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Liebe Leserinnen und Leser,

ist Twitter schon oder erst zehn Jahre alt? Die Meinungen gehen da auseinander. Klar ist: Seit dem 21. März 2006, als Mitgründer Jack Dorsey den ersten Tweet versendete, gibt es kaum ein Ereignis, das nicht auch auf Twitter begleitet und thematisiert wird. Trotzdem hat es der Kurznachrichtendienst nicht geschafft, auch wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Quartal für Quartal muss Twitter tiefrote Zahlen melden, die Twitter-Aktie ist im Keller. Das Netzwerk hat Probleme damit, ein profitables Geschäftsmodell aufzubauen. Jack Dorsey steht in seiner zweiten Runde als Twitter-Chef vor einer Herkules-Aufgabe. Er muss Twitter modernisieren, ohne die alten Nutzer zu verschrecken. So deutete Dorsey vor zwei Monaten zunächst an, dass die Begrenzung von 140 Zeichen pro Tweet aufgehoben werden könnte. Ein Aufschrei der Twitter-Gemeinde war die Folge. Jetzt soll das Limit doch bleiben.

Passend zum zehnten Geburtstag hat Twitter jetzt erstmals Nutzerzahlen für Deutschland preisgegeben: Rund zwölf Millionen Menschen sollen die Plattform demnach monatlich nutzen. Die Aussagekraft dieser Angabe wird aber von einigen Kritikern infrage gestellt. Wir haben das „Wiegenfest“ des Netzwerkes zum Anlass genommen, uns im Newsletter näher mit der Entwicklung von Twitter zu beschäftigen. Außerdem werfen wir auch einen Blick darauf, wie sich eines der jüngsten Mitglieder der Social-Media-Familie entwickelt hat: Snapchat.

Deutschland-Chef macht sich keine Sorgen um Twitter

In Deutschland hat Twitter weiterhin einen schweren Stand. Wie der Kurznachrichtendienst zukünftig Erfolg haben will und warum das Unternehmen trotz Millionen-Verlust auf einem guten Weg ist, erklärt Deutschland-Chef Thomas de Buhr im Interview mit Wired. Dass Twitter in Deutschland überwiegend ein Dienst für Journalisten und Prominente sei, sieht de Buhr nicht. Doch auch auf dem internationalen Social-Media-Parkett steht Twitter vor einigen Herausforderungen. Die Zahl der weltweiten User stagniert bereits seit längerer Zeit. In Deutschland sei das allerdings nicht der Fall: „Ich glaube, dass die Deutschen Twitter mehr und mehr für sich entdecken, weil Twitter auch sehr deutsche Interessen bedient. (…) Für die Menschen in Deutschland wird es ständig wichtiger, an einem Thema direkt dranzubleiben“, so de Buhr. Das Defizit von 520 Millionen Dollar, welches Twitter letztes Jahr verzeichnete, bereitet ihm dagegen keine Sorgen: „Wir haben vor einiger Zeit Periscope gekauft und tätigen ständig Investments. Auch dadurch entstand der Verlust.“

Dass Twitter als globale Plattform für Live-Kommunikation seine Vorteile hat, ist unbestritten. Auch aktuell lässt sich am tragischen Beispiel der Terroranschläge von Brüssel erkennen, dass Twitter als Medium für schnelles Kommunizieren perfekt funktioniert. Ob es dem Unternehmen gelingen wird, dieses Potenzial zu monetarisieren, wird über seine Zukunft entscheiden. Zeigen die stagnierenden Nutzerzahlen bereits Twitters Grenzen auf? CEO Jack Dorsey lässt sich dabei wenig bis gar nicht in die Karten schauen. Der Kauf von Periscope dürfte in seinen Plänen für die zukünftige Live-Strategie von Twitter aber sicher eine zentrale Rolle spielen.

Snapchat steht in Deutschland vor dem Durchbruch

Snapchat hat in den zurückliegenden Monaten in Deutschland offenbar deutlich an Bekanntheit und Relevanz gewonnen, wie Online Marketing Rockstars berichtet. Die Seite hat deutsche Download-Zahlen sowie Hochrechnungen zur Anzahl der aktiven Nutzer der App veröffentlicht. Demnach sei eine klare Tendenz zu erkennen: Snapchat steigt in den deutschen App Store Charts von Apple und Google immer weiter nach oben.

