Liebe Leserinnen, liebe Leser,
nach dem Start von Apple Pay in Deutschland können nun auch iPhone-nutzer hierzulande mit ihren Mobiltelefonen bezahlen. Voraussetzung: Ihr jeweiliges Finanzinstitut arbeitet mit Apple zusammen. Zum Start machte das zum Beispiel die Deutsche Bank, die den Dienst sogar bewirbt. Die Nutzerzahlen übertreffen bei allen beteiligten Banken die Erwartungen bei Weitem. Aber wie sieht es generell mit dem mobilen Bezahlen aus, wo doch gerade die Deutschen als Freunde des Bargelds gelten? Der aktuelle Weekly gibt einen Überblick.
Viel Spaß beim Lesen!
Apple Pay sorgt für einen Boom
Gut acht Wochen nach dem Start von Apple Pay in Deutschland scheinen die beteiligten Institute sehr zufrieden: Deutsche Bank, Comdirect, Unicredit und N26 berichten von steigenden Nutzerzahlen. Konkretere Zahlen gibt es nicht – Apple hat den Banken untersagt, Details zu veröffentlichen. Um Apple Pay zu nutzen, müssen Kunden ihre Kreditkarte dafür in die digitale Geldbörse legen, die sogenannte Apple Wallet. Dann können sie online, in Apps und an vielen Ladenkassen kontaktlos mit Smartphone oder Smartwatch bezahlen.
Der Zahlungsdienstleister Wirecard, der mit Boon eine eigene bankenunabhängige Lösung für Apple Pay anbietet, macht trotzdem erste Angaben zu den Nutzern: Etwa 90 Prozent der Kunden seien männlich und im Durchschnitt 38 Jahre alt. Sie kaufen besonders häufig im Supermarkt, in Fast-Food-Restaurants und an Tankstellen ein. Die durchschnittlichen Warenkorbwerte seien seit dem Start bei Boon um 12,5 Prozent gestiegen. Bei Comdirect lag der durchschnittliche ausgegebene Monatsbetrag eines Apple-Pay-Nutzers im Dezember bei 225 Euro. Zum Vergleich: Mit einer normalen Visa-Kartenzahlung waren es bisher nur 96 Euro. Das heißt: Kunden kaufen mit Apple Pay mehr – oder teurer – ein.
Auch Google, Payback und Co buhlen um Nutzer
Bereits vor dem Deutschland-Start von Apple Pay gab es Möglichkeiten, mobil mit dem Handy zu bezahlen. Da sind zum einen die Apps der Banken wie die von Deutscher Bank oder Postbank. Hier sind Apple-Nutzer wegen einer technischen Sperre durch Apple allerdings außen vor. Erfolgreich sind auch die Apps von Sparkassen und Volksbanken, da man hier auch eine Girocard für die App hinterlegen kann (bei anderen Anbietern funktionieren nur Kreditkarten).
Als weitere Apps sind noch Payback und Blue Code zu nennen. Bei Payback handelt es sich um die App des Bonusprogramms. Das Unternehmen spricht von „mehreren 100.000 Nutzern“. Vorteilhaft: Die Kunden hinterlegen ihre Kontodaten, und das Geld wird per Lastschrift eingezogen. Außerdem läuft die Datenübertragung per QR-Code und funktioniert deshalb sowohl mit Android-Geräten als auch mit iPhones. Blue Code ist ein Anbieter aus Österreich, der auf eine Datenübertragung per Strichcode setzt. Er kooperiert in Deutschland mit rund einem Dutzend Sparkassen. Auch Kunden anderer Banken können den Dienst nutzen, die Zahlungen werden dann per Lastschrift von ihrem Konto abgebucht. Eine untergeordnete Rolle spielen derzeit Amazon und Paypal, die bisher vor allem beim Einkauf im Netz stark sind.
In Deutschland lacht das Bargeld (noch)
Obwohl Deutschland eigentlich als Bargeld-Land gilt, haben 30 Prozent der Bundesbürger in einer repräsentativen Studie angegeben, schon einmal mobil bezahlt zu haben. Diesen Prozentsatz nannte selbst Achim Berg, Präsident des Verbandes Bitkom, „eine überraschend hohe Zahl“. Sein Verband hatte die Umfrage in Auftrag gegeben. Von den 30 Prozent wiederum verwenden 53 Prozent mobile Zahldienste wie Apple oder Google Pay beim Einkauf im Supermarkt, 34 Prozent beim Shopping von Mode, Technik und Möbeln. Für den Fahrkartenverkauf nutzt immerhin jeder Sechste Mobile Payment. Größter Pluspunkt dabei ist für die meisten die Zeitersparnis: Vier von zehn Nutzern (38 Prozent) konnten den Bezahlvorgang schneller erledigen. Gleichzeitig berichten sie auch von negativen Erfahrungen. Bei 19 Prozent etwa kannten sich die Kassiererinnen an den Kassen nicht mit dem Bezahlvorgang aus.
