mehrere WeChat-Gruppen mit dem Kunden, den Lieferanten sowie agenturinterne Gruppen. Der große Vorteil: ein sehr schneller Austausch von Informationen. Denn in China hat jeder sein Smartphone jederzeit dabei. In vielen Fällen ersetzt der Gruppen-Chat E-Mail-Konversationen und Telefonate. Fast alle gängigen Formate, Text und Bild, können über WeChat verschickt werden. Besondere Herausforderung ist in unserer interkulturellen Arbeit oft die Sprache, denn so ein Gruppenchat kann auch mal drei- oder viersprachig werden. Aber selbst da gibt WeChat mit seiner Übersetzungsfunktion Hilfestellung. Angesichts der generellen Entwicklung hin zu digitalen Plattformen, die alles anbieten, ist und bleibt WeChat sicher einer der großen Player. Das Zitat einer chinesischen Kollegin „WeChat is my life“ drückt aus, wie unerlässlich WeChat im Leben seiner vorrangig asiatischen User geworden ist.

Die Übersicht behalten: Mit OSK Weekly präsentieren wir einmal wöchentlich einen kompakten Überblick zu aktuellen Entwicklungen aus der Welt der Kommunikations- und Digitalbranche – mit spannenden, bemerkenswerten und wie wir finden teilenswerten Nachrichten aus den Bereichen PR, Marketing, Social Media & Co.

Über den Autor

Carsten Christian ist studierter Journalist und Kommunikationswissenschaftler, seinen Master-Abschluss hat er an der Uni Hamburg gemacht. Bevor er zur Agentur kam, war der Digital Native mehr als zwei Jahre für die Online- und Print-Ausgabe der Ruhr Nachrichten im Einsatz. Bei OSK arbeitet er als Team Lead Digital Content, auf dem Agentur-Blog schreibt Carsten über den Medienwandel und Trends im Bereich Digital-Kommunikation. Privat verfolgt er Neuigkeiten in der Videospiel- und Gaming-Szene und greift auch selbst zu Maus und Gamepad.

Dieser Artikel wurde vor mehr als einem Jahr veröffentlicht. Sein Inhalt ist möglicherweise nicht mehr aktuell.