tl;dr
- Content Distribution meint, die eigenen Inhalte über verschiedene Wege direkt zu den Lesern zu bringen.
- Die Wege der Content Distribution sind zahlreich und komplexer, als es zunächst den Anschein hat.
- Wer die guten Sitten der Content Distribution nicht kennt, drängt sich schnell ins Aus.
- Publisher müssen die richtigen Kanäle und Methoden kennen, um in der Inhalteflut nicht unterzugehen.
- So empfiehlt es sich z.B., die eigenen Distributions-Kanäle nach den Zielgruppen-Vorlieben zu wählen.
Warum ist das wichtig?
Die Leser kommen nicht mehr zu den Inhalten, die Inhalte müssen zu den Lesern. Aber die richtigen Wege und Methoden dafür müssen sorgsam ausgewählt werden.
Blogger wollen, dass ihre Inhalte gesehen werden. Niemand schreibt gerne für die Mülltonne. Um Artikel, Videos, Fotos etc. zu seinem Publikum zu bekommen, gibt es viele Möglichkeiten. Die Wege der Content Distribution sind zahlreich und komplexer, als es zunächst den Anschein hat. In diesem Artikel erklären wir daher, wie Blogger ihre Beiträge zu den Lesern bringen, die sich dafür interessieren – und den Content dementsprechend weiterverbreiten. Außerdem beschäftigen wir uns mit den Dos und Don’ts der Distribution, die wir in einer Infografik zusammenfassen.
Was ist unter Distribution zu verstehen?
Content Distribution in Bezug auf Content Marketing meint, die fertigen Beiträge nach ihrer Veröffentlichung zu verbreiten, indem man sie in sozialen Netzwerken und via E-Mail streut. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Seeding. Hier gehen Marketer noch einen Schritt weiter: Sie schreiben Influencer und Pressekontakte an, um die eigenen Beiträge noch zielgerichteter anzubieten. Doch Vorsicht: Wer die guten Sitten der Content Distribution nicht kennt und nicht danach handelt, drängt sich in Zeiten des Content Shocks schnell ins Aus.
Kein Seeding in alle Richtungen
Es ist eine schlechte Idee, einfach nur den Link des eigenen Blogbeitrags zu kopieren und dann wie eine Kanonenkugel kommentarlos in den Äther zu schießen. Das macht einen nachlässigen und lieblosen Eindruck. Daher finden sich im Folgenden 5 Dont’s, die Blogger auf jeden Fall unterlassen sollten, wenn sie eine erfolgreiche Distribution betreiben möchten.
1. Spammen
„Du sollst nicht spammen!“ So könnte man das oberste Gebot der Content Distribution beschreiben. Es ist völlig in Ordnung und sogar erwünscht, dass eigene Beiträge in den sozialen Netzwerken geteilt werden. Das ist schließlich Sinn der Sache. Zu viel Eigenmarketing kann allerdings nerven. Hier ist es enorm wichtig, auf die richtige Frequenz zu achten. Bei Twitter beispielsweise herrscht ein reger Austausch. Aber Achtung! Es sollte sich bei den Tweets nicht nur um die eigenen Beiträge, sondern auch um die Erwähnung anderer Blogger und deren Content handeln.
2. Alle Netzwerke nutzen
Blogger sollten nicht einfach blind in allen Netzwerken posten. Jedes erstellte Online-Profil muss gepflegt, aktuell gehalten und konstant befüllt werden. Wer also umzieht oder sein Profilbild ändert, muss das bei jedem Account anpassen. Doch nicht nur solch einmalige Schritte sind zeitraubend. Auch die Interaktionen und das bloße Aufnehmen der vielen Informationen aus den unterschiedlichen Netzwerken beanspruchen Zeit und Energie.
Wer mit Scheuklappen durch die Social Media läuft, bleibt blind. Share on X
Daher müssen Blogger sich schon vorher überlegen, ob sie das jeweilige Netzwerk tatsächlich für eine effektive Content Distribution benötigen. Snapchat zum Beispiel ist mit über 100 Mio. täglich aktiven Usern schwer angesagt – aber ist es auch ein Medium, das zu einem persönlich passt? Wer schüchtern und so gar kein Kameratyp ist, der ist dort eher falsch aufgehoben. Auch müssen die Inhalte letzten Endes stimmen. Gibt es etwas zu zeigen oder zu erzählen, das zum Snapchat-Publikum passt?
Auf den Punkt gebracht geht es darum, sich in den entsprechenden Social-Media-Kanälen wohlzufühlen. So verhalten Blogger sich authentisch und wecken Sympathie bei ihren Followern.
