AR für Unternehmen

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wundern Sie sich nicht, wenn Sie in nächster Zeit auf Menschen treffen, die auf ihre Smartphones schauen und etwas von „Muggeln“, „Totessern“ und „Voldemort“ murmeln. Grund dafür: Sie zocken „Harry Potter: Wizards Unite“, das kürzlich als mobiles Augmented-Reality-Game herauskam. Produzent Niantic brachte bereits 2016 das erfolgreiche AR-Spiel „Pokémon GO“ auf den Markt. Ähnlich wie der Vorgänger-Titel hat auch das Harry-Potter-Game wieder Hype-Potenzial, glaubt man ersten Analysen. Der Erfolg solcher Spiele zeigt, dass AR und VR immer angenommen und Teil unseres Alltags werden. Das Potenzial der Technologie geht jedoch weit über die Gaming-Industrie hinaus und wird von Unternehmen zunehmend genutzt. Im aktuellen OSK Weekly geben wir daher einen Überblick zu Anwendungsbeispielen und Einsatzmöglichkeiten.

Viel Spaß beim Lesen!

AR und VR etablieren sich in Unternehmen

Die Hälfte der deutschen Unternehmen beschäftigte sich bereits im vergangenen Jahr laut Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) konkret mit AR und VR. Beide Bereiche haben mittlerweile in nahezu alle wichtigen Unternehmensbereiche Einzug gehalten – vom Design über Fertigung, Wartung, Betrieb und vor allem auch Training bis hin zur Weiterbildung. Nach Beobachtungen von computerwoche.de scheint sich vor allem der Mittelstand mit Entscheidungen und Projekten zur Einführung neuer Technologien leichter zu tun. Wenn investiert werde, dann zwar in einem vergleichsweise überschaubaren Umfang, dafür aber vorwiegend in passende End-to-End- beziehungsweise Out-of-the-Box-Lösungen – zum Beispiel bei der Virtualisierung von Maschinenprotokollen.

Hereinspaziert! Technik ermöglicht digitale Rundgänge

Wer einen ersten Schritt in diesen Bereich wagen und nicht direkt ein riesiges Projekt stemmen möchte, dem sei ein Zwischenschritt empfohlen. Mit einem 3-D-Scan und einer 360-Grad-Kamera lassen sich zum Beispiel Hotelzimmer, Restaurants, Messen, Konferenzen oder Wohnungen so darstellen, dass der Betrachter in sie „hineinspazieren“ und sich völlig frei in ihnen bewegen kann – ähnlich wie bei Google Street View. Zusätzliche Informationen wie Texte, Bilder, Links oder Videos können im Raum platziert werden.

So kann sich jeder Nutzer von überall aus der Welt ein Bild davon machen, wie eine Location aussieht, ohne sie vorher in der realen Welt aufzusuchen. Um die Rundgänge zu ermöglichen, werden die Räume zunächst gescannt. Dabei kommt eine spezielle Kamera zum Einsatz, die die Räume nicht nur in 360 Grad fotografiert, sondern per Laserscan ein dreidimensionales Modell erstellt. Anschließend erfolgt die Einbindung in eine Website. So entsteht ein digitales Abbild, das wie in einem Computerspiel durchschritten werden kann und dank hochauflösendem Bildmaterial lebensecht wirkt. Bei OSK Berlin beispielsweise kann jeder vorab die Büros digital erkunden.

YouTube: AR trifft auf Influencer Marketing

Die Google-Tochter YouTube hat kürzlich ein neues Anzeigenformat für ihre mobile App gestartet: Mit AR Beauty Try-On verbindet die Plattform die beiden Trends AR und Influencer Marketing. In einem vorgestellten Case soll das Anzeigenformat vornehmlich Nutzerinnen dabei helfen, die richtige Lippenstiftfarbe auszuwählen. Die Anzeige wird dabei in zwei Bereiche aufgeteilt: Oben sieht man das eigentliche Video der Influencerin, beispielsweise zu Schminktipps oder Produkttests. Im unteren Bereich wird über die Selfie-Kamera ein virtuelles Spiegelbild der Nutzerin gezeigt. Dort kann sie bestimmte Make-up-Produkte ausprobieren. Ein Demo-Clip von YouTube zeigt, wie eine Nutzerin live verschiedene Lippenstiftfarben anlegt. Darunter erscheint ein Link, über das man das gewünschte Produkt kaufen kann, wie heise online erklärt. Das Werbeformat befindet sich derzeit noch in der Testphase, ob und wann es überall verfügbar wird, steht noch nicht fest.

