tl;dr (Lesezeit: 10 Minuten)
- Klassische Werbeformate erreichen junge Menschen mit ihrne Botschaften immer seltener.
- Wer Konsumenten erreichen will, die zwischen 1980 und 1990 geboren wurden, sollte sich daher über Alternativen Gedanken machen.
- In Bezug auf Virtual Reality ist die Generation Y derzeit eine besonders interessante Zielgruppe. Denn sie ist damit aufgewachsen, technische Neuerungen spielerisch zu erkunden.
- Mit VR kommt eine revolutionäre Technologie zum Einsatz, die strategische Chancen birgt. Ihre Schrankenlosigkeit hebt Storytelling auf ein neues Niveau.
Warum ist das wichtig?
Die Blicke der Marketer sind auf und in die Virtual Reality gerichtet. Und das wird sich vermutlich nicht ändern, im Gegenteil: Die ersten Kinofilme werden bereits mit der neuen Technologie gedreht. Doch so opulent muss VR gar nicht in Erscheinung treten, um für das Marketing mit Blick auf die Generation Y effektiv zum Einsatz zu kommen.
Die Generation Y ist noch mit den klassischen Werbespots der 1990er-Jahre aufgewachsen. Mit der digitalen Revolution und dem Aufbau des Internets kam der Umbruch: Die Wirkung von Werbung nach dem Sender-und-Empfänger-Prinzip nimmt seitdem eher ab. Anzeigen im Netz werden mit Adblockern umgangen, junge Zuschauer wandern, genervt von Spots in Fernsehen und Radio, zu Streamingdiensten ab. Möchten Unternehmen Konsumenten erreichen, die zwischen 1980 und 1990 geboren wurden, sollten sie daher ergänzende Alternativen zu klassischen Werbekonzepten machen. Denn die vornehmlich mobile Customer Journey ereignet sich längst im Internet.
In Bezug auf Virtual Reality ist die Generation Y derzeit eine besonders interessante Zielgruppe. Denn sie ist damit aufgewachsen, technische Neuerungen spielerisch zu erkunden. Außerdem wird sie in wenigen Jahren die Führungsetagen im Mittelstand erobert haben. Die Gen Y ist demnach im Bereich der Konsumgüter für Erwachsene, aber auch für das Recruiting interessant. So nutzen Unternehmen laut IT-Experte Timm Funke von mindsquare die Technik bereits, um sich beim Anwerben junger Fachkräfte von der Konkurrenz abzuheben.
Das gilt auch für die Millennials, die wie bei General Mills mit einer Virtual-Reality-Tour abgeholt werden.
Immersiv statt passiv
Wie das Magazin VRODO schreibt, kursiert ein Buzzword in Verbindung mit Virtual-Reality-Marketing: Immersion. Gemeint ist damit das komplette Eintauchen in die virtuelle Realität, ein „Alles-um-sich-herum-Vergessen“. Daher lohnt es sich, die Begeisterungsfähigkeit und Experimentierfreudigkeit der Generation Y im Umgang mit digitalen Neuerungen zu beachten. Dies bedeutet für Marketer und Kommunikatoren allerdings, sich der Intensität von VR bewusst zu sein und Verantwortung für Inhalte zu übernehmen.
Videoclips dürfen schließlich nicht darauf abzielen, das Bewusstsein der Zielgruppe mit lauten Inhalten zu überschwemmen, sondern ihr stattdessen neue Einblicke zu gewähren und zu Interaktionen anzuregen. Soll in Bezug auf Virtual Reality heißen: mitreißende, aber auch ethisch vertretbare Videos produzieren.
Die Touchpoints haben sich geändert
Dass die jungen Zielgruppen im Netz unterwegs sind, wissen die meisten Unternehmen längst und wollen mit Content Marketing auf sich und ihre Produkte aufmerksam machen. Das gelingt, wenn ein Corporate Blog spannende Einblicke in die Arbeitsabläufe bietet oder Artikel mit wertvollen Tipps zur Verfügung stellt.
