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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
das Netz ist derzeit ein wichtiger Anlaufpunkt, um mit Freunden und Familie in Kontakt zu bleiben, sich mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen, Informationen zu erhalten, und natürlich auch für die Unternehmensorganisation. Gefühlt verbringen wir daher noch mehr Zeit im Internet als vor der Krise. Aber ist diese Wahrnehmung korrekt? Surfen wir länger im Web? Und beeinflusst die Situation unser Surf-Verhalten? Spannende Fragen, die uns auch nach Corona noch begleiten werden, weswegen wir das Themenfeld im aktuellen OSK Weekly näher beleuchten.
Viel Spaß beim Lesen!
Rückkehr zum großen Bildschirm?
Das Online-Verhalten von US-Amerikanern hat sich laut einer Analyse der New York Times stark verändert. User verbrächten zum Beispiel mehr Zeit online, würden dabei aber seltener auf ihre Smartphones zurückgreifen. Da der Großteil der Nutzer die meiste Zeit daheim sei, würden sie Angebote wie Netflix, Facebook und YouTube bevorzugt auf dem großen Bildschirm wahrnehmen.
In Zeiten von Social Distancing suchten die Menschen zudem alternative Wege, um sich auszutauschen. Textnachrichten und Social Postings reichten dabei vielen nicht mehr aus. Die User wollten sich gegenseitig sehen, weswegen die Nutzung von Apps für Video-Telefonate angestiegen sei. Darüber hinaus – und wenig überraschend – würden Angebote stärker angefragt, die Menschen das Arbeiten und Lernen von zu Hause aus ermöglichen, zum Beispiel Zoom oder Microsoft Teams.
Heimwerken boomt!
Die Krise beeinflusst auch das deutsche Shopping-Verhalten im Netz, berichtet das e-commerce magazin auf Basis einer neuen Untersuchung. Insgesamt habe der Online-Handel in Deutschland einen deutlichen Zuwachs verzeichnen können, die Bestellmengen seien im Vergleich zum Jahresanfang bis Ende März um 88 Prozent gestiegen.
Gefragt sind laut der Analyse Produkte, die zu Hause genutzt werden können. So zeichne sich beispielsweise bei Online-Shops von Baumärkten ein enormes Wachstum ab. Die Bestellungen seien in dieser Produktgruppe gegenüber dem Jahresanfang um 212 Prozent gestiegen, was weit über den üblichen saisonalen Effekten liege. Vor allem Werkzeug, Baumaterialien und Gartenbedarf seien gefragt. Es scheint so, als nutzten viele Menschen den Lockdown beziehungsweise die viele Zeit zu Hause fürs Heimwerken.
Der Zuwachs in den Bereichen Möbel und Einrichtung (17 Prozent) sowie Elektronik (9 Prozent) hänge recht wahrscheinlich mit dem gestiegenen Bedarf an Homeoffice-Ausstattung zusammen. Wer von daheim aus arbeitet, braucht eben nicht nur die passende Technik, sondern will auch vernünftig und rückenschonend sitzen.
Übrigens: Geshoppt werde vor allem morgens. Nutzer griffen verstärkt zwischen sechs und acht Uhr auf E-Commerce-Portale zu. Ob das vor Corona anders war, geht jedoch nicht aus dem Artikel hervor.
“Wir können nicht mehr zurück”
In den vergangenen Wochen hätten sich neue Formen der Internet-Nutzung entwickelt, welche die Digitalisierung beschleunigten, schreibt NZZ-Autor Stefan Betschon. Obwohl das Internet seit vielen Jahren zum Alltag der Menschen gehöre, seien wir erst jetzt so weit gegangen, uns in einer Notsituation vollständig auf diese Kommunikationsinfrastruktur zu verlassen. Als Beispiel nennt Betschon Video-Call-Software: Diese gebe es als leistungsfähige, gratis nutzbare, mit gängigen PC- und Smartphone-Betriebssystemen kompatiblen Anwendungen bereits seit einigen Jahren. „Aber erst jetzt wird diese Software von vielen als unabdingbar erkannt.“
Durch die Einschränkungen des öffentlichen Lebens hätten viele Menschen im Kontext der Digitalisierung ein kleines Schrittchen nach vorne gemacht, indem sie sich im Homeoffice einrichteten und anfingen, Berufsleben und private Beziehungen digital neu zu organisieren. „… (E)s wurde eine Schwelle überschritten. Wir sind in eine neue Ära eingetreten. Willkommen im Internetzeitalter.“
Nach der Internet-Euphorie der 1990er-Jahre und nach dem Digitalisierungsfrust der 2010er-Jahre sei nun Pragmatismus angesagt. Obwohl der nächste Schritt getan sei, sei die Reise nicht zu Ende. Schließlich handele es sich um die größte Belastungsprobe seit den 1970er-Jahren, als der Aufbau des Internets begann. Wenn durch das Bestehen dieser Probe die User nicht nur verstünden, dass sie sich auf die Technik verlassen könnten, sondern dass diese das Leben bereichere und existenziell wichtig sei, würde die Digitalisierung einen Schub erleben. „Wir können nicht mehr zurück.“
Corona verdeutlicht die digitale Kluft
Hilfsangebote, Kulturelles und sozialer Austausch findet derzeit im Netz statt. Das Internet habe daher das Potenzial, aus sozialer Distanz nur eine physische zu machen, erklärt SZ-Autorin Katharina Kutsche. Für alle onlineaffinen Menschen sei das natürlich gut. „Aber es ist schlecht für alle, die aus diversen Gründen nicht oder nur eingeschränkt aufs Internet zugreifen oder damit nicht kompetent umgehen können“, schreibt Kutsche. Jetzt, da viele forderten, Deutschland nun endlich zu digitalisieren, solle man jene nicht vergessen, die dabei auf Hilfe oder analoge Alternativen angewiesen seien. Andernfalls werde der schon lange bestehende „Digital Divide“, also die digitale Kluft zwischen den Gesellschaftsschichten, zunehmend verstärkt.
