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Liebe Leserinnen und Leser,
Sie haben sicher schon von Mary Meeker gehört. Sie ist so etwas wie das Orakel des Internets. Als Analystin an der Wall Street sagte sie einst den Aufstieg von Google, Amazon und Apple voraus. Inzwischen beobachtet sie die globale Tech- und Internet-Branche für eine der wichtigsten Venture-Capital-Firmen des Silicon Valleys. Gerade hat sie ihren jährlichen Internet Trends Report vorgestellt. In den 294 Charts über die Zukunft des Webs schreibt sie unter anderem über China, Datenschutz und die Rolle der sozialen Medien. Für den aktuellen OSK Weekly haben wir uns den Report genauer angeschaut und stellen einige der wichtigsten Thesen vor.
Viel Spaß beim Lesen!
China holt auf, Europa abgeschlagen
US-amerikanische Unternehmen dominieren das Internet. Doch nun haben sie Konkurrenz bekommen, und zwar aus China, schreibt das Manager Magazin Bezug nehmend auf Meekers Trends-Report. Dort seien, beinahe unbemerkt, Unternehmen wie Alibaba, Xiaomi oder Tencent zu Weltkonzernen herangewachsen. Noch vor fünf Jahren waren in den – gemessen an ihrer Marktkapitalisierung – 20 weltweit größten Unternehmen lediglich zwei chinesische Konzerne vertreten. Inzwischen sind es schon neun. Und die stünden, anders als ihre US-Konkurrenz, erst am Beginn der Internationalisierung. Neben den neun chinesischen Unternehmen komplettieren elf US-amerikanische die Liste. Europa ist in den Top 20 nicht vertreten.
Über die Hälfte der Weltbevölkerung ist jetzt online
Diese Zahl ist beachtlich: Laut dem Meeker-Report haben inzwischen 3,6 Milliarden Menschen Zugang zum Internet. Das entspricht in etwa der Hälfte der weltweiten Bevölkerung. Möglich gemacht haben dies vor allem günstige Smartphones und die Verbreitung von WLAN-Netzwerken, schreibt IT-Zoom. Doch nun sei eine gewisse Sättigung zu sehen: Stieg die Anzahl der Internet-Nutzer 2016 noch um zwölf Prozent, waren es 2017 nur noch sieben Prozent. Für weiteres Wachstum müsse investiert werden, beispielsweise in die Infrastruktur entwicklungsschwacher Regionen, schätzt HubSpot die Lage ein. Es sei die berüchtigte „letzte Meile“, die viel Anstrengung und Kosten verursache. Daher sei es für die meisten Tech-Unternehmen einfacher, bestehende Nutzer zu binden, als durch Investitionen neue zu erschließen. Für die Ärmsten der Welt wären das schlechte Nachrichten. Denn dadurch entsteht die Gefahr, dass bereits bestehende Lücken in den Bereichen Bildung und Qualifikation weiter wachsen.
Wir sind immer länger im Netz
5,9 Stunden am Tag verbringt der Durchschnittserwachsene inzwischen mit digitalen Medien. 3,3 davon auf mobilen Geräten, zitiert Practical Ecommerce den Meeker-Report. Für Unternehmen werde „Mobile“ damit immer mehr zu dem wichtigsten Kanal, um Konsumenten zu erreichen. Angestiegen sei auch die Zeit, die Nutzer weltweit auf sozialen Medien verbringen. Dabei würden die Netzwerke immer häufiger auch zum Verkaufskanal. Laut Meeker hat jeder zweite Nutzer zwischen 18 und 65 Jahren in den USA schon mal ein Produkt gekauft, nachdem er es auf sozialen Medien gesehen hat.
Der Markt für Smartphones ist gesättigt
Null Prozent Wachstum in 2017 – Mary Meeker stellt fest, dass die Zahl der produzierten Smartphones im letzten Jahr stagniert ist. Damit sei der Peak des Smartphone-Marktes erreicht. Die durchschnittlichen Preise für neue Geräte hätten sogar unter dem Niveau des Vorjahres gelegen. Doch da Menschen gleichzeitig immer mehr Zeit mit ihren Smartphones online verbringen, gibt es laut Marketing Land weiteres Potenzial: Anders als Meeker schätzt das Fachjournal den Markt in Ländern wie den USA zwar als gesättigt ein. Global gesehen sei jedoch noch viel Raum nach oben. Unternehmen sollten sich von den stagnierenden Verkaufszahlen nicht beeindrucken lassen und die eigenen Angebote weiter konsequent für Mobile optimieren.
Das Privacy Paradox
In Deutschland ohnehin ein Dauerbrenner, ist nun auch für Mary Meeker der Datenschutz eines der wichtigsten Themen des Jahres. Laut „marketing dive“ beschreibt Meeker die aktuelle Situation in ihrem Report als „Privacy Paradox“. Internetnutzer legten zwar Wert auf Privatsphäre, trotzdem seien 79 Prozent von ihnen bereit, ihre persönlichen Daten für guten Service preiszugeben. Tech-Unternehmen nutzten diese Informationen und entwickelten auf ihrer Grundlage immer neue personalisierte Online-Angebote und Produkte, die Nutzer dazu bringen sollen, länger auf den Plattformen zu verweilen. Das erlaube den Unternehmen, noch mehr Daten über die Nutzer zu sammeln. Es sei nun an den Behörden, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Tech-Unternehmen gewissenhaft mit den Daten umgingen.
Meeker gab dabei aber ebenfalls zu bedenken, dass Regeln Innovationen und Fortschritt nicht bremsen dürften. Das sei unverantwortlich, besonders in einer Welt, in der nicht alle Länder die gleichen Datenschutzbestimmungen hätten.