Liebe Leserinnen und Leser,
von Sonntag bis gestern lief in München wieder die Netzkonferenz DLD. Fachbesucher, Wirtschaftsvertreter und Entwickler diskutieren über Trends, Entwicklungen und neueste Ideen in Sachen Digitalisierung. Direkt zur Eröffnung war die vermeintliche Rückständigkeit Europas gegenüber den Vereinigten Staaten das Top-Thema.
Politiker Jens Spahn haderte in einer Diskussionsrunde zum Marktplatz Europa mit der bisherigen Datenschutz-Regulierung der EU. So könne ein US-Unternehmen von Beginn an Daten sammeln – und sich erst anschließend ein passendes Geschäftsmodell ausdenken. In Deutschland müssten Gründer hingegen zuvor einen konkreten Zweck festlegen und die Daten danach wieder löschen. „Genau deshalb kann kein deutsches Unternehmen jemals mit einem amerikanischen konkurrieren“, behauptete Spahn.
Überhaupt drohe Europa, bei der Digitalisierung sowie den Themen Start-ups und Risikokapital durch die USA abgehängt zu werden. „In Deutschland passiert zu wenig, zu spät und zu langsam“, erklärte der Politiker.
Der amerikanische Internet-Experte und Kommunikationsprofessor Jeff Jarvis war ebenfalls vor Ort und kommentierte die Auftakt-Diskussion: „Das ist so typisch europäisch, eine Diskussion über Technologien mit Bedenken statt mit den Chancen zu starten.“ Und ergänzte: „Viele im Panel beschweren sich über die Dominanz von US-Technologie. Aber wo sollen Konkurrenten herkommen, wenn ihr nicht in eure eigenen Unternehmen investiert?“
Diese grundlegende Diskussion zwischen Datenschutz und Innovationskraft ist sicherlich kein reines Schwarz-Weiß-Thema. Das gleiche gilt für Machine Learning, eines unserer Newsletter-Themen. Ist es sinnvoll und vertretbar, künstliche Intelligenz Unternehmensdaten auswerten zu lassen?
Reichweite steigern: Kein Ruhm ohne Relevanz
In seinem Artikel auf karrierebibel.de erklärt Jochen Mai, warum es unmöglich für Publisher ist, die Leser-Reichweite zu steigern, ohne relevant zu sein. Und warum schon das Wort Content Marketing in seinen Augen eine Mogelpackung ist: „Links werden gekauft, Anzeigen gebucht, Blogparaden initiiert. Es wird geteasert, kommentiert, kompiliert, kuratiert – und am Ende sind doch alle Beteiligten nur frustriert“, schreibt der Social-Media-Berater. Im Umkehrschluss bedeutet das für den Dozenten der TH Köln, dass Relevanz die treibende Kraft hinter jedem Erfolg ist. Auch Unternehmen müssten einen echten Mehrwert liefern. Ruhm und Reichtum sind laut Mai nur das Symptom von anhaltender Relevanz. „Die Wahrheit ist allerdings auch: Dafür braucht es einen langen Atem. Und diese Botschaft ist unbequem.“
Wir können diese Einschätzung nur bestätigen. Leser interessieren sich vor allem für Content, der Hintergründe aufzeigt, Zusammenhänge erklärt oder sogar bei einem Problem weiterhilft. Dies stellt höhere Ansprüche an die Analyse und Erstellung, sichert jedoch Treue und Vertrauen der User.
Machine Learning setzt neue Analyse-Standards für Unternehmen
Machine Learning sei einer der IT-Trends der kommenden Jahre, schreibt Alexander Strobel auf featured, dem Online-Magazin von Vodafone. Im Zeitalter von Big Data trügen Maschinen Daten nicht nur in Echtzeit aus verschiedensten Quellen zusammen, sie würden sie auch zu unterscheiden und zuzuordnen lernen. So könnten sie auf der Basis von Social-Media-Daten etwa Marktanteile und Marktperformance vorhersagen. Unternehmen bietet sich laut Strobel dadurch die Gelegenheit, Muster und Vorhersagen aus vorliegenden Daten zu ziehen – und das fast komplett ohne menschlichen Input. Der Autor zieht ein klares Fazit: Um auf lange Sicht wettbewerbsfähig zu bleiben, müssten Unternehmen sich an die neuen Rahmenbedingungen anpassen.
Die Chancen, die sich durch Machine Learning ergeben, klingen vielversprechend. Der „künstliche Mitarbeiter“ könnte tatsächlich das Potenzial haben, Arbeitsprozesse zu beschleunigen und gar zu verbessern. Inwieweit wirklich auf menschliche Denkprozesse, die gefundene Ergebnisse im Gesamtkontext bewerten können, verzichtet werden kann, bleibt abzuwarten.
Print-Journalisten und der digitale Wandel
Im Interview mit Zanny Minton Beddoes, Chefredakteurin des britischen Economist, und WiWo-Chefredakteurin Miriam Meckel spricht Handelsblatt-Herausgeber Gabor Steingart unter anderem über den Wandel beider Traditionsmedien im digitalen Zeitalter. Meedia hat die zentralen Aussagen zusammengefasst. Die Chefredakteurinnen gehen im Interview unter anderem darauf ein, inwieweit Print-Journalisten bereit für den digitalen Wandel sind. Es gäbe noch immer Redakteure, die „ihre narzisstische Krise“ zu überwinden versuchten. „Sie verstehen erst allmählich, dass sie nicht die einzigen sind, die die Welt erklären können“, sagt Meckel. Und weiter: „Wer mutig und kreativ ist, wird Erfolg haben und neue Wege zu den LeserInnen und den Nutzern finden. Wer verzagt reagiert, hat schon verloren.“
Besuch bei Twitter Deutschland – Optimismus jenseits der 140 Zeichen
Twitter feiert im März seinen zehnten Geburtstag. Wie ausgelassen die Feier ausfallen wird, kann man nur raten. Schließlich wird in letzter Zeit zunehmend Kritik am Netzwerk laut, immer wieder gibt es Negativ-Schlagzeilen. Mitarbeiter mussten gehen, die Aktie befindet sich auf dem Tiefpunkt, User machen sich Sorgen. Braucht Twitter also einen Neubeginn? RP-Online-Autor Daniel Fiene wollte sich selbst ein Bild machen und besuchte das neue Twitter-Büro in Berlin. Sein Fazit: Er blickt optimistisch in die Zukunft des Microblogging-Dienstes. Denn Twitter scheine gerade seine Rolle zu finden. So höre man wieder stärker auf das Feedback der Community, grenze sich deutlicher von anderen Netzwerken ab und besinne sich auf seine Stärken.
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