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Screenshot: Snapchat

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Snapchat will mehr sein, als nur eine App. Ein erster Hinweis darauf ist die Entwicklung einer neuen Fotobrille, die Snapchat kürzlich ankündigte. Die Sonnenbrille mit integrierter Kamera trägt den Namen Spectacles. Klickt der Benutzer auf einen Knopf am Bügel, startet eine zehnsekündige Videoaufnahme. Ein zweiter Klick verlängert die Aufzeichnung, spätestens bei 30 Sekunden ist aber Schluss.

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Startet der User dann Snapchat, sendet die Brille die neuesten Videos aus ihrem Speicher an die App. Dort können sie dann manuell online gestellt werden. Um zu signalisieren, dass die Brille aufnimmt, leuchten verschiedene LEDs am Gestell. Eine Leuchte ist zum Auge des Benutzers gerichtet, die anderen befinden sich am Objektiv. Durch LEDs sowie das auffällige Design der Brillen, will Snapchat wahrscheinlich Privatsphäre-Bedenken entgegenwirken. Andere sollen sofort erkennen können, wenn jemand gerade aufnimmt.

Snapchat nennt sich um

Mit der Ankündigung von Spectales gab es eine zweite Nachricht: Snapchat Inc. heißt nun Snap Inc. Wie Firmenchef Evan Spiegel dem Wall Street Journals sagte, war die Namensänderung nötig, um zukünftig mehr als nur die eigentliche App anbieten zu können. Und das beschreibt gut die Richtung, in die es für das Unternehmen gehen soll. Man will sich weiterentwickeln und von der Konkurrenz absetzen. Der erste Schritt war die Veröffentlichung einer neuen Hardware-Lösung, mit der Videos noch direkter erstellt werden können. Der Nutzer muss nicht einmal mehr das Handy aus der Tasche holen.

spectacles 2Screenshot: Snapchat

Das bedeutet aber nicht die Abkehr von der App als Basis. Vielmehr will Snapchat das Erlebnis der Nutzer weiter ausbauen und verbessern. Wie sinnvoll Spectacles für sich genommen ist, sei mal dahingestellt. Auf den ersten Blick wirkt die Brille eher wie eine nette Spielerei. Aber ihre Ankündigung lässt tief blicken. Die Brille ist eine Hardware-Erweiterung, die eine neue Komponente des Snapchat-Kosmos darstellt. Und sie ist nur der erste Akt. Das Unternehmen weiß, dass es nicht auf der Stelle treten darf, wenn es langfristig relevant bleiben will. Mit Neuerungen soll das Interesse der Fans bestehen bleiben. Was passiert, wenn ein Netzwerk diese Aufgabe nicht bewältigt, zeigt aktuell das Beispiel des kriselnden Konkurrenten Twitter.

Dementsprechend ist zu erwarten, dass Snapchat seinen Service weiter ausbaut, um alte Fans zu behalten und neue zu gewinnen. Das ist jedoch nur die eine Seite der Medaille. Wo viele Fans sind, lässt sich schließlich Geld machen. Und um auf lange Sicht profitabel zu sein, wird Snapchat seine Werbemöglichkeiten sicher erweitern und neue Wege suchen, um Marken als Partner zu gewinnen.

Snapchat Memories: Weniger Vergänglichkeit

Ebenfalls erst vor Kurzem bekannt geworden ist, dass Snapchat sein Markenzeichen aufgibt. Durch die neue Funktion Memories lassen sich die eigenen Snaps ab sofort in einem Foto-Archiv speichern. Die Bilder können so auch nachträglich ausgewählt und versendet werden. Da stellt sich die Frage: Ist Snapchat jetzt noch Snapchat? Oder nur noch ein Messenger von vielen?

Memories – Ist Snapchat jetzt noch Snapchat? I via @OSK_Germany Share on X

spectacles 3Bild: Snapchat

Memories ist eine der größten Veränderungen in der Unternehmensgeschichte. Es ist Snapchats Versuch, die Standard-Kamera für Millionen von Usern zu werden. Einige User laden ihre Snaps, die sie dort mit Filtern, Texten oder Emojis bearbeitet haben, herunter, um sie auf Instagram oder Facebook zu posten – oder einfach auf dem Smartphone zu sichern. Nun ist es den Nutzern möglich, ihre digitalen Erinnerungen gleich direkt in Snapchat zu speichern. Das neue Feature könnte auch Unternehmen das Snappen erleichtern und die Attraktivität der App als Marketing-Kanal erhöhen.

Ein ambitioniertes Ziel

Internen Angaben zufolge hat Snapchat im vergangenen Jahr 59 Millionen US-Dollar Umsatz gemacht. 2016 will Gründer Evan Spiegel mindestens fünfmal so viel umsetzen, Ende 2017 soll der Jahresumsatz sogar zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Dollar liegen. Ein ambitioniertes Ziel, das sich vermutlich nur mit einer verstärkten Werbe-Offensive erreichen lässt. Und Werbung werden die Nutzer nur dann tolerieren, wenn ihnen die App einen nachvollziehbaren Mehrwert bietet.

Über den Autor

Carsten Christian ist studierter Journalist und Kommunikationswissenschaftler, seinen Master-Abschluss hat er an der Uni Hamburg gemacht. Bevor er zur Agentur kam, war der Digital Native mehr als zwei Jahre für die Online- und Print-Ausgabe der Ruhr Nachrichten im Einsatz. Bei OSK arbeitet er als Team Lead Digital Content, auf dem Agentur-Blog schreibt Carsten über den Medienwandel und Trends im Bereich Digital-Kommunikation. Privat verfolgt er Neuigkeiten in der Videospiel- und Gaming-Szene und greift auch selbst zu Maus und Gamepad.

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