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Liebe Leserinnen und Leser,
Maschinen, die als Redakteure und Texter Beiträge schreiben, sind bereits Realität. Der sogenannte Roboterjournalismus wird schon von einigen Medienhäusern, vor allem in den USA, eingesetzt. Die Programme sind dabei zum Teil so gut, dass der Leser gar nicht merkt, dass ein „Robo-Journalist“ hinter einem Text steckt. Chatbots sind quasi die Weiterentwicklung der maschinellen Texterstellung. Denn bei ihnen geht es um die wechselseitige Kommunikation, die Bots tauschen sich mit dem Nutzer aus – und lernen von ihm.
Maschinen, die in Sekundenschnelle Texte verfassen oder Kunden individuell im direkten Austausch beraten, haben das Potenzial, die Arbeit der Kommunikationsbranche grundlegend zu verändern. Doch wie weit sind Maschinen und Programme gerade hinsichtlich Texterstellung und wechselseitiger Kommunikation heute eigentlich schon, und woran scheitern sie? Wir haben uns intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und entschieden: Das ist mindestens einen ganzen Newsletter wert!
Erfolgskombination: routinierte Maschinen und empathische Menschen
Dass die Kombination aus Mensch und Maschine der eigentliche Weg zum Erfolg ist, beschreibt auch der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Erik Brynjolfsson im Interview mit Zeit Online. Beruflich überleben, meint er, würden die Menschen, die sich auf eine Kooperation mit der Technologie einlassen. Und zwar nicht nur im Journalismus, sondern in allen Bereichen. „Stellen Sie sich eine Krankenschwester vor, die sich um einen Patienten kümmert, seine Anliegen nachvollziehen kann und dieses dann in ein intelligentes Computersystem eingibt. Dieses analysiert das Blut und stellt selbst eine Diagnose.“ Offen sein für Digitalisierung ist Brynjolfssons Anliegen: „Maschinen brillieren in repetitiven Routinearbeiten, Menschen sind kreativ und fähig, persönliche Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen. Gemeinsam sind sie ein unschlagbares Team.“
Der andere Blickwinkel – kreative Maschinen
Maschinen als Texter sind per se nichts Neues. Wie Bernd Flessner von nzz.ch beschreibt, gelang bereits 1967 die erste „Revolution“. Einige Informatiker lehrten ihren Computern Reimregeln und den Wortschatz von Goethe, Schiller, Grass und Co. Der Versuch hatte Erfolg. Die Maschine verfasste Gedichte, die durchaus von einem Menschen hätten stammen können. Während die einen aber noch heute der Meinung sind, dass es niemals vollständigen Roboterjournalismus geben wird, da den Algorithmen die Kreativität und Empathie fehle, betont Flessner: „Es geht nicht um das Ob, es geht um das Wann“. In einer nicht mehr fernen Zukunft würden global agierenden Medienkonzerne nicht nur von Algorithmen geschriebene Online-Zeitungen anbieten, sondern auch Ratgeber, Krimis oder Fantasy-Romane. Es sei sicher, dass Zeitungen und E-Books bald selbstverständlich individualisierbar verfügbar seien. Durch Sensoren würden sie dann die Reaktionen des Lesers erfassen und den Text kontinuierlich ändern. „Bald wissen die lernfähigen Geräte, welche inhaltlichen oder ästhetischen Präferenzen der Leser hat, und erhöhen entsprechend die Zahl der Mordopfer oder der erotischen Abenteuer“.
Chatbots sind gar nicht mal so klug
Es war eine der größten Ankündigungen der diesjährigen F8-Konferenz von Facebook: Chatbots im Messenger-Dienst. Während der CNN-Bot die Facebook-Nutzer fragt, mit welchen Nachrichten sie versorgt werden wollen, spricht die Wetter-App Poncho über die erwarteten klimatischen Zustände. „Unser Ziel ist es, den ersten Bot zu bauen, mit dem du befreundet sein willst“, sagt Poncho-CEO Sam Mandel im Gespräch mit Tech Insider. Er gibt aber zu: „Wir sind noch am Anfang einer langen Entwicklung“. Laut Zeit Online scheitert Poncho bisher sogar an der ein- oder anderen Wettervorhersage, seiner eigentlichen Kernkompetenz. Spring-Bot soll dem Nutzer beim Internet-Shopping helfen. Das Prinzip der individuellen Unterhaltung bleibt auf der Strecke. Er bietet dem Nutzer lediglich Auswahlmöglichkeiten wie „Hey, what are you looking for today?“, „Women’s items“ oder „Men’s items“ an. Wer individuell beraten werden will, landet dann irgendwann doch bei einem menschlichen Service-Mitarbeiter.
Unser Fazit:
Maschinen werden voraussichtlich immer mehr Tätigkeiten übernehmen, die derzeit noch in Menschenhand liegen. Das gilt nicht alleine für den Journalismus. Dass Programme in naher Zukunft Pressemitteilungen schreiben oder über Marken-Kanäle in sozialen Netzwerken Kunden beraten, ist nicht nur vorstellbar, sondern mehr als wahrscheinlich.
„Robo-Kollegen“ werden Kommunikatoren in ihrer Arbeit unterstützen und viele Abläufe vereinfachen. Dabei erledigen sie aber vor allem die Basisarbeit. So können sie etwa auf der Grundlage von Daten schreiben, dass Unternehmen A Marktführer ist, die Einordnung und Analyse liegt dann aber wieder beim Journalisten oder PR-Profi.
Der Mensch ist ein Faktor, der generell nicht aus der Kommunikation zu entfernen ist. Bei wichtigen Entscheidungen wollen Menschen die Meinung eines Gegenübers aus Fleisch und Blut, die auf seinen Erfahrungen basiert. Intensive Kundenbetreuung bedeutet für Kommunikatoren mehr als die reine Weitergabe von Informationen. Ein Berater muss in der Lage sein, eigenständig, spontan und empathisch zu agieren. Demnach sollten Maschinen als das eingeordnet werden, was sie sind: fortschrittliche Tools, die Kommunikatoren Arbeit abnehmen und sie unterstützen.
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