Der Instant-Messaging-Dienst Discord ist in den vergangenen Monaten immer populärer geworden. Inzwischen setzen rund 300 Millionen Nutzer weltweit auf die 2015 ins Leben gerufene US-Plattform. Dabei ist der Dienst vor allem in der Gaming-Szene extrem beliebt. Wir erklären Discords Funktionen genauer – und prüfen, inwiefern die Plattform auch für Unternehmen interessant ist.
Wie funktioniert Discord?
Beim ersten Start wirkt Discord zunächst wie ein Mix aus Messaging-Dienst, Online-Forum und Social-Media-Plattform: Nutzer sehen direkt, wer von ihren Freunden online ist, auch Privat- und Gruppenchats sowie (Video)anrufe sind problemlos möglich. Darüber hinaus haben Nutzer die Möglichkeit, ihren Bildschirm mit anderen zu teilen und so beispielsweise Gaming-Tipps und -Tricks auszutauschen. Um Inhalte innerhalb ihrer Community zu teilen, können User ihren Discord-Account außerdem mit ihren persönlichen Profilen auf anderen Netzwerken verknüpfen.
Diese Funktionen ziehen viele Gamer an, da sie sich perfekt eignen, um sich zu Spielen auszutauschen und während der Gaming-Sessions miteinander zu sprechen. Doch nicht nur „Zocker“ greifen auf den Dienst zurück – auch Schüler und Studierende setzen vermehrt auf Discord, zum Beispiel bei Gruppenarbeiten.
Hilfreiche Bots
Das Herz der App sind die von der Community betriebenen Server, die jeder User auf die eigenen Bedürfnisse anpassen kann. Ist der eigene Server einmal eingerichtet, können die User Freunde, Arbeitskontakte und theoretisch auch Kunden dazu einladen. Innerhalb dieses „Hubs“ können die Administratoren dann verschiedene private und öffentliche Kanäle eröffnen und den Mitgliedern des Servers unterschiedliche Rollen zuweisen – so ist auch die Steuerung großer Gruppen mit mehreren tausend Mitgliedern kein Problem. Ein Beispiel zur Veranschaulichung: Eine Schulklasse legt einen gemeinsamen Server an, um sich zu Hausaufgaben und den Schulalltag auszutauschen. Für Gruppenarbeiten enthält der Server für jedes Team eine eigene Untergruppe.
Eine Besonderheit von Discord sind die Bots, die automatisierte Funktionen übernehmen und so die User bei der Verwaltung großer Server unterstützen. Es gibt aber auch Musikbots oder digitale Helfer, die meist auf privaten Servern mit Freunden eingesetzt werden. Um das Angebot der verschiedenen Bots für alle User möglichst übersichtlich zu halten, bietet Discord eine eigene Webseite.
Wer ist auf Discord aktiv?
Discord-Nutzer müssen mindestens 13 Jahre alt sein, auch wenn die Seite die Altersangabe nicht überprüft. Offizielle Zahlen zu minderjährigen Nutzern gibt es nicht. Insgesamt sind jedoch vor allem Teenager und junge Erwachsene auf dem Dienst aktiv. Ein Indiz dafür: Die Nutzer kommen weiterhin überwiegend aus der Gaming-Szene. In den USA beispielsweise gehört ein großer Teil der Videospieler der Generation Y oder Z an.
Der durchschnittliche Discord-Nutzer ist nicht nur eher jung, sondern ebenso technikaffin und männlich. Wer also Produkte oder Dienstleistungen für diese Zielgruppe vermarktet, findet in der Plattform einen spannenden und im Unternehmenskontext noch weitgehend unerforschten Kanal – dementsprechend gering ist die Konkurrenz.
In jüngster Zeit fokussiert sich Discord jedoch immer mehr darauf, die eigene Nutzergruppe über das Thema „Gaming“ hinaus zu erweitern: In einem Blog-Beitrag von Ende Juni 2020 erklärt Discord-Chef Jason Citron, dass man die Funktionen für eine breitere User-Basis zugänglich machen wolle. Ein Schritt, der diesen Plan verdeutlicht, ist das neue offizielle Motto „Dein Ort zum Reden“ (englisch: „Your place to talk“), das im Vergleich zum alten Claim “It‘s time to ditch Skype and Teamspeak” nun keinen expliziten Gaming-Bezug mehr hat – vor allem Teamspeak war viele Jahre die kommunikative Nummer 1 unter PC-Spielern.
Warum ist Discord für Unternehmen spannend?
Besonders interessant an der Messaging-Plattform ist ihr Community-Gedanke: Die Anwender können sich auf genau den Servern treffen, die ihren persönlichen Interessen entsprechen. Unternehmen bietet dieses Prinzip die Chance, neue Zielgruppen zu erreichen – etwa, indem sie einen Server erstellen, auf dem sich die Nutzer über die jeweiligen Produkte der Marke austauschen und gleichzeitig mit der Marke selbst in Verbindung treten können.
Denkbar ist auch, exklusive Inhalte wie Produktneuheiten, Gewinnspiele oder Rabatte direkt mit der Discord Community zu teilen. Auf diese Weise können analog zu etablierten Plattformen neue loyale Fangemeinden entstehen, während die Marke gleichzeitig ihre Brand Awareness stärkt.
Durch seine gut strukturierten Community-Funktionen birgt Discord ebenso großes Potenzial für den Einsatz im Kundenservice. Einen Community-Server zu erstellen ist dabei keine „Rocket Science“ – der Discord-eigene Leitfaden führt einen Schritt für Schritt durch den Prozess.
Die netzwerkbasierte Struktur von Discord ist jedoch gleichzeitig auch die Achillesferse des Dienstes: In der Standardeinstellung können nur Nutzer mit einem Einladungslink einem Server beitreten, was Strafverfolgungsbehörden oder die Zivilgesellschaft als Kontrollinstanz ausschließt. Das macht es praktisch unmöglich, strafrechtlich relevante Inhalte auszuschließen.
Fazit
2021 ist Discord längst keine reine Gaming-Software mehr. Zwar verbindet die Plattform noch immer hauptsächlich Spieler – die Vielfältigkeit des Dienstes haben mittlerweile aber auch nicht-gaming-affine Nutzer für sich entdeckt. Discord ermöglicht die unkomplizierte Direkt-Kommunikation innerhalb kleiner und großer Gruppen. Tools wie Bots helfen, selbst Server mit hunderten Usern zu managen. Für Unternehmen ist vor allem der starke Community-Gedanke interessant, da Menschen sich mit gleichen Interessen oft leidenschaftlich zu einem Thema austauschen. Diesen Faktor können Marken als Anknüpfungspunkt nutzen, um eine Fangemeinde aufzubauen.
Wer dieses von Unternehmen bislang noch relativ unerforschte Terrain betreten möchte, tastet sich am besten Schritt für Schritt vor und probiert aus, welche Inhalte gut funktionieren.
// Über die Autorin
Sarah Kähler studiert Marketing Management an der Fontys International Business School in Venlo. Im Rahmen ihres Studiums hat sie ein Praktikum bei OSK absolviert. Sie hat sich schon immer für Trends in der Medien-Landschaft interessiert und beschäftigt sich intensiv mit sozialen Plattformen. Als Ausgleich verbringt sie Zeit in der Natur und ist gerne mit ihren Freundinnen unterwegs.