4.400 Aussteller, 270.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, 170.000 Besucher – die Consumer Electronics Show (CES) war auch 2020 das Mekka der Technik-Avantgarde. Doch Marketingprofis wissen: Zum Ausruhen bleibt jetzt keine Zeit. Die CES 2021 (vom 6. bis 9. Januar) wird Las Vegas wieder in ein Gadgetwunderland verwandeln. Und ein Auftritt dort braucht viel Vorlauf. Andre Pöhlker, seit 8 Jahren CEO von OSK New York, der US-Dependance von Oliver Schrott Kommunikation, verrät, was es zu beachten gilt und welche Fristen schon bald ablaufen.
Roboter, die Pizza backen, Brillen mit Display-Modul, Automobile, die selbst fahren – die CES war wieder einmal die Startrampe für neue Produkte, die unser Leben bahnbrechend verändern können. Künstliche Intelligenz und das Internet der Dinge bestimmten dieses Jahr die Themen-Agenda. Fernseher mit 8k-Auflösung sowie Technologien, die durch den neuen Mobile-Standard 5G möglich werden, waren ebenfalls sehr präsent.
Dazu gesellten sich die Innovationen der Automobilindustrie, die die CES in diesem Jahr einmal mehr geprägt hat – von Dauerbrennern wie dem autonomen Fahren und der Elektrifizierung des Antriebs bis hin zu Fahrzeugen, die eine völlig neue Interaktion von Mensch und Maschine zeigen.
Mittelständler neben Weltkonzernen
Wer auf der Consumer Electronics Show zeigt, was er kann, erreicht ein breit gefächertes, tech-affines, internationales Publikum mit hoher Reichweite in den sozialen Medien. Zudem steht die Messe im Fokus der Medien, General und Special Interest gleichermaßen. Die CES hat sich außerdem zu einer effektiven B2B-Plattform mit hohem Sales-Potenzial entwickelt. Technologie- und Mobilitätsanbieter, die ihre Produktinnovationen aufmerksamkeitsstark präsentieren wollen, finden in Las Vegas den perfekten Showroom. Für Mittelständler lohnt sich der Flug über den Atlantik ebenso wie für Weltkonzerne.
Die CES bietet insgesamt rund 275.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, die sich auf das Las Vegas Convention Center (LVCC) und auf diverse Hotels erstrecken. Jetzt wurde sogar noch einmal angebaut: Die neue West Hall bietet so viel Fläche wie zehn Fußballfelder. Wer möglichst viel Laufkundschaft erreichen möchte, der ist im LVCC bestens aufgehoben. Die Areale in den Hotels hingegen eignen sich vor allem für exklusive Ausstellungen oder Meetings, die nur geladenen Gästen zugänglich sein sollen.
Welche Standgröße darf es sein?
Als Publikumsmagnet schlechthin steht die CES bei Ausstellern hoch im Kurs. Deshalb heißt es schnell entscheiden: Einen Großteil der Flächen im LVCC vergibt die Consumer Technology Association (CTA) bereits im Februar. Wer kein Mitglied bei der CTA ist, zahlt 46 Dollar pro Quadratfuß (0,093 Quadratmeter), Mitglieder erhalten einen vergünstigten Preis von 41 Dollar. Hier zwei Rechenbeispiele: Die kleinste verfügbare Standfläche misst rund neun Quadratmeter (drei mal drei Meter) und kostet rund 4.000 Dollar Miete. Der größte Stand umfasst 900 Quadratmeter (30 mal 30 Meter) und kostet 400.000 Dollar.
Für Keynotes jetzt bewerben
Wer eine Keynote-Speech auf der CES 2021 halten möchte, sollte sich ebenfalls jetzt darum kümmern. Die Slots für die großen Präsentationen, die auf dem Las Vegas Strip im Park Theater und im Venetian Resort Hotel stattfinden, sind heiß begehrt. Eine Keynote kann man jedoch nicht einfach buchen, man muss sich dafür bewerben. Die inoffizielle Deadline für diese „Application“ endet bereits Anfang März. Bei der Auswahl achtet das Komitee der CTA darauf, dass das Programm abwechslungsreich und interessant ist.