3. Nur ein Netzwerk nutzen
Gleichzeitig wäre es unklug, nur ein Netzwerk – Facebook etwa – für die Distribution zu verwenden. Denn das sagt mehr über Blogger aus, als ihnen lieb ist. Leser könnten den Eindruck gewinnen, dass der Blogger den Umgang mit anderen Plattformen nicht beherrscht oder keine Lust hat, sich dort einzuarbeiten. Das ist nicht nur schade, sondern auch enttäuschend – nämlich dann, wenn Fans angefüttert sind und lediglich spärliche Informationen über den Autor finden. Zudem erreicht man über verschiedene Netzwerke natürlich auch unterschiedliche Zielgruppen. Insgesamt sollte sich jeder Blogger überlegen, welche Kanäle für ihn interessant sind, welche er mit gutem Content bespielen kann und wie viele er gleichzeitig managen kann.
Als Blogger bist du eine Person des digitalen Lebens. Share on X
Daher empfiehlt es sich, verschiedene Facetten zu präsentieren: Auf Instagram etwa geben Schnappschüsse andere Einblicke in den Alltag als beispielsweise Postings bei den sachlich orientierten Business-Netzwerken Xing oder LinkedIn.
4. Keine Teaser schreiben
Einfach nur den Link reinklatschen und gut ist? Ganz klares Don’t! Für jedes Netzwerk sollte ein eigener Teaser geschrieben werden. Bei Twitter hat man ohnehin gerade einmal 140 Zeichen Platz. Die Recherche passender Hashtags ist ein Muss. Dabei sollte jedoch darauf geachtet werden, keine #-Orgie zu veranstalten. Genau wie bei Tags im Blog sollten Hashtags bei Twitter, Google+ etc. themennah und sparsam eingesetzt werden. Sonst sind die User schnell genervt von Postings, die nichts mit der entsprechenden Kategorie zu tun haben.
Im besten Fall wird der Leser durch ein bis zwei knackige Sätze neugierig gemacht und will unbedingt den kompletten Beitrag lesen. Zugegeben, gute Teaser zu schreiben ist eine Kunst, die sich jedoch durch etwas Übung erlernen lässt. Hashtags lassen sich auch im Rahmen der Redaktionsplanung vorschreiben und in Evernote speichern. So muss man nicht auf Knopfdruck kreativ sein.
5. Zeiten ignorieren
Den eigenen Beitrag um 4 Uhr morgens am Sonntag teilen? Kann man machen – sofern hartgesottene Nachteulen zur eigenen Zielgruppe gehören. Ansonsten würde ich dazu raten, sich mit den Rhythmen der sozialen Netzwerke besser vertraut zu machen. Am Anfang heißt es, viel auszuprobieren, um zu schauen, was überhaupt funktioniert. Da gibt es etliche Statistiken, Regeln und Richtlinien, die sich untereinander zum Teil widersprechen. Das eigene Nutzerverhalten kann daher Aufschluss geben, denn Hand aufs Herz: Wer sucht am Wochenende für Business-Beiträge in den eigenen Kanälen? Am Anfang hilft es, viel auszuprobieren und zu schauen, was gut funktioniert.
Clevere, zielgerichtete Distribution
Kommen wir nun zu den 5 Dos bei der Content Distribution. Wenn die folgenden Tipps umgesetzt werden, stehen die Chancen gut, in den unterschiedlichsten Netzwerken und darüber hinaus als Blogger ernst genommen zu werden.
1. Suchmaschinenoptimierung (SEO) betreiben
Wie Suchmaschinenoptimierung funktioniert – darüber gibt es schon einen Haufen Beiträge im Netz. Nur so viel sei gesagt: Suchmaschinenoptimierung ist mehr als bloße Keyword-Implementierung. Wichtig ist, hierbei organisch vorzugehen. Das bedeutet, den eigenen Beitrag nicht stur nach einem Keyword zu schreiben, sondern nach dem Wunsch, den Lesern da draußen einen echten Mehrwert zu bieten, ihnen den Tag zu verschönern oder das Leben zu erleichtern. Blogger sind im weiteren Sinne Dienstleister. SEO ist in diesem Zusammenhang ein Konglomerat vieler Kleinigkeiten. Wurden zum Beispiel ALT-Tags für alle Bilder im Blog geschrieben? Und ist auch bekannt, wofür diese gut sind? Es ist sehr hilfreich, solche vermeintlich kleinen Dinge zu wissen, denn sie haben in der Summe eine enorme Wirkung. Wer eine solide Suchmaschinenoptimierung betreibt, erzeugt somit eine indirekte Content Distribution, da derjenige im Google-Ranking aufsteigt. User können Inhalte so leichter finden. Auch hier gilt: Nicht übertreiben. Wer überoptimiert, fällt negativ auf.
