Über Sinn und Zweck von Infografiken muss man nicht mehr viele Worte verlieren. Sie vermitteln komplexe Informationen innerhalb kürzester Zeit und ziehen die Augen der Leser*innen auf sich. Für ein visuelles Medium sind sie daher eine Bereicherung. Und auch für Social Media lassen sie sich gezielt einsetzen.
Bandbreite, Gestaltungs- und Anwendungsmöglichkeiten für Infografiken sind praktisch endlos: Angefangen bei kleinen Kreisdiagrammen, die sich auf wenige wichtige Zahlen fokussieren, bis hin zu regelrechten Informationsgemälden, die eine Vielzahl unterschiedlicher Aspekte rund um einen Themenkomplex abbilden.
Infografik-Prachtexemplare finden sich regelmäßig auf den Seiten großer Printmedien wie der FAZ oder der NYT. Auch die Infografiken der Berliner Morgenpost sind gutes Anschauungsmaterial und sauber in einem Online-Archiv hinterlegt.
Kampf um Aufmerksamkeit auf kleiner Fläche
Doch so spannend und informativ diese Werke sind, sie benötigen nach wie vor zwei Dinge, um ihre Botschaften zu vermitteln: Raum für ihre Darstellung und Zeit, um sie zu konsumieren, bzw. zu begreifen. Bei beidem handelt es sich im Zeitalter von Smartphone und Social Media um knappe Ressourcen.
Durch die Informationsflut und eine dadurch sinkende Aufmerksamkeitsspanne der Rezipient*innen wandelt sich die Informationsvermittlung radikal. Unsere Aufmerksamkeit geht immer nur so tief, dass sie ein sofortiges Umswitchen auf eine andere Tätigkeit erlaubt. In einem solchen Setting Interesse für eine komplexe, mit Daten gespickte Grafik zu wecken, ist schwierig. Zudem steht auf Social-Media-Plattformen jede Botschaft in krassem Aufmerksamkeitswettbewerb, um beim Scrollen durch einen nicht enden wollenden Strom von Informationen überhaupt wahrgenommen zu werden.
Gleichzeitig konzentriert sich unser Medienkonsum verstärkt auf mobile Endgeräte. Der Platz für die Gestaltung komplexer Grafiken ist dort begrenzter. Auf dem Smartphone ist es schon schwierig, nur eine Handvoll Botschaften in einer Grafik unterzubringen. Ständiges Zoomen und Swipen, um Zahlen und Texte überhaupt lesen zu können, ist auch für interessierte Nutzer*innen weder einladend noch praktikabel.
Wenig Fläche, weniger Inhalte, geringe Aufmerksamkeit und der Zwang zum Plakativen – klingt erst mal wenig erfolgversprechend. Doch die Informationsvermittlung auf Social Media hat gegenüber einer statischen Printgrafik durchaus Vorteile. Wichtig dabei ist, dass Informationen zielgerichteter transportiert werden müssen.
Grafiken plattformgerecht gestalten
Wer eine Infografik auf Social Media spielen will, sollte die spezifischen Möglichkeiten der jeweiligen Plattform ausloten und die Gestaltung präzise darauf ausrichten. Schon bei der Konzeption einer Infografik sollte jemand mit im Boot sein, der die zur Verfügung stehenden Formate seines Kanals genau kennt. Was bei Twitter funktioniert, floppt vielleicht bei Facebook oder Instagram. Die Spezifika einer Plattform sind dabei entscheidend. Eine Standardlösung, das heißt, dasselbe Format für mehrere Plattformen, kann schnell zu Problemen bei der Darstellung führen und so das Potenzial einer Grafik verschenken.
Eine Empfehlung: Grafiken vorab auf einem Testaccount hochladen und ihre Wirkung auf den jeweiligen Plattformen überprüfen! Auf folgende Punkte sollte man dabei achten:
- Ist das richtige Format gewählt? Sind alle Inhalte sichtbar?
- Sind die Texte auf einem Smartphone lesbar?
- Erscheinen unschöne schwarze Balken an den Seiten?
- Wie wirkt die Vorschau der Infografik?
- Sind relevante Inhalte im Bildausschnitt sichtbar oder abgeschnitten?
- Macht die Vorschau neugierig auf die restlichen Inhalte?
