tl;dr (Lesezeit: ca. 5 Minuten); alle Serien-Teile auf einen Blick: hier

  • Snapchat ist eine Messaging-App, mit der User Bilder und Videos verschicken, die nach kurzer Zeit automatisch gelöscht werden.
  • Der Großteil der Nutzer ist zwischen 13 und 25 Jahren alt.
  • Etwa 200 Millionen Menschen weltweit nutzen den Dienst jeden Monat, 100 Millionen sogar täglich.
  • Darunter sind neben ganz normalen Menschen auch zahlreiche Prominente und Online-Multiplikatoren, ebenso wie immer mehr Medienhäuser und Marken.
  • Snapchat ist kein reines US-Phänomen. Die App ist auch in Europa beliebt. Auf dem deutschen Markt wird Snapchat bisher noch eher unterschätzt.

Mark Zuckerberg erkannte bereits 2013 das Zukunftspotenzial von Snapchat und wollte, dass sich das Start-up im Facebook-Kosmos weiterentfaltet. Doch Snapchat-Gründer Evan Spiegel gab dem Branchenprimus einen Korb. Er hatte scheinbar schon damals verstanden, welchen Reiz verschwindende Inhalte für Nutzer haben. Und dass der Hype um sein Unternehmen keine kurzfristige Angelegenheit sein sollte. Also schlug Spiegel das Angebot über drei Milliarden Dollar aus.

„Es gibt nur sehr wenige Menschen auf der Welt, die die Möglichkeit bekommen, so ein Unternehmen aufzubauen. Das für kurzfristigen Gewinn einzutauschen, ist nicht besonders interessant”, so Spiegel damals gegenüber Forbes. Die Fortschritte, die Snapchat bis heute gemacht hat, geben dem Kopf hinter der App Recht. Zwar lässt sich darüber streiten, ob die Entwicklung den heutigen Fabelkurs des Unternehmens von geschätzten 19 Milliarden Dollar tatsächlich rechtfertigt. Gleichzeitig zeigt der Kurs aber, warum die Plattform das in Deutschland wohl am heftigsten unterschätzte soziale Netzwerk ist. In unserer Snapchat-Serie beleuchten wir in jedem Teil einen anderen Aspekt des Ökosystems Snapchat. Im ersten Teil widmen wir uns der Frage: Was ist Snapchat, wer nutzt es überhaupt und wie kommuniziert man über die App?

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Immer mehr Menschen versenden Kurzvideos und Bilder – sogenannte Snaps – an Freunde. Die App verzeichnet wahnwitzige sieben Milliarden Videoaufrufe – täglich. Zum Vergleich: Facebook schafft mit acht Milliarden nicht viel mehr. Etwa 200 Millionen Menschen weltweit nutzen den Dienst jeden Monat, 100 Millionen sogar täglich. Darunter sind neben ganz normalen Menschen auch zahlreiche Prominente und Online-Multiplikatoren, ebenso wie immer mehr Medienhäuser und Marken. Sie alle – Blogger und Influencer, Journalisten, Unternehmen, Stars und Sternchen – teilen über die App mit dem kleinen Geist als Markenzeichen ihren Alltag mit anderen Menschen.

Die Kunden von morgen

Auf dem deutschen Markt wird Snapchat bisher noch eher unterschätzt. Zwar entsteht derzeit ein kleiner Hype rund um die App. Der tatsächlichen Tragweite der Disruption, die Snapchat auslösen könnte, scheinen sich aber nur wenige bewusst zu sein. Von Unterschätzen kann man vor allem deshalb sprechen, weil die Mehrzahl der bei Snapchat aktiven Menschen zwischen 13 und 25 Jahren alt ist. Die Kunden von morgen machen einen Anteil von 71 Prozent der Nutzer aus. Vor allem junge Frauen begeistern sich für die App – 70 Prozent der User sind weiblich.