Tiere als 3D-Modelle in der Google-Suche

Auch die Tech-Giganten beschäftigen sich mit AR. In den USA hat Google seine Suchfunktion erweitert: Künftig zeigt die Google-Suche 3-D-Modelle von Tieren (beispielsweise von Elefanten, Wölfen, Tigern oder Haien) an. Durch die Google-ARCore-Technologie kann das ausgewählte Modell direkt ins eigene Büro (oder Wohnzimmer) geholt werden. Dazu muss man lediglich das entsprechende Tier in die Google-Suche eingeben, daraufhin findet sich bei den Ergebnissen ein Button zur Anzeige des 3-D-Modells. Nach Herstellerangaben benötigt die AR-fähige Suche von Google ein ARCore- oder ARKit-fähiges iPhone oder Android-Handy. Techbook erklärt genauer, wie Alligatoren, Braunbären, Katzen, Tiger, Pandabären, Pinguine, Waschbären oder Shetlandponys in Lebensgröße in die eigenen vier Wände kommen.

Ein Zirkus mit ohne Tiere

Ebenfalls aus dem Bereich Fotografie und ebenfalls ohne weitere Hilfsmittel kommt die Holografie aus. Sie sorgte im März weltweit für Aufsehen. In einer Weltpremiere setzte der Circus Roncalli wieder Elefanten in seiner Manege ein – allerdings ganz tierlieb als Hologramme. Roncalli-Gründer Bernhard Paul hat unter anderem an der grafischen Lehr- und Versuchsanstalt Wien studiert und von daher eine Affinität zu der Technik. Da Elefanten nicht nur wunderschön, sondern auch sehr groß und mit komplexen Konturen versehen sind, dauerte die Planung rund zwei Jahre. Die jetzige Weltpremiere brachte dem Zirkus jedenfalls viel Lob ein: Die gemeinnützige Tierschutzorganisation PETA spricht von dem „tierfreundlichsten Zirkus“.

Simple AR-Kampagnen verbuchen die größten Erfolge

Damit AR-Kampagnen erfolgreich sind, müssen sie laut Lead Digital derzeit vor allem einfach für den Nutzer anwendbar sein und eine geringe Einstiegshürde haben. So benötigten User für AR-Inhalte auf Snapchat lediglich ihr Smartphone, was ein Grund dafür sei, dass AR-Kampagnen auf Snapchat es in der Vergangenheit geschafft hätten, Produkte innerhalb kürzester Zeit auszuverkaufen. Der Artikel gibt in diesem Kontext einige Tipps für AR-Inhalte, die der Zielgruppe einen Mehrwert bieten. Zum Beispiel sollten Interface und Bedienung möglichst einfach und klar strukturiert sein. „Die beste Anwendung mit vielen Features nützt nichts, wenn die Zielgruppe sie wegen eines zu komplexen Interfaces oder zu vielen unklaren Funktionen nicht versteht und bedienen kann.“ Am Anfang der Entwicklung müsse jedoch immer die Frage stehen, was man mit seiner AR-Anwendung erreichen möchte, um den Mehrwert für den Kunden direkt zu identifizieren.

Puma stellt ersten AR-Sneaker vor

Puma hat seinen ersten AR-Sneaker eingeführt. Der LQD CELL Origin AR (ausgesprochen als „Liquid Cell“) erlaubt Trägern, über eine App interaktive Spiele zu spielen und so den Schuh „zum Leben zu erwecken“, wie FashionUnited schreibt. Demnach ist der Schuh mit QR-Codes bedeckt, die AR-Erlebnisse wie Spiele, verschiedene Filter und Effekte freischalten, sobald sie mit einer Smartphone-Kamera gescannt werden. Für die Verwendung müssen Nutzer die Puma LQD Cell App herunterladen.

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Über den Autor

Carsten Christian ist studierter Journalist und Kommunikationswissenschaftler, seinen Master-Abschluss hat er an der Uni Hamburg gemacht. Bevor er zur Agentur kam, war der Digital Native mehr als zwei Jahre für die Online- und Print-Ausgabe der Ruhr Nachrichten im Einsatz. Bei OSK arbeitet er als Team Lead Digital Content, auf dem Agentur-Blog schreibt Carsten über den Medienwandel und Trends im Bereich Digital-Kommunikation. Privat verfolgt er Neuigkeiten in der Videospiel- und Gaming-Szene und greift auch selbst zu Maus und Gamepad.

Dieser Artikel wurde vor mehr als einem Jahr veröffentlicht. Sein Inhalt ist möglicherweise nicht mehr aktuell.