So wie Studierende zu Young Professionals werden, so wächst auch die Studierenden-App Jodel aus den Kinderschuhen. Das Unternehmen lebte lange Zeit ausschließlich vom Geld seiner Investoren und war dadurch werbefrei. Doch wie bei Facebook, Instagram und Co muss auch Jodel irgendwann seine eigenen Brötchen verdienen. Seit 2018 erlaubt die hyperlokale App erste Werbeanzeigen – mit Testkunden wie Sky Deutschland oder Spotify.

Seitdem sind über zwei Jahre vergangen. Mit Hilfe aktueller Zahlen, die unserer Agentur vom Jodel-Vermarkter Charly Media zur Verfügung gestellt wurden, werfen wir einen Blick auf das soziale Netzwerk: Wie hat sich der digitale Campus-Flurfunk seitdem entwickelt? Sollten Unternehmen dem Berliner Start-up Beachtung schenken? Und wenn ja, welche Werbemöglichkeiten hat die Plattform zu bieten?

Was war Jodel nochmal und wo steht die Social-App heute?

Jodel ist bekannt für lustige Studierendensprüche und Alltagsgeschichten, deren beliebteste Perlen häufig in „Best of“-Fanseiten anderer sozialer Netzwerke geteilt werden. Der jeweilige Content ist user-generated und anonymisiert. Ein Beitrag kann entweder ein Text, ein Foto mit kurzem Kommentar oder ein Video sein. Jeder Post kann von anderen Usern aus der unmittelbaren Umgebung positiv (Upvotes) oder negativ bewertet (Downvotes) sowie kommentiert werden. Beliebte Jodel rutschen im Feed nach oben, wenig gevotete verschwinden mit der Zeit.

Seit ihrer Gründung im Jahr 2014 ist die kostenlose Plattform rasant gewachsen. Heute erreicht die Social-App über 7,5 Millionen Nutzer/innen weltweit. Allein in Deutschland tauschen sich mehr als 2,3 Millionen jährlich aktive Nutzer/innen anonym über Aktuelles und Witziges in der Umgebung aus.

Grafik: Charly Media

Lohnt sich für Werbetreibende ein Blick auf das jodelnde Netzwerk?

Wie attraktiv ist so eine junge und – zumindest dem Klischee nach – wenig kaufkräftige Zielgruppe? Wer und wie könnte die Hyperlokalität und Anonymität der Social-App genutzt werden? Und wie sieht es mit der lieben Konkurrenz aus?

Große potenzielle Zielgruppe aus Akademikern: Laut eigenen Angaben sind 72 Prozent der Jodel-Nutzer/innen zwischen 18 und 26 Jahre alt. 57 Prozent sind Studierende. Genau diese Zielgruppe wird vermutlich später über ein höheres Durchschnittseinkommen verfügen. Laut Jodel-CEO Alessio Avellan Borgmeyer sind Studierende eine der interessantesten Werbezielgruppen, weil sie sich in einer Lebensphase befinden, in der sich Markenpräferenzen herausbilden. Das macht Jodel zum einen für Unternehmen interessant, die ihre Brand Awareness steigern wollen, zum anderen aber auch für Marken, die sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren möchten.

Bei Jodel werben Unternehmen hyperlokal. Ob der Lieblingsbäcker in Münster, der kleine Fahrradladen in Aachen oder die beliebte Studierendenbar in Berlin – besonders lokale Kleinunternehmen können bei Jodel ihre Kampagnen gezielt auf Städte oder Bundesländer ausrichten, um so ihre potentielle, studentische Kundschaft für ihre regionalen Produkte oder Dienstleitungen zu gewinnen.

Jodel ist ein bisher noch wenig bespieltes Werbemedium. Unternehmen können also noch recht exklusiv bei der jungen Zielgruppe ihre Brand Awareness steigern. Die Betonung liegt auf noch. Im Jahr 2018 zeigte das soziale Netzwerk seinen Nutzer/innen nur eine geringe Anzahl an Anzeigen. So durfte ein User nicht mehr als eine Werbung pro 24 Stunden zu sehen bekommen. Heute werden dem User durchaus mehrere Ads pro Session angezeigt. Dennoch lässt sich vermuten, dass die Jodel-Nutzer/innen noch keine sogenannte Werbeblindheit entwickelt haben.

Jodler sind aktiv und meinungsfreudig. Laut Angaben des Werbevermarkters bilden die Jodel-Nutzer/innen eine der aktivsten Social-App-Communities. Eine Millionen Jodel sollen am Tag gepostet werden. An fünf oder mehr Tagen pro Woche öffnet der User die App und verbringt dort durchschnittlich 27 Minuten täglich. Wer mit Studierenden in Kontakt treten will, kann Jodel als eine Art Meinungsbarometer einsetzen, um aktuelle Themen, Trends und Probleme in eben dieser Zielgruppe zu identifizieren und für seine Zwecke zu nutzen.

OSK Blog - Jodel für Unternehmen - Jodler sind aktiv und meinungsfreudig

Grafik: Charly Media

Welche Werbemöglichkeiten haben Unternehmen auf Jodel?

Jodel bietet Unternehmen eine Mischung aus nativen und Standard-Werbeformaten für Videos, Bild- und Textanzeigen an.

Display Ads für Brand Awareness & Traffic: Das Standard-Werbeformat von Jodel besteht aus einem Bild oder Video und gleicht Instagram Story Ads, da das Visual über den gesamten Bildschirm angezeigt wird. Ausgespielt werden die Anzeigen vorranging im Picture/Video-Feed, aber auch im Main Feed und den sogenannten Channels – das sind spezifische lokale Communities, welche dieselben Interessen teilen.