„Snapchat ist gekommen, um zu bleiben, das werden die alten Herren noch einsehen müssen“, sagt Philipp Steuer, der unter anderem auch für den OSK-Blog schreibt, zur Snapchat-Verdrossenheit vieler Digitalveteranen im W&V-Interview. „Snapchat hat als einziges Netzwerk das Zeug, zu den etablierten Platzhirschen Facebook, Instagram und WhatsApp zu stoßen.“ Die Zahlen sprechen laut Philipp Steuer dafür. Auch er beobachte, dass sich in Deutschland immer mehr Unternehmen und Medien damit beschäftigen.

Noch ist Zeit, sich als deutsches Unternehmen auf Snapchat zu positionieren und eine treue Anhängerschaft aufzubauen. Voraussetzung ist natürlich, dass die App als Kanal für die Kommunikation der jeweiligen Marke Sinn macht. Wer über den passenden Content verfügt und die junge Zielgruppe erreichen will, sollte sich mit Snapchat vertraut machen – bevor die Massen die „Tore“ stürmen.

Instagram als Kanal für Employer Branding

Instagram als Plattform, auf der Marken und Kunden aufeinandertreffen, boomt. Das Netzwerk bietet Unternehmen die Chance, sich als guter Arbeitgeber zu präsentieren, wie das Zeit-Interview „Chefsache“ betont. Sabine Hockling spricht dabei mit IT-Beraterin Verena Traub: „Das Wichtigste ist, dass die Ansprache nicht allein aus der Perspektive der Personalabteilung erfolgen darf. Vielmehr muss aus dem Innenraum des Unternehmens berichtet werden“, so Traub. Instagram solle dabei als visuelle Stimme des Unternehmens fungieren und diese „nach außen tragen“. Durch gezieltes Storytelling aus dem Inneren der Firma könne außerdem gezeigt werden, „wie das Unternehmen tickt, wie die Mitarbeiter dort sind und ob man als möglicher Bewerber dazu passt“, so Traub. Dann könne Instagram als zusätzlicher Kanal die Employer-Branding- und Recruiting-Strategie sinnvoll ergänzen.

Grad der Digitalisierung als Entscheidungskriterium für die Jobwahl

Immer mehr deutsche Manager machen die Digitalisierung eines Unternehmens zum Entscheidungskriterium bei ihrer Jobwahl. Rund 63 Prozent wollen laut einer Studie der Personalberatung Odgers Berndtson „bei ihrem nächsten beruflichen Wechsel darauf achten, ob das neue Unternehmen über eine ambitionierte und nachvollziehbare Strategie bei der Digitalisierung und Industrie 4.0 verfügt“, schreibt Fabian Müller in seinem Artikel für HORIZONT. Vorteile des digitalen Wandels sähen die Manager dabei vor allem „in der Beschleunigung und Vereinfachung von Prozessen (55 Prozent) sowie in einer besseren internationalen Zusammenarbeit (50 Prozent)“, schreibt Müller. Müller merkt aber ebenfalls an, dass die Studie von Odgers Berndtson im Kontrast zu einer Studie von McKinsey und dem Markenverband stehe. Danach messen 90 Prozent der deutschen Markenartikler der Digitalisierung zwar eine strategische Bedeutung bei. Allerdings haben nur 11 Prozent eine umfassende Strategie dafür.

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Über den Autor

Carsten Christian ist studierter Journalist und Kommunikationswissenschaftler, seinen Master-Abschluss hat er an der Uni Hamburg gemacht. Bevor er zur Agentur kam, war der Digital Native mehr als zwei Jahre für die Online- und Print-Ausgabe der Ruhr Nachrichten im Einsatz. Bei OSK arbeitet er als Team Lead Digital Content, auf dem Agentur-Blog schreibt Carsten über den Medienwandel und Trends im Bereich Digital-Kommunikation. Privat verfolgt er Neuigkeiten in der Videospiel- und Gaming-Szene und greift auch selbst zu Maus und Gamepad.

Dieser Artikel wurde vor mehr als einem Jahr veröffentlicht. Sein Inhalt ist möglicherweise nicht mehr aktuell.