osk weekly KW 02 - CES 2018 - Titel

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Liebe Leserinnen und Leser,

welche Möglichkeiten und Perspektiven der Einsatz künstlicher Intelligenz bietet und welche Grenzen es (noch) gibt, war auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas zu sehen. Wir haben uns für Sie umgesehen und die vielen Berichte durchforstet.

Viel Spaß beim Lesen!

Künstliche Intelligenz als Lösung vieler Probleme

„Künstliche Intelligenz ermöglicht dem Menschen in Zukunft ein unkomplizierteres, längeres und produktiveres Leben.“ Das sei die zentrale Botschaft der CES 2018, heißt es in einem Bericht der Austria Presse Agentur von der Messe in Las Vegas. Künstliche Intelligenz (KI) bedeute, dass der Mensch bald Dinge lösen könne, die vorher unlösbar waren, meint beispielsweise Nvidia-Chef Jensen Huang. Vernetzte, miteinander kommunizierende Autos vermeiden Staus oder die Suche nach Parkplätzen und garantieren stattdessen einen störungsfreien und effizienten Ablauf. Auch in der Medizin verspreche KI Verbesserungen, unter anderem bei der Diagnose und beim Abwägen von Behandlungsmöglichkeiten. Ein Start-up zeigte beispielsweise auf der Messe, wie mithilfe der Erfassung von Augenbewegungen Krankheiten wie Gehirnerschütterungen, Autismus und Parkinson entdeckt werden können.

Bringen japanische Forscher KI das Gedankenlesen bei?

Japanische Wissenschaftler aus Kyoto haben ein Verfahren vorgestellt, das ein erster Fortschritt in Richtung maschinell gestützter Telepathie sein könnte. Ein künstliches neuronales Netz visualisiert dabei anhand von Hirnsignalen Bilder und Formen, die sich ein Mensch ansieht oder sogar lediglich vorstellt. Bei den KI-Bildern handelt es sich nicht um akkurate Kopien. Farben und Formen des angesehenen oder erdachten Motivs sind jedoch gut erkennbar. Auch Symbole oder Buchstaben kann das KI-System wiedergeben. Das Ziel der Wissenschaftler: Wenn Gedanken nicht mehr in Worte, Buchstaben und Bewegungen übersetzt werden müssten, sondern von anderen Menschen oder Computern direkt verarbeitet werden könnten, hätte das eine enorme Beschleunigung zur Folge. Menschen wären in der Lage, ihre Leistungsfähigkeit zu erhöhen und womöglich mit künstlicher Intelligenz Schritt zu halten.

Zwischen Wortgeklingel und praktischer Anwendung – das Potenzial von KI

Auch ZDF-Redakteur Anatol Locker hat sich in Las Vegas auf die Suche nach den neuesten KI-Anwendungen gemacht. LG will per „Deep-Learning-Algorithmen“ die User Experience von Smart-TVs mit jeder Benutzung verbessern und die Sprachsteuerung intuitiver machen. Künstliche Intelligenz begegnete den Besuchern der CES zudem in Form von hoch spezialisierten Robotern. Ein Modell zeigt anhand von Gesichtsausdrücken Mitgefühl, ein anderes kann dem Menschen selbstständig folgen. Ob diese Roboter jedoch das Labor verlassen, sei noch ungewiss, meint Locker. Handfester werde es bei den Sprachassistenten. Amazon stellte ein spezielles Entwickler-Kit vor, mit dessen Hilfe der Assistent „Alexa“ auch in Bluetooth-Wearables wie Fitnessarmbänder, Kopfhörer oder Smartwatches integrierbar wird. Mercedes-Benz zeigte auf der CES die Mercedes-Benz User Experience, ein neues Betriebssystem für seine Autos, das unter anderem mit Sprachsteuerung funktioniert und vom Fahrer lernt.

Steigert künstliche Intelligenz unsere Produktivität?

Auch BBC-Tech-Reporter Rory Cellan-Jones begab sich in Las Vegas auf eine Entdeckungsreise durch die Welt der künstlichen Intelligenz. Bei Hanson Robotics lernte er den „humanoiden“ Roboter Sophia kennen. Auf seine Fragen hätte die Roboter-Dame „bemerkenswert artikuliert reagiert“, beschreibt Cellan-Jones seine Zusammentreffen mit Sophia. Sie vereint die gesammelte Expertise aus den Bereichen Robotik, Spracherkennung und maschinelles Lernen. Das Ziel sei zu beweisen, dass künstliche Intelligenz menschliche schlagen kann, erklärt Hanson-Robotics-Gründer David Hanson: „Unser Bestreben ist es, die Maschinen zum Leben zu erwecken.“ Viele Wissenschaftler betrachten dies als den falschen Ansatz, da er die Urangst der Menschen vor der „Übernahme durch die Maschine“ schüre.