OSK Blog - Jodel für Unternehmen - Vorschau - Beispiel Display Ads für Brand Awareness & Traffic

Screenshot: Jodel

Boosted Posts für lokales Engagement: Der Boosted Posts – auch Litfaßsäule genannt –erinnert an einen regulären Jodel im Main Feed oder innerhalb der interessensbasierten Channels. Das Ad-Format besteht aus Bild, Video oder Text. Pro Region/Stadt kann jeweils nur ein Boosted Post gebucht werden. Dieser bleibt dann für 24 Stunden an prominenter Position im Main Feed. Das bedeutet, er konkurriert mit keiner anderen Anzeige im gewählten Zeitraum. Darüber hinaus kann die Jodel-Community über die Werbeanzeige direkt mit der werbenden Marke interagieren, zum Beispiel können die Ads kommentiert oder auch geteilt werden.

OSK Blog - Jodel für Unternehmen - Vorschau - Beispiel Boosted Posts für lokales Engagement

Screenshot: Jodel

Colour Takeover für Brand Awareness: Als drittes Ad-Format bietet Jodel einen sogenannten Colour Takeover an. Dabei wird die gesamte Benutzeroberfläche des Users in einem definierten Farbschema eingefärbt. Man kann sowohl “organische” Anlässe sponsern, zum Beispiel am Muttertag, als auch Marken individuell in Szene setzen, etwa bei einer Produkteinführung. Dabei wird der Nutzer via Sticky oder Boosted Post zur Aktion abgeholt. Dieses Anzeigenformat empfiehlt sich für Marken mit einer eindeutig wiedererkennbaren Brand-Farbe oder Farbkombination.

OSK Blog - Jodel für Unternehmen - Vorschau - Beispiel Colour Takeover für Brand Awareness

Screenshot: Jodel

Und was noch?

Targeting: Die Targeting-Möglichkeiten sind begrenzt auf die Infos, die der User bei der Registrierung von sich preisgibt: Alter, Geschlecht, Standort und Beschäftigung (Schüler, Student, Beruf, etc.). Darüber hinaus bieten die themenspezifischen Channels weitere Targeting-Optionen. Wirklich granulare Segmentierungsmöglichkeiten, wie sie auf anderen sozialen Netzwerken zu finden sind, bietet Jodel den Werbetreibenden allerdings nicht.

Kosten: Das Mindesbuchungsvolumen (MBW) für lokale Kampagnen liegt bei 5.000 Euro, für nationale Kampagnen bei 10.000 Euro. Im Vergleich zu anderen sozialen Netzwerken setzt Jodel damit eine vergleichsweise hohe Einstiegshürde für Werbetreibende – speziell im Hinblick auf lokale Kleinunternehmen.

Wie man es richtig macht: Ein Beispiel, wie man es richtig macht, zeigt der Autovermieter Sixt, der über die Plattform im Großraum München warb. Dabei bediente er sich bei dem bekannten Meme „BWL-Justus“ und dem Slogan „Fahr wie ein Justus, zahl wie ein Kevin“, was genau den Humor der Zielgruppe traf.

OSK Blog - Jodel für Unternehmen - Vorschau - Wie man Jodel als Unternehmen richtig einsetzt, zeigt der Autovermieter Sixt.

Screenshot: Jodel

Fazit

Ein Hörsaal voller Jodler kann definitiv auch für Unternehmen spannend sein. Die Social-App punktet mit ihrer Hyperlokalität, der jungen Zielgruppe und der (bisher) geringen Konkurrenz für Werbetreibende. Besonders kleine, lokale Unternehmen, die Studierende und Akademiker in unmittelbarer Umgebung ansprechen wollen, könnten sich durch zielgruppenspezifische Ads einen Vorteil gegenüber ihren Mitbewerbern verschaffen.

Voraussetzung: Sie haben das nötige Kleingeld, denn günstig sind Werbekampagnen auf Jodel nicht. Auch für große Marken lohnt es sich, die weitere Entwicklung des sozialen Netzwerks im Blick zu behalten – ob sie nach neuen Talenten suchen oder ihre Brand Awareness steigern wollen. Dazu bietet Jodel aktuell drei unterschiedliche Ad-Formate an. Das entsprechende Werbebudget vorausgesetzt, ist es für den Kampagnenerfolg wichtig, dieselbe einfallsreiche und humorvolle Sprache zu sprechen wie die Zielgruppe. Und wie bei allen anderen Plattformen auch gilt: testen, testen, testen.

// Über die Autorin

Kamila Majnusz hat Betriebs- und Volkswirtschaft an der Ruhr-Uni Bochum studiert. Bevor sie 2018 als Redakteurin ins Agenturleben einstieg, arbeitete sie im Marketing und in der Unternehmenskommunikation deutscher Verlagshäuser und eines großen Pharmazulieferers. Heute textet sie für OSK vor allem für Social-Media- und Digital-Projekte. Wenn sie nicht in der Agentur ist und nach digitalen Trends sucht, verbringt sie ihre Freizeit mit dem Finger auf der Landkarte – auf der Suche nach der nächsten surfbaren Welle. 

Dieser Artikel wurde vor mehr als einem Jahr veröffentlicht. Sein Inhalt ist möglicherweise nicht mehr aktuell.