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Dass Snapchat gleichzeitig nicht nur auf der anderen Seite des großen Teichs ankommt, belegen folgende Zahlen: 25 Prozent der Smartphone-User in Großbritannien nutzen Snapchat. In Norwegen sind es sogar beachtliche 50 Prozent, während die App „nur“ 11 Prozent der digitalen US-Bevölkerung erreicht. Im internationalen Vergleich stellen die USA zwar immer noch die meisten Nutzer. Aber die europäischen Positivbeispiele zeigen, dass der Trend kein reines US-Phänomen ist, sondern auch auf dem hiesigen Markt Erfolg verspricht. Irland weist beispielsweise die höchste Dichte an Snapchat-Usern weltweit auf.

Von Early Adoptern und Fans

Dieses Nutzerschema macht Snapchat interessant für alle Menschen, die mit der jungen Zielgruppe in Kontakt treten wollen. Besonders für Promis sind Plattformen wie Snapchat Gold wert. Hier können die verschiedensten Personen des öffentlichen Lebens, von Fußballprofi David Alaba (Snapchat: da_twentyseven) über Sängerin Lena Meyer-Landrut (Snapchat: helloleni) bis hin zu Arnold Schwarzenegger (Arnoldschnitzel) zeigen, dass sie nah dran sind an ihren Fans.

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Aber auch Blogger, Instagrammer, YouTuber und Co. zeigen ihre Kompetenzen als Early Adopter. Also als Menschen, die keine Scheu vor neuen, innovativen Konzepten in der digitalen Welt haben und diese vorurteilsfrei ausprobieren. Beide Gruppen – Stars und Influencer – tun das, indem sie aktiv die Interaktion mit ihren Followern suchen. „Auf Snapchat kann ich sehr direkt mit den Followern kommunizieren“, erklärt Blogger Mathias Winks (Snapchat: MC_Winkel) den Mehrwert, den Snapchat ihm unter anderem bietet.

Wie funktioniert das?

User kommunizieren über Snapchat mit ihren „Freunden“. Anders als bei WhatsApp etwa liegt der Schwerpunkt dabei aber nicht auf Text, sondern auf Bild. Der Begriff „Freunde“ ist bei Snapchat weit gefasst. Darunter fallen private Kontakte, geschlossene Gruppen oder Accounts von Stars oder Unternehmen. Generell bietet die App also zwei verschiedene Formen der Kommunikation.

Die bisher populärste ist die rein private, in der sich befreundete User – da liegt die Gemeinsamkeit zu WhatsApp – untereinander Fotos, Videos oder auch Textnachrichten schicken können. Diese sind beim Empfänger immer nur für eine zuvor festgelegte Anzahl von Sekunden sichtbar. Danach können Nutzer die Bilder nicht mehr sehen. Die Snapchat Stories sind eine andere Möglichkeit, um mit Freunden in Kontakt zu bleiben. Dabei werden alle Snaps innerhalb von 24 Stunden zu einem langen Filmstreifen zusammengefasst. Eine Story kann mehrfach abgerufen werden. Sie löscht sich nicht – wie normale Snaps – nach einmaligem Ansehen, sondern steht 24 Stunden zur Verfügung.

Snapchat_Lense_01 Mit verschiedenen Filtern, sogenannten Lenses, kann man viel Snapchat-Spaß haben.

Die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten der App erschließen sich allerdings nicht alle sofort. Viele Menschen sind beim ersten Benutzen verwirrt vom Interface. Denn das kommt nicht selbsterklärend daher und ohne viel experimentelle Touchscreen-Wischerei, Google oder einen in Snapchat versierten Freund, der Hilfestellung gibt, kann der erste Versuch frustrierend sein. Wer die Startschwierigkeiten allerdings überwindet, den packt oft die Snapchat-Sucht.

What´s next?

Im nächsten Teil unserer Snapchat-Serie erklären wir genauer, wie die App funktioniert und was mit ihr alles möglich ist. Darüber hinaus  zeigen wir in weiteren Teilen, wie Prominente und Multiplikatoren Snapchat für ihre Zwecke nutzen und welche Dinge besonders gut funktionieren.

Hier geht’s zu den anderen Teilen der Reihe:

Teil 2: How to snap

Teil 3: Wie nutzen Influencer die App?

Teil 4: So funktioniert Marketing mit der App

Dieser Artikel wurde vor mehr als einem Jahr veröffentlicht. Sein Inhalt ist möglicherweise nicht mehr aktuell.