- Verdecken Infoleiste oder Bedienelemente einer Plattform wichtige Inhalte der Grafik?
Darüber hinaus gilt es abzuwägen, welche Inhaltstiefe auf den jeweiligen Plattformen sinnvoll ist. Ein eher businessorientiertes Netzwerk wie LinkedIn verträgt vielleicht mehr inhaltliches „Futter“ als eine visuell ausgerichtete Plattform wie Instagram.
Reduzieren, segmentieren, animieren
Auf den Inhalt bezogen ist zum Beispiel die Reduktion auf die wesentlichste Botschaft eine denkbare Herangehensweise. Nun kann man sicher darüber streiten, ob beispielsweise eine einzige plakative Zahl zusammen mit einem Icon und einem schönen Foto noch eine Infografik ist. Doch das Ziel einer stark reduzierten Grafik kann auch sein, nur Neugierde zu wecken. Weiterführende Links zu anderen Medien mit einem größeren Gestaltungsspielraum erlauben dann ein tieferes Eintauchen in die jeweilige Thematik.
Ein anderer Weg ist die Segmentierung: Anstelle einer Grafik mit vielen Botschaften schickt man viele Grafiken mit verschiedenen Botschaften ins Rennen, also beispielsweise eine thematisch zusammenhängende Serie. Wichtig dabei ist eine einheitliche gestalterische Linie, so wie in dieser ARTE-Timeline . Ein ähnliches Tool bietet LinkedIn mit seinem PDF-Slider. Bei Twitter ist für Karussell-Postings der Twitter Ads-Manager erforderlich. Doch auch ein gewöhnlicher Twitter-Thread mit mehreren Grafiken und Animationen kann helfen, umfangreiche visuelle Informationen zu segmentieren.
Infos in einer Animation abzubilden, bietet die Chance, viele Daten innerhalb eines Assets unterzubringen. Man tauscht dabei die räumliche Komponente einer großen Grafik gegen die zeitliche Komponente eines Videos mit sukzessiver Einblendung der Inhalte. Viele Grafikprogramme erlauben bereits einfache Animationen von Diagrammen. Je ansprechender das Asset wird, desto mehr Ressourcen sind nötig. Die Tonspur eröffnet zusätzliche Möglichkeiten für eine gesprochene Erläuterung oder Untermalung mit Musik und Soundeffekten.
Auch bei Filmen und Animationen müssen Formate, Bedienelemente, Thumbnails etc. bedacht werden. Und nicht zuletzt auch die Zielgruppe: Wer schaut sich eine elfminütige, im Zeitraffer gezeichnete Info-Animation an, und wo wirkt ein kurzes InformationshäppchenInformationshäppchen mit nur wenigen Sekunden?
Als letzte Anregung sei an dieser Stelle auch auf interaktive Infografiken verwiesen. Dabei sind die Möglichkeiten von Social-Plattformen aktuell jedoch noch stark eingeschränkt und finden bestenfalls im Rahmen von Slider-Postings (siehe oben) Anwendung. Komplexe interaktive Grafiken eignen sich eher für die Einbindung auf einer Website. Durch die Interaktion mit dem Inhalt beziehen sie User*innen stärker mit ein, sind in der Erstellung aber auch am aufwendigsten.
Neue Formate und Plattformen = neue Möglichkeiten
Soziale Netzwerke und Infografiken schließen sich gegenseitig nicht aus. Auch auf Twitter und Co lassen sich mit prägnanten Schaubildern schnell Informationen vermitteln. Die Herangehensweise ist jedoch eine andere. Zudem erfordern die ständige Zunahme von Formaten sowie das Aufkommen neuer Plattformen, dass man sich intensiv mit den Optionen und auch mit den jeweiligen Zielgruppen auseinandersetzt, um für seine grafisch aufbereiteten Botschaften das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
Wer wissen will, in welchen Größen Infografiken und andere Bilder für die verschiedenen Netzwerke angelegt sein müssen, wirft einen Blick in unseren Guide.
Über den Autor
Thomas d’Alquen ist als Manager Content Teil des OSK Content House. Zu seinen Aufgaben gehört unter anderem die konzeptionelle und inhaltliche Ausarbeitung sowie Umsetzung unterschiedlichster Inhalte wie Infografiken für verschiedene (digitale) Kanäle und Zielgruppen.