Den Begriff Blockchain verknüpfen wir gedanklich automatisch mit Bitcoins oder zumindest mit dem Oberthema Kryptowährungen. Aber Public Relations und Blockchain? Beide Bereiche scheinen Welten voneinander entfernt zu sein. Doch der Schein trügt. Die Blockchain-Technologie wird wesentliche Auswirkungen auf die PR der nahen Zukunft haben. Welche das sind, verrät dieser Artikel.
Was die Blockchain für die Public Relations spannend macht
Bei der Blockchain handelt es sich einfach ausgedrückt um eine Datenbank. Im Falle von Kryptowährungen werden in dieser Datenbank Zeitstempel sowie Transaktionsdaten erfasst und miteinander verknüpft. Diese lückenlose Dokumentation der einzelnen Transaktionen schafft eine maximale Transparenz, was die Blockchain laut Befürwortern so sicher und vertrauenswürdig macht.
In Zeiten von Fake News und Unternehmensskandalen ist es genau diese Transparenz und lückenlose Dokumentation, die Medienhäuser dringen bräuchten, um sich das Vertrauen zu erhalten beziehungsweise zurückzugewinnen. Mit derselben Herausforderung kämpfen auch sowohl kleine Firmen wie Konzerne.
Wenn sie die Blockchain für ihre Unternehmenskommunikation nutzen, schaffen sie ebenfalls volle Transparenz und damit ein Höchstmaß an Vertrauenswürdigkeit in der Öffentlichkeitsarbeit. Schauen wir uns im Einzelnen an, wie die Blockchain der PR nützt.
Wie können Unternehmen die Blockchain nutzen?
Die Blockchain funktioniert anders als eine zu installierende Software. Vielmehr handelt es sich bei ihr um eine eigene Infrastruktur, die sich mit Blockchain-as-a-Service-Anbietern aufbauen lässt. Dafür gibt es cloudbasierte Angebote, die unter anderem renommierte Spezialisten wie IBM, Amazon und SAP zur Verfügung stellen.
Außerdem ist es möglich, eine bereits bestehende Blockchain zu mieten. Man kann sich das Ganze wie die Privatisierung eines Teils des digitalen Autobahnnetzes vorstellen.
Das Unternehmen kauft sich hierbei in eine bereits aufgebaute Blockchain-Infrastruktur ein, was beispielsweise für die Logistik praktisch ist: Lieferungs-, Lagerungs- und Transportprozesse lassen sich so bis ins Detail dokumentieren und rekonstruieren.
Wie bedeutend die Technologie schon heute für Unternehmen ist, unterstreicht Robert Parker, Vice President of Manufacturing und Retail Insights von IDC (International Data Corporation):
„Blockchain-Projekte entwickeln sich rasch vom Pilotprojekt zur Produktion, da Unternehmen und Regierungen den inhärenten Wert von Distributed Ledgers und Smart Contracts erkennen.“
Ohne technisch zu sehr in die Tiefe zu gehen: Ein Distributed Ledger ist eine Art dezentrale, offen einsehbare Datenbank. Für das Thema dieses Artikels ist aber vor allem ein Aspekt von Parkers Aussage wichtig: Blockchain-Produkte entwickeln sich rasch. Und diese Entwicklung sollte die PR keinesfalls verpassen.
Mehr Vertrauen durch blockchainbasierte Pressearbeit
Ein Fake Account ist heutzutage schnell erstellt. Dafür sind erschreckend wenige Schritte erforderlich. Und schon kann der normale Verbraucher nicht mehr unterscheiden, welche Informationen an ihn tatsächlich von einem seriösen Unternehmen herangetragen werden und welche nicht.
Eine ausufernde Plage in diesem Zusammenhang sind Scams: Fake Mails und Nachrichten, in denen Nutzer scheinbar von einem seriösen Unternehmen oder gar einer Bank dazu aufgefordert werden, ihre Kreditkartendaten auf Phishing-Seiten preiszugeben. In Wahrheit verbergen sich dahinter Betrüger.
Mit der Blockchain gehören solche dubiosen Machenschaften der Vergangenheit an. Fortan könnte jeder Nutzer Informationen, die ihn erreichen, über die Blockchain bis hin zum Computer, an dem sie entstanden sind, zurückverfolgen. Zwar bietet die Technologie keinen absoluten Schutz vor Hacks, sie gilt jedoch als eines der sichersten Verfahren unserer Zeit.