Das betrifft die ethnische und geschlechtliche Vielfalt der Redner ebenso wie den Inhalt und den Unterhaltungswert der Präsentationen. Um den Zuschlag zu erhalten, den Raum zu füllen und News zu generieren reicht es nicht, einfach nur ein neues Produkt zu launchen. Die Besucher erwarten Visionäres, verpackt in spannende Stories.
Deshalb empfehle ich Keynotes nur für Top-Unternehmen mit weltbekannten Markennamen und relevanten Produkte und/oder Services für Konsumenten rund um den Globus. Wer sich dafür entscheidet, muss alles geben. Es ist wichtig, dass der CEO eines Unternehmens selbst auf der Bühne steht und eine authentische Botschaft transportiert. Die CES geht in Las Vegas über die Bühne, und das bedeutet: Das Publikum erwartet eine coole Show. Dazu zählt ein Entertainmentelement, das die Botschaft des Unternehmens kreativ und authentisch zugleich unterstützt. Der wichtigste Rat zuletzt: Keep your Keynote short and to the point!
Pressekonferenzen und Panels vor und während der CES
Relevantes auf den Punkt bringen: Das gilt auch diesseits der großen Keynote-Auftritte. Etwa im Rahmen einer Pressekonferenz, die in vielen Fällen ohnehin die bessere Wahl darstellt. Wer eine Neuheit oder Neuigkeit zu verkünden hat, dem bieten die Media Days am Vortag sowie am Eröffnungstag der CES das passende Forum; speziell im Mandalay Bay, wo zwei Tage lang ein regelrechtes PK-Feuerwerk stattfindet. Für Journalisten hat das den Vorteil, dass sie mit wenig Aufwand viel Inhalt generieren können. Gute Nachricht für Kurzentschlossene: Ein Raum für Pressekonferenzen kann mit etwas Glück auch noch kurzfristig gebucht werden.
Auch während der CES gibt es die Gelegenheit, eine Pressekonferenz am eigenen Messestand abzuhalten. Dies empfehle ich Unternehmen mit geringerem Bekanntheitsgrad – den Hidden Heros, deren Produkte oder Services aber durchaus relevant für Nischenzielgruppen sind.
Zudem können Aussteller an Panel-Diskussionen teilnehmen oder sie selbst veranstalten. Diese Diskussionen zu einem fest definierten Thema sind eine gute Möglichkeit, mit wenig Aufwand Sichtbarkeit zu erreichen und sich als Experte zu positionieren. Das Praktische daran: Jede Pressekonferenz und jedes Panel wird über die App sowie die Website der Messe angekündigt. Diese offiziellen Plattformen nutzen Besucher, um für sich interessante Veranstaltungen zu markieren und ihren individuellen CES-Zeitplan zu erstellen.
Ein Event neben dem Event
Stichwort Effizienz: Wenn die Zielgruppe ohnehin in Vegas ist, spricht dies mitunter für eine eigene Veranstaltung neben der CES. Aber Achtung: Den CES-Hype mit internationalem Publikum auch für eigene Events außerhalb der Messe effizient zu nutzen, gelingt nur in wenigen Fällen! Solche Extra-Maßnahmen sollte man im Vorfeld sorgfältig abwägen, denn diese Events werden nicht offiziell im Zusammenhang mit der CES gekennzeichnet. Das bedeutet: Der normale Messebesucher erfährt nichts davon. Rahmenprogramme neben der offiziellen CES sind daher nur dann sinnvoll, wenn man eigene Gäste zur CES einlädt, etwa wenn man Themenfelder im Rahmen von Workshops oder Präsentationen vertiefen möchte.
Fazit: Die CES ist die ideale „Spielwiese“ für alle Technologieanbieter, die sich vor der versammelten Weltöffentlichkeit als Innovationstreiber profilieren und ihre Produkte und Services im globalen Schaufenster zeigen möchten. Las Vegas im Januar ist für jeden „Tekkie“ eine Reise wert. Nur eines sollte man nicht tun: Die Entscheidung auf die lange Bank schieben …