Weltweit sind der Autorin zufolge rund 60 Prozent der Internetseiten auf Englisch verfasst. Wer die Sprache nicht spreche, sei raus. Andere würden ausgeschlossen, da viele Websites nicht barrierefrei gestaltet oder in einfacher Sprache gehalten seien. Ebenso existierten Unterschiede bezüglich der Medienkompetenz. „Wem es am Wissen, am Leseverständnis oder an technischen Fähigkeiten fehlt, bewegt sich weder sicher noch gleichberechtigt im Netz.“
Als Lösungsansatz plädiert Kutsche für einen zielgerichteten Ausbau des Digitalen auf eine Weise, die eine große Mehrheit in die Lage versetzt, das Internet zu nutzen: in verständlicher Sprache, mit Übersetzungen und Anleitungen, mit sicheren Datenübermittlungen und auf dem aktuellsten technischen Stand.
Facebook-Dienste werden stärker genutzt
Facebook-Dienste haben im April eine neue Rekordzahl an Usern erreicht, berichtet Meedia. Facebook-Chef Mark Zuckerberg erklärte, dass mittlerweile rund drei Milliarden Menschen mindestens einmal monatlich Dienste aus dem Facebook-Kosmos verwendeten, inklusive Messenger, WhatsApp und Instagram.
Der Corona-Lockdown intensiviere die Facebook-Nutzung in großen Teilen der westlichen Welt. Allein auf Facebook stieg die Zahl der monatlich aktiven Nutzer laut der neuesten Facebook-Geschäftsbilanz bis Ende März gegenüber dem Vorquartal um vier Prozent auf 2,6 Milliarden Mitglieder. Damit besitze weltweit jeder dritte Mensch ein Facebook-Konto. Täglich seien 1,73 Milliarden User auf der Plattform aktiv – ein Zuwachs von 70 Millionen Nutzern gegenüber dem Dezember-Quartal.
Das Smartphone setzt sich als Zahlungsmittel durch
Während es in China schon lange Standard ist, an der Kasse mit dem Smartphone zu zahlen, setzten die Deutschen bis vor Kurzen noch vor allem auf Bargeld, Giro- oder Kreditkarte. Durch die Krise sei das Smartphone als Zahlungsmittel jedoch zum Alltag geworden, wie der Vorstand der Bundesbank berichtet. Ein Grund für den Trend sei, dass die Kreditwirtschaft das Limit für kontaktlose Zahlungen mit Karte – ohne PIN – von 25 auf 50 Euro angehoben habe, sodass Kunden ihre Geldkarten oder ihr Smartphone nur an das Terminal halten müssten, ohne weitere Eingaben zu tätigen. Für viele sicherlich ein Anreiz, das Handy als alternative Zahlungsmethode zu akzeptieren.
Murmel-Wettrennen füllen die Sport-Lücke
Die Sportwelt steht derzeit still, weswegen sich Sportfans Alternativen zuwenden. Ein ungewöhnlicher, aber durchaus spaßiger Trend in diesem Kontext: Murmel-Wettrennen. Bei der sogenannten „Marbula One“ drehen Murmeln ihre Runden auf Bahnen, die Formel-1-Rennstrecken nachempfunden sind. Hinter der Idee stecken die Brüder Dion und Jelle Bakker mit dem YouTube-Kanal „Jelle’s Marble Runs“. Obwohl die Geschwister schon vorher damit recht erfolgreich waren, seien die Murmel-Rennen während der Corona-Krise erst so richtig durchgestartet, schreibt OMR. Seit Anfang März habe „Jelle’s Marble Runs“ über 200.000 YouTube-Abonnenten zugelegt, gleichzeitig seien die Views um über 339 Prozent gewachsen. Eine solide Fanbasis scheint demnach gegeben. Wer also sein Sportprogramm vermisst, feuert demnächst ja vielleicht sein favorisiertes Murmel-Team an.
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