Anderswo fand Cellan-Jones konkretere Anwendungsbeispiele für KI. Sprachgesteuerte Geräte gebe es inzwischen überall und auf den Straßen von Las Vegas tummelten sich selbstfahrende Autos. Aber während der Hype um KI immer größer werde, gebe es auch ein großes Paradoxon. Denn trotz des großen technologischen Wandels sei das Produktivitätswachstum zum Erliegen gekommen, meint Cellan-Jones. Ein solches „Produktivitätsparadoxon“ erlebe man beispielsweise, wenn man trotz Online-Check-ins am Flughafen warten muss. Daher bleibe bei vielen eine gewisse Skepsis gegenüber intelligenten Maschinen.

KI ermöglicht maßgeschneiderte Marketing-Kampagnen

Künstliche Intelligenz hat das Vertrauen der Marketer gewonnen, glaubt thenextweb-Autor Vivian Michaels. Er geht davon aus, dass 2018 „bahnbrechend“ werde für das digitale Marketing. Die Personalisierung von Content durch KI-basierte Datenanalyse erachtet er dabei als den wichtigsten Bereich. Kundendaten wie Suchanfragen, Kaufverhalten und Interessen ermöglichten maßgeschneiderte Content-Kampagnen. Auch die Bildererkennung durch KI werde immer präziser. In sozialen Netzwerken könne KI die Bilderflut analysieren, um Verbrauchermuster, Verhaltensweisen und Bedürfnisse zu verstehen. Ein Snack-Hersteller wisse dann beispielsweise, wo sein Produkt am liebsten konsumiert wird, und könne daraus Konsequenzen für seine Marketingstrategie ableiten. Je mehr man im Voraus über den Kunden und seine Bedürfnisse wisse, desto gezielter könne er angesprochen werden. KI-fähige Algorithmen könnten so die klassische SEO herausfordern, meint Michaels. Denn wer brauche SEO und Website-Traffic, wenn bereits ein detaillierter Bericht über die User vorliegt und dieser so gezielt geleitet werden kann?

Maschinelles Lernen überprüft Nachrichten

Der Medien-Konzern Thomson Reuters hat seine eigenen Experten aus verschiedensten Sektoren einen Blick hinter den KI-Hype werfen lassen. Sie gehen davon aus, dass die Begeisterung für die Technologie weiter zunehmen wird, denn neue KI-basierte Produkte und Dienstleistungen würden unser Leben zukünftig immer stärker beeinflussen. Reg Chua von Reuters News erklärt, wie mithilfe von KI personalisierte – und verifizierte – Nachrichten erstellt werden können. Ein eigens entwickeltes Tool, der Reuters News Tracer, durchsucht beispielsweise Tweets und prüft die Wahrscheinlichkeit, dass die Meldung wahr ist. Der Tracer basiert auf Algorithmen des maschinellen Lernens. Die Art und Weise, wie er Nachrichten prüft, stützt sich auf das Vorgehen eines menschlichen Journalisten. Das Tool kann jedoch viel schneller Meldungen durchsuchen und prüfen.

Wenn der Roboter Lampenfieber hat

Dass KI noch nicht vollends ausgereift ist, demonstriert ein Roboter auf der Auftakt-Pressekonferenz von LG selbst. Denn der kleine, smarte Helfer CLOi wollte nicht hören. Auf Fragen des amerikanischen Vize-Marketing-Chefs David VanderWaal – wie „Was gibt es heute zum Abendessen?“ – folgte lediglich Schweigen, berichtet Welt-Redakteur Thomas Heuzeroth aus Las Vegas. Ebenso hatte Sony mit seinem Roboterhund Aibo zu kämpfen. Aibo bewegt sich selbstständig, erkennt seinen Besitzer und laut Sony mithilfe künstlicher Intelligenz nach einer Lernphase auch andere Familienmitglieder. Allerdings stellte sich auch Aibo bei der Präsentation auf der CES stur und wollte nicht hören. Die Beispiele zeigen, dass KI vor allem im Bereich der zwischenmenschlichen Interaktion noch in einem frühen Entwicklungsstadium steckt.

Über den Autor

Carsten Christian ist studierter Journalist und Kommunikationswissenschaftler, seinen Master-Abschluss hat er an der Uni Hamburg gemacht. Bevor er zur Agentur kam, war der Digital Native mehr als zwei Jahre für die Online- und Print-Ausgabe der Ruhr Nachrichten im Einsatz. Bei OSK arbeitet er als Team Lead Digital Content, auf dem Agentur-Blog schreibt Carsten über den Medienwandel und Trends im Bereich Digital-Kommunikation. Privat verfolgt er Neuigkeiten in der Videospiel- und Gaming-Szene und greift auch selbst zu Maus und Gamepad.

Dieser Artikel wurde vor mehr als einem Jahr veröffentlicht. Sein Inhalt ist möglicherweise nicht mehr aktuell.