Unternehmen würden sich mit der Blockchain die im Chaos der Content-Flut verloren gegangene Informationshoheit zurückholen, was die PR immens erleichtert, da sie so wieder besser steuerbar wird und weniger öffentliche Richtigstellungen im Kampf gegen Falschinformationen nötig wären.
Nachvollziehbarkeit in der Produktionskette
Laut Top 10 Global Consumer Trends 2019 sind aktuell wichtige Werte für Verbraucher: Respekt vor der Marktmacht der Konsumenten (Bereitstellung von Informationen zur Eigenrecherche), Authentizität, Kampf gegen Plastik und die weltweite Verfügbarkeit von Produkten.
PR arbeitet und kommuniziert entsprechende Core Values. Wie aber lässt sich erfassen, dass die eigenen Produkte nachhaltig und ökologisch einwandfrei hergestellt wurden? Auch hier lautet die Antwort wieder: durch die Blockchain.
Walmart dokumentiert die Produktionskette von Schweinefleisch aus China bereits auf diese Weise. Dabei geht es nicht nur um Transparenz für die Verbraucher. Walmart kann anhand der Dokumentation überprüfen, wo Essen verschwendet wird, und diesem Prozess verantwortungsbewusst entgegensteuern. Was sich im Anschluss über die PR hervorragend nach außen kommunizieren lässt.
Online-Erwähnungen validieren
Eine wichtige Teilaufgabe der Public Relations ist die Interaktion mit und Reaktion auf Erwähnungen im Netz. Wie aber lässt sich sicherstellen, dass hinter einer solchen Erwähnung bei Facebook, Twitter etc. eine reale Person und kein Bot steckt? Bisher ist das nur mit einem manuellen Aufwand möglich. Die Blockchain-Technologie würde dies ändern, da sämtliche Aktionen in Blockchain-Based Social Media zweifelsfrei Menschen mit verifizierten Accounts zuzuordnen wären.
Schon jetzt gibt es Alternativen zu den klassischen sozialen Netzwerken, die mit der Blockchain in Verbindung mit einem Bezahlsystem arbeiten. Möglich wäre in Zukunft aber auch eine Anwendung der Blockchain im Sinne von User Tracking. Unternehmen würden sich dadurch nicht mehr von Bots oder Fake News in die Irre führen lassen. Womit wir beim nächsten Punkt wären.
Mehr Vertrauen, Effizienz und Sicherheit
Während das Hauptaugenmerk in puncto Blockchain noch auf den FinTechs und Kryptowährungen liegt, tut die PR gut daran, schon jetzt die Vorteile für das eigene Tätigkeitsfeld zu sehen. Mit der Blockchain-Technologie, die aufgrund ihres revolutionären Potenzials rasant weitere Lebens- und Geschäftsbereiche erobern wird, werden wir eine neue Qualität des Media Monitorings und der Öffentlichkeitsarbeit erfahren.
Unternehmen erhalten so die Chance, Vertrauen zu ihren Kunden durch Transparenz und Nachprüfbarkeit aufzubauen. Ob sie diese Chance nutzen, wird die Zeit zeigen. Sinnvoll ist es sicherlich, sich so schnell wie möglich damit zu beschäftigen.
Ob sich diese Integration tatsächlich so flächendeckend und rasant vollzieht, wie von manchen Tech-Fans prophezeit, darf mit einer gesunden Skepsis angezweifelt werden. Kaum ein Hype ist in den vergangenen Jahren so angewachsen wie der um die Themen Blockchain und Bitcoin.
Unternehmen müssen daher nicht unbedingt in Panik verfallen. Sie dürfen aber auch keineswegs in Ignoranz rutschen und diese machtvolle Technologie unterschätzen, was der deutschen Unternehmenskultur grundsätzlich nachgesagt wird. Denn die Kraft der Blockchain ist keine Träumerei, sondern längst Realität. Wer jetzt schläft, könnte also ein böses Erwachen erleben.
// Über den Autor
Benjamin Brückner ist Journalist, Blogger und Gründer der Online-Plattform Freelance Start. Nach mehrjährigen Tätigkeiten in Hörfunk- und Fernsehredaktionen veröffentlichte er zwei Bücher und arbeitet unter anderem als Redakteur und Newsletter-Teamleiter bei Zielbar. Auf seinem eigenen Blog verfasst er regelmäßig Rezensionen, Lesetipps und Analysen zu gesellschaftlichen Themen. Privat interessiert Benjamin sich für Philosophie, Geschichte, Sport, digitale Entwicklungen und natürlich für kreatives Schreiben. Für den OSK-Blog schreibt Benjamin als Gast-Autor über aktuelle Internettrends, die Digitalisierung und die Medienbranche.