Virtual Reality hebt dieses Ziel auf eine neue Ebene, auf welcher andere Ansprüche an den Content gelten. Das Vorhaben vieler Marketer ist es weiterhin, dass die Männer und Frauen der Gen Y aus eigenem Antrieb zu Markenbotschaftern werden. Ein hehres Vorhaben, aber mit durchaus realistischen Chancen, wenn herausragende VR-Inhalte an den richtigen Touchpoints, zum Beispiel in den sozialen Netzwerken, aber auch im Bereich Dark Social, veröffentlicht werden.
Medienkanäle clever nutzen
Owned und Earned Media bilden ein gutes Team. Hochwertige Videos produzieren und passend zur Zielgruppe auf den jeweiligen Kanälen ausspielen – darum geht es. Einfach nur so viele Social-Media-Kanäle wie möglich mit eilig produzierten VR-Clips zu befeuern, bringt allerdings nichts. Für die Generation Y ist dieses „Mit-Kanonen-auf-Spatzen-Schießen“ ein absolutes No-Go.
Ein gutes Beispiel liefert der Umgang mit Snapchat. Mit dem Start der Discover-Funktion traten große Medienhäuser und Firmen in die Ephemeral Media ein und versuchen seitdem, mit viel Aufwand präsent zu sein. Das ist allerdings ein wackeliges Vorhaben, da die Generation Y wie ein Schwarm aus Netzwerken abwandern kann, sobald zu viel Werbung läuft. Hier zeigt sich das eingangs beschriebene Problem der klassischen Konzepte.
Unternehmen können und sollten die zur Verfügung stehende digitale Infrastruktur selbstverständlich nutzen, allerdings nicht mit aufdringlicher Beschallung. Es gibt bereits Lösungen für 360-Grad-Videos und Virtual Reality, die nicht Tausende Euro kosten. Jedoch sind dann keine High-End-Ergebnisse zu erwarten. Und: Die Gen Y wird seit Jahren mit rasanten Entwicklungen verwöhnt. Sie hat den Sprung von Videos mit niedriger Auflösung zu HD und schließlich zu VR miterlebt. Wachstum und Fortschritt sind für sie laut einer Trendstudie des Zukunftsinstituts ohnehin normal.
Wer daher in VR einsteigen möchte, muss sich bewusst sein, dass solche Videos viel Aufwand verursachen, der jedoch die Zielgruppe auf eine Weise anspricht wie kein anderer Content. Einen soliden Anfang bilden zunächst 360-Grad-Videos.
Sie lassen sich auch ohne VR-Equipment anschauen. Sowohl Einzelhändler als auch große Marken sind mit diesen Rundum-Lösungen erfolgreich bei Facebook unterwegs.
Was ist das Ziel?
Marketing, auch das für die Generation Y, benötigt Strategie. Und mit VR kommt eine revolutionäre Technologie zum Einsatz, die strategische Chancen birgt. Ihre Schrankenlosigkeit hebt Storytelling auf ein neues Niveau. Da ist kein Kasten namens „Bildschirm“ mehr, sondern die volle Rundumsicht, das nie zuvor da gewesene Eintauchen in eine neue Welt. Und audiovisuell erfahrbare Geschichten sind ein effektiver Weg, die Generation Y online wie offline zu erreichen.
Mit seiner 360° driving experience zeigt Mercedes, wie sich ein solches VR-Erlebnis anfühlt. Der Video-Content wird dabei nicht nur auf die Plattform hochgeladen, sondern weiterhin über Apps wie die Mercedes VR for Cardboard ausgespielt. Auf diese Weise erreicht das Unternehmen die webaffinen Digital Natives.
Arbeitsumgebung in VR
Bei Virtual Reality geht es nicht allein um junge Konsumenten. Die Technologie eignet sich ebenfalls für das Personalmarketing. Beim Virtual Engineering etwa steigen Betrachter in einen Wagen, setzen die VR-Brille auf und können das Auto in seine Einzelteile zerlegen – eine revolutionäre Möglichkeit, Prototypen zu entwickeln. Das sind Angebote, die auch Fachkräfte der Generation Y begeistern und dazu einladen, selbst Teil einer modernen Unternehmenswelt zu werden.
