Mit dem aufmerksamkeitsstarken Titel „The End Of Content“ lockt der Giphy-Gründer Alex Chung die Besucher während der South by Southwest (SXSW) 2018 in den großen Saal und präsentiert so viel Content wie auf keinem anderen Panel zuvor. Während seiner einstündigen Rede liefen auf der großen Leinwand ausschließlich GIFs. Immer wieder brachte er das Publikum mit den kurzen, stummen und animierten Bildsequenzen in Endlosschleife zum Lachen.
Chung hat die weltweit größte Online- und Mobile-Plattform für solche GIFs gebaut, sie ist die erste GIF-Suchmaschine des Internets. GIPHY! Darauf ist er mächtig stolz, weil er mit seiner Technologie ganz weit vorne liegt und etwas geschaffen hat, was Google noch nicht hatte. Bis zu 300 Millionen Nutzer greifen jeden Tag auf solche kurzen Bildsequenzen via Giphy zu. Das sind umgerechnet rund acht Millionen Stunden Content, die Besucher täglich auf der Plattform konsumieren.
Kurz, unterhaltend und günstig
Content explodiere, nicht nur bei Giphy, sondern überall. Bilder und Videos zu produzieren und zu konsumieren, war noch nie so einfach. Und jeden Tag werde es mehr, sagt Chung. Millenials konsumieren bereits 18 Stunden täglich Content. Er fragt das Publikum: „Haben wir das Limit des möglichen Contentkonsums erreicht?“ Nein, aber wir müssen die Botschaften anders gestalten und ihnen neue Heimaten geben. Für den ehemaligen Filmhochschulstudenten müssen Inhalte in 2018 folgende Eigenschaften haben:
- Sie dürfen nicht viel kosten.
- Sie dürfen nicht länger als sechs Sekunden sein und die kurze Aufmerksamkeitsspanne der Konsumenten überfordern.
- Sie müssen überall und zu jeder Zeit verfügbar sein.
- Sie müssen möglichst passiv konsumierbar sein. Chungs Idee: „Je aktiver der Nutzer mit den Contents interagieren muss, desto seltener wird er sie konsumieren.“ Er zitiert immer wieder, wie er in seiner Jugendzeit passiv MTV-Inhalte auf dem Fernseher konsumiert habe.
- Jeder Mensch und alle Objekte müssen zu Content werden. Technologien wie AR machen das in Zukunft möglich. Chungs Vorstellung: „Vielleicht werde ich in ein paar Jahren mit einer AR-Brille hier auf der Bühne stehen und ich bekomme von allen Zuhörern zusätzliche Informationen angezeigt.“
- Und zu guter Letzt: alle Inhalte müssen unterhaltend sein
Hohe Ziele
Chung möchte sein Unternehmen genau in diese Richtung hin entwickeln. Immer wieder erinnert er daran, wie es MTV damals gelang, eine bestimmte Zuschauergeneration in seinen Bann zu ziehen. Mit Giphy möchte man das moderne MTV werden, sozusagen MTV 2.0, verkündet Chung. Und das gelinge nur, wenn man Content unter den oben genannten Bedingungen verfügbar mache. Die Plattform wird dazu in den nächsten Monaten weitere Anpassungen vornehmen und expandieren. Man möchte zusätzliche Sharingfunktionen anbieten und Giphy auf weiteren Online- und Offline-Plattformen (zum Beispiel Anzeigenflächen und Billboards) verfügbar machen. Bereits heute ist Giphy auf zahlreichen Online-Plattformen, unter anderem beim Facebook Messenger, bei iMessage, Twitter oder bei Slack, verfügbar.
Es sind hohe Ziele, die Chung hier auf der SXSW verkündet. Auch wenn Content kürzer und billiger werden soll, so schafft er mit seinen Ankündigungen doch vor allem die Voraussetzung für noch mehr Content. Am Ende seines Vortrags hält er eine Kamera in die Luft, an der sein Team in den letzten Monaten hart arbeitete. Sie ist eine Art Sofort-GIF-Kamera, die sechssekündige GIFs aufnimmt. Anschließend zeigt er dem Publikum einen weiteren Prototypen: Ein dünnes und diskettenartiges Trägermedium, genannt Giphy Frame, das die aufgenommenen GIFs abspielen kann. Sozusagen das erste physische GIF. Wann und ob diese Kamera überhaupt jemals auf den Markt kommt, will er nicht verraten.