Mediennutzung Deutschland

Sie möchten unseren Newsletter zukünftig direkt an Ihr E-Mail-Postfach zugestellt bekommen? Dann melden Sie sich hier für den OSK Weekly an.


Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die kürzlich erschienene ARD/ZDF-Onlinestudie gibt Aufschluss über die aktuelle Internetnutzung in Deutschland und enthält einige spannende Ergebnisse. Diese Insights sowie weitere aktuelle Erkenntnisse zur Mediennutzung sowie zu neuen Formaten haben wir für Sie diese Woche zusammengestellt.

Viel Spaß beim Lesen!

Internet: ja, gerne! Mobil bezahlen: nein, danke!

Laut der Studie von ARD und ZDF sind in diesem Jahr etwa 90 Prozent aller Deutschen ab 14 Jahren online, im Durchschnitt rund drei Stunden am Tag. Die mediale Netto-Nutzungsdauer verteilt sich dabei auf 42 Minuten Ansehen von Bewegtbild, 38 Minuten Anhören von Audio und 28 Minuten Lesen von Textinhalten. Knapp über 30 Prozent der Befragten gaben an, schon mal einen Sprachassistenten, zum Beispiel zum Aufrufen von Video- oder Audio-Content, genutzt zu haben.

Bezüglich Mobile Payment sind die Deutschen allerdings weiter skeptisch, wie eine Studie der Unternehmensberatung PwC zeigt. Im europäischen Vergleich liegen wir dort auf dem letzten Platz. Zudem gaben fast 60 Prozent an, auch in Zukunft auf mobiles Bezahlen verzichten zu wollen. Ähnlich wie beim Umgang mit Amazon, Google oder Apple, fehlt hier das Vertrauen der Nutzer zu den Anbietern und es herrscht Skepsis, was mit den eigenen Daten geschieht. Auch die europaweit insgesamt 15 verschiedenen nationalen Bezahlsysteme und die noch größere Zahl an Online- und Mobile-Payment-Diensten erschweren eine Etablierung des mobilen Bezahlens in Deutschland.

Bewegtbild: Schaust du noch in die Röhre oder streamst du schon?

Kaum überraschend: Fernsehen und Radio sind die Medien mit der größten Nutzerzahl in Deutschland. Immer mehr Online-Inhalte werden auch auf den klassischen Fernsehgeräten angesehen. Laut der Studie von ARD und ZDF bleibt beim Streaming YouTube mit 53 Prozent die Nummer eins – natürlich vor allem aufgrund der dort angebotenen Gratis-Inhalte. Netflix folgt auf Platz zwei mit 28 Prozent vor Amazon Prime Video mit 25 Prozent.

Laut einer Kurzstudie der Hochschule Fresenius steigt die Bereitschaft der Deutschen, für Videoinhalte zu bezahlen: 2015 lag sie noch bei 31 Prozent, 2018 waren es schon 42 Prozent. Ein weiteres interessantes Ergebnis der Studie: Streaming findet – dank günstigerer und größerer Datentarife – immer häufiger auf dem Smartphone statt. Kein Wunder also, dass Video-Apps wie Instagram TV (IGTV) oder TikTok, die nativ im Hochformat funktionieren, so erfolgreich sind. Letztere hat es geschafft, in nur drei Jahren von null auf weltweit eine Milliarde Nutzer zu springen. Und mit Quibi steht schon die nächste Plattform in den Startlöchern, die sich mit Unterstützung von Steven Spielberg auf den Screens der Nutzer etablieren will.

Audio: Streaming killed the Radio Star? Nicht ganz!

Obwohl sich das Hörverhalten der Deutschen stark verändert hat und immer mehr Inhalte über das Internet gehört werden, ist nach wie vor Platz für das Radio: Nach der Studie von ARD und ZDF nutzen 32 Prozent Musik-Streaming-Angebote, immerhin 24 Prozent hören über das Internet Live-Radiosendungen und 19 Prozent greifen online auf Podcasts oder aufgezeichnete Radiobeiträge zurück.