Angehende Chirurgen können mittels VR ihren künftigen Arbeitsplatz erkunden – vom OP-Saal bis hin zur Notaufnahme. Junge Ingenieure tüfteln in einer dynamischen VR-Arbeitsumgebung an neuen Modellen. Und angehende Kreuzfahrt-Servicekräfte werden einen virtuellen Rundgang in den Bordrestaurants eines Megaliners garantiert nicht vergessen.
Die Liste der Beispiele ließe sich beliebig fortsetzen. Fest steht: Virtual-Reality-Marketing erreicht vor allem die Gen Y wie kein anderes Format. Eine langfristige Ausrichtung mit dem Fokus auf beide Generationen lohnt sich also.
Schon heute präsent
Wie alltäglich sich VR-Marketing durchsetzen kann, zeigen Immobilienführungen mit dem kostengünstigen Google Cardboard. So erkunden potenzielle Mieter eine Wohnung, ohne körperlich bei der Besichtigung anwesend sein zu müssen.
Große Unternehmen wälzen interne Strukturen grundlegend um und tragen diesen digitalen Transfer direkt zu den Digital Natives. Ihre Botschaft lautet: „Seht her, wir sind fit für die Zukunft!“ Kleine mittelständische Betriebe wollen dem nacheifern, haben dafür aber meist weder Geld noch Zeit. Für sie ist es daher sinnvoll, klein mit 360-Grad-Clips oder experimentellen VR-Gadgets anzufangen.
So könnten Mitarbeiter mit einer der futuristischen Brillen experimentieren und diese Experimente humorvoll im eigenen Blog dokumentieren. Es braucht kein großes Budget, um Teil der Virtual Reality zu werden. Hauptsache, man verpasst den Anschluss an den Trend nicht.
Effekte in beide Richtungen
VR-Marketing kann im Hinblick auf die Generation Y auf zwei Ebenen funktionieren: Einerseits werden potenzielle Mitarbeiter adressiert, andererseits lässt sich diese Altersgruppe mit hochwertigen VR-Umsetzungen begeistern, die sich in Zeiten des Content Shocks abheben.
Virtual Reality kann auf diese Weise eine Distanz verringern, an der Online-Marketer seit Jahren zu knabbern haben. Erst vor Kurzem zeigte sich, dass die Sichtbarkeit von Display-Werbung auf einem historischen Tiefstand ist.
Der andere Effekt von VR-Marketing kommt bei der Immersion zum Tragen: Arbeitsumgebungen werden plastisch, der Blick vom Balkon der Ferienwohnung steht in Rundumsicht und detailliert zur Verfügung. Das fördert Vertrauen auf Kundenseite und weckt Neugier bei den High Potentials.
Fazit
Wer mit Virtual-Reality-Marketing die Generation Y erreichen möchte, muss diese an den entsprechenden Touchpoints abholen und attraktive Inhalte wie VR-Videos bereitstellen. Diese wiederum sollten kein Schattendasein auf der eigenen Website fristen, sondern im Sinne einer Distribution an die Zielgruppe innerhalb der Generation Y ausgespielt werden.
Auch das Thema Virtual Engineering gehört auf die Agenda des Personalmarketings. Dann stehen die Chancen gut, die jungen Fachkräfte und Käufer für sich zu gewinnen. Und zwar in der virtuellen wie in der tatsächlichen Realität.
// Über den Autor
Benjamin Brückner ist Journalist, Blogger und Gründer der Online-Plattform Freelance Start. Nach mehrjährigen Tätigkeiten in Hörfunk- und Fernsehredaktionen veröffentlichte er zwei Bücher und arbeitet unter anderem als Redakteur und Newsletter-Teamleiter bei Zielbar. Auf seinem eigenen Blog verfasst er regelmäßig Rezensionen, Lesetipps und Analysen zu gesellschaftlichen Themen. Privat interessiert Benjamin sich für Philosophie, Geschichte, Sport, digitale Entwicklungen und natürlich für kreatives Schreiben. Für den OSK-Blog schreibt der 30-Jährige als Gast-Autor über aktuelle Internettrends, die Digitalisierung und die Medienbranche.