2. Tools dosiert nutzen
Buffer oder Hootsuite sind effektive Tools, wenn sie wohldosiert eingesetzt werden. Schließlich haben automatisierte Postings immer den Beigeschmack des Anonymen. User möchten aber das Gefühl haben, einem Menschen aus Fleisch und Blut am anderen Ende zu begegnen. Bloggen ist eine sehr persönliche Sache, keine distanzierte Angelegenheit. Diese Tools sollten also mit Sinn und Verstand verwendet werden und nicht zu einer persönlichen „Content-Schleuder“ verkommen.
3. Mit anderen interagieren
Wir sind nicht nur in einem Netzwerk, um Content Distribution für uns und unsere Inhalte zu betreiben. Social Media lebt vom Austausch, vom Netzwerken. Die oberste Priorität sollte es also sein, sich mit den Inhalten anderer zu befassen und diese zu kommentieren, zu teilen und zu liken. Das sollte man natürlich nur tun, wenn der Beitrag auch wirklich gelesen und für gut befunden wurde. Wer wahllos likt oder eine Frage in den Kommentar schreibt, die bereits im Beitrag beantwortet wurde, für den kann das ziemlich peinlich werden. Niemand mag gespielte Aufmerksamkeit. Daher gilt immer der Versuch, ein nützliches Mitglied der Community zu werden – Wertschätzung wird früher oder später zu einem selbst und dem eigenen Content zurückkommen.
4. In Gruppen bzw. Communities aktiv werden
Darüber hinaus sollten Gruppen erkundet werden, die thematisch zum Blogger passen. Handelt es sich um eine geschlossene Gruppe, empfiehlt sich eine Bitte um Aufnahme und ein höflicher Dank. Auch die Gruppen dürfen nicht als Content-Schleudern missbraucht werden. Am besten ist es, sich erst einmal in Ruhe einen Überblick zu verschaffen: Worum genau geht es in der Gruppe? Welche Regeln wurden aufgestellt und wie sind die Beiträge zu kennzeichnen? Wichtig auch: Wie sind die Ansprache, der Stil und der allgemeine Umgangston in der Gruppe? Ist die Verlinkung eigener Beiträge überhaupt erlaubt? Wer sich vorab gründlich darüber informiert, vermeidet Ärger oder gar einen Ausschluss.
5. E-Mail-Marketing clever nutzen
Auch hier gilt: effektiv und dosiert. Wer die richtige Mischung aus spannenden Inhalten und regelmäßigem Versand einhält, dem bietet sich ein eigener Distributionskanal. Damit ist man unabhängig von den Trends der großen Netzwerke. Eine E-Mail geht direkt an eigene Leser, die mit Freebies, Webinaren, Ankündigungen, Angeboten oder einfach einer hübscheren Version der Blogbeiträge (zum Beispiel in Form eines E-Books) überrascht werden können. Dabei bitte unbedingt sorgfältig sein und Newsletter mit Bedacht verschicken! Schließlich möchte kein Blogger als Spammer wahrgenommen werden und so wertvolle Abonnenten verlieren.
Hier die 5 Dos and Don’ts der Content Distribution in unserer Infografik zusammengefasst:
Fazit
Content Distribution folgt einigen Grundregeln, die jeder Blogger kennen sollte. Wenn sie zielgerichtet erfolgt, die passenden Netzwerke genutzt und Inhalte anderer ebenfalls wertgeschätzt werden, erreichen die eigenen Beiträge das passende Publikum nicht nur – sie erfreuen es auch.
// Über den Gastautor
Benjamin Brückner ist Journalist, Blogger und Gründer der Online-Plattform Freelance Start. Nach mehrjährigen Tätigkeiten in Hörfunk- und Fernsehredaktionen veröffentlichte er zwei Bücher und arbeitet unter anderem als Redakteur und Newsletter-Teamleiter bei Zielbar. Auf seinem eigenen Blog verfasst er regelmäßig Rezensionen, Lesetipps und Analysen zu gesellschaftlichen Themen. Privat interessiert Benjamin sich für Philosophie, Geschichte, Sport, digitale Entwicklungen und natürlich für kreatives Schreiben. Für den OSK-Blog schreibt der 30-Jährige als Gast-Autor über aktuelle Internettrends, die Digitalisierung und die Medienbranche.