Wer noch nicht mit Smartphone oder Smartwatch zahlt, hat häufig Sicherheitsbedenken. 60 Prozent der Nichtanwender führen dies als Hauptgrund an. 28 Prozent ist das mobile Bezahlen zu kompliziert, 13 Prozent wussten bisher gar nicht, dass es möglich ist, per Smartphone oder Smartwatch zu zahlen. Und: Unabhängig davon könnte inzwischen fast die Hälfte der Bundesbürger auf Bargeld verzichten (44 Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahren).
Mobiles Bezahlen und die Sicherheit
Datensicherheit ist in Deutschland immer ein großes Thema – siehe oben. Das gilt umso mehr bei sehr sensiblen Angaben wie den Kreditkarten- oder Kontoinformationen, weiß doch keiner genau, was mit den vertraulichen und persönlichen Daten passiert. Doch wie funktioniert das mobile Bezahlen? Bei Apple und Google Pay wird nicht die eigentliche Kreditkartennummer auf dem Handy gespeichert, sondern eine verschlüsselte Identifikationsnummer („Token“). Der Händler erhält beim Kauf nur eine einmalig generierte Transaktionsinformation. Apple betont, Daten wie der Preis oder der gekaufte Gegenstand würden nicht gespeichert. „Was wir nicht wissen, kann auch niemand bei uns abgreifen“, sagt Apple-Managerin Jennifer Bailey. Auch Google betont die hohen Sicherheitsstandards. Unter anderem werden hier allerdings Daten wie Datum, Uhrzeit und Betrag der Transaktion, Händlerstandort und -beschreibung, Namen und Mailadressen des Verkäufers und Käufers sowie die verwendete Zahlungsmethode gesammelt – dürfen aber nicht zu Werbezwecken genutzt oder weiterverkauft werden.
Bezahlen im Geschäft – Fun Facts
Für die Bundesbank waren Tester in Supermärkten unterwegs, um zu prüfen, wie lange der Bezahlvorgang an der Kasse dauert. Sie werteten über 3.000 Bezahlvorgänge in 15 Geschäften aus. Die Stoppuhr wurde gestartet, sobald der Kunde den Einkaufsbetrag erfuhr – und in dem Moment wieder angehalten, in dem der Kunde den Zahlungsbeleg in Händen hielt. Fazit: Die oft so geschmähten Barzahler sind gar nicht die langsamsten. Sie benötigen im Durchschnitt 22,3 Sekunden. Bremser sind dagegen die Kartenzahler – vor allem, wenn sie auch noch per Unterschrift zahlen. Dann benötigen sie 38,6 Sekunden, bei Karte und PIN dauert es immerhin noch 29,4 Sekunden. Weitere Überraschung: Die Dauer eines Zahlungsvorgangs steigt mit dem zu zahlenden Betrag.
In China geht es nicht ohne Mobile Payment
Wie stark mobiles Bezahlen bereits sein kann, zeigt einmal mehr der Blick nach China: Während des chinesischen Neujahrsfestes vom 4. bis 9. Februar 2019 brachen alle Rekorde. Allein WeChat, Chinas allgegenwärtige App, verzeichnete in dem Zeitraum 1,2 Milliarden Transaktionen, berichtet TechNode. Dabei kommt das Wachstum nicht nur China selbst zugute, die Chinesen nahmen ihre Zahlungsmethoden auch mit in die Länder, die sie während ihrer Ferienwoche bereisten. So taucht bei WeChat erstmals Frankreich in der Liste der Top-Ten-Länder mit dem größten Ausgabenvolumen auf. Das spiegele die zunehmende Akzeptanz der Plattform in Europa wider, schreibt TechNode weiter. Die wichtigsten Reiseziele für die Chinesen waren Hongkong, Macau und Bangkok. Nach Angaben von Alibabas Alipay, Chinas zweitem großen Anbieter, sind vor allem Nutzer, die in den 1960er- und 1970er-Jahren geboren wurden, die treibende Kraft hinter Wachstum und Tourismus. Die Plattform, die inzwischen in mehr als 40 Märkten weltweit verfügbar ist, sieht sich selbst als einen starker Partner für ausländische Händler, die ihr Geschäft mit den zahlungskräftigen Touristen ausbauen wollen.
Shopping der Zukunft – Amazon Go
In den USA längst Realität, in Deutschland Zukunftsmusik: Amazon Go. Der Onlinehändler zeigt in seinen Filialen schon heute, wie das Bezahlen morgen funktioniert. Geschäft besuchen, Produkte auswählen und mitnehmen, Geschäft verlassen – ganz ohne jede Barriere in Form einer Kasse. Das alles funktioniert per Amazon App, die man installiert haben muss. Sensoren und Kameras verfolgen jeden Kunden im Shop und registrieren, was mitgenommen wird. Beim Verlassen des Geschäfts wird die Produktliste an das Smartphone gesendet. Da Amazon natürlich auch die Karten-/Kontoinformationen hat, wird das Konto entsprechend belastet. Ob und wann solche Geschäfte in Deutschland möglich werden, hängt nicht nur von Amazon ab, sondern ist nicht zuletzt auch eine Frage des Datenschutzes.
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