Bei den Streamingdiensten ist Spotify mit 19 Prozent die Nummer eins, gefolgt von Amazon Music mit 10 Prozent und Apple Music mit 5 Prozent. Spotify kommt weltweit auf 217 Millionen Nutzer, 100 Millionen davon bezahlen für den Dienst. Es wird interessant sein zu sehen, inwieweit die Verbreitung von Smart Speakern das (Audio-)Streaming noch weiter pusht, denn die Bedienung per Stimme erleichtert die Nutzung enorm.

Zeitungen und Zeitschriften: E-Paper, please!

Die verkaufte Gesamtauflage gedruckter Tageszeitungen in Deutschland geht weiter zurück. Waren es 1991 noch 27,3 Millionen Print-Exemplare, die verkauft wurden, sind es in diesem Jahr gerade mal 13,5 Millionen. Im zweiten Quartal 2019 war die Bild-Zeitung mit rund 1,5 Millionen die auflagenstärkste überregionale Tageszeitung, gefolgt von der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Allerdings wächst das Interesse an digitalen Ausgaben: Die Süddeutsche Zeitung kommt aktuell bereits auf fast 75.000 Exemplare, dahinter Handelsblatt und Bild-Zeitung.

Schaut man sich die Entwicklung der E-Paper-Auflagen bei Zeitschriften an, so ist auch hier die Entwicklung positiv: Von 2015 bis heute steigerte sich die Gesamtauflage von etwa 600.000 Exemplaren auf circa 1,3 Millionen. Interessant: Die Bereitschaft der Deutschen, für journalistische Inhalte beziehungsweise Nachrichten im Internet zu bezahlen, ist mit rund 40 Prozent offensichtlich vorhanden – wenn denn die Inhalte überzeugen.

Social Media: 17 Minutes of Fame täglich!

56 Prozent der Deutschen nutzen Social-Media-Angebote und verbringen durchschnittlich 17 Minuten täglich damit – das hat der Media Activity Guide 2019 von SevenOne Media ermittelt, der sich auch mit der Mediennutzung in Deutschland auseinandersetzt. Mit fast 50 Prozent steht dabei das Anschauen und Kommentieren von Inhalten im Vordergrund, das Informieren zu Marken und Produkten folgt mit rund 30 Prozent.

Hinsichtlich der Plattformen setzen die Deutschen laut ARD/ZDF-Onlinestudie weiterhin auf WhatsApp mit 63 Prozent vor Facebook mit 21 Prozent und Instagram mit 13 Prozent, dahinter Snapchat mit 8 Prozent sowie Twitch und Xing jeweils mit 6 Prozent. Allerdings sollte man zur Einordnung an dieser Stelle nicht außer Acht lassen, dass WhatsApp als reines Kommunikationsmedium fungiert. Xing und LinkedIn dagegen sind beispielsweise berufliche Special-Interest-Plattformen, Twitch ist ein Streaming-Dienst für Gaming – jeweils mit sehr spezifischen Zielgruppen und Nutzungsanlässen.

Zu weiteren spannenden Themen aus der Digital- und Kommunikations-Branche geht es hier.

Über den Autor

Carsten Christian ist studierter Journalist und Kommunikationswissenschaftler, seinen Master-Abschluss hat er an der Uni Hamburg gemacht. Bevor er zur Agentur kam, war der Digital Native mehr als zwei Jahre für die Online- und Print-Ausgabe der Ruhr Nachrichten im Einsatz. Bei OSK arbeitet er als Team Lead Digital Content, auf dem Agentur-Blog schreibt Carsten über den Medienwandel und Trends im Bereich Digital-Kommunikation. Privat verfolgt er Neuigkeiten in der Videospiel- und Gaming-Szene und greift auch selbst zu Maus und Gamepad.

Dieser Artikel wurde vor mehr als einem Jahr veröffentlicht. Sein Inhalt ist möglicherweise nicht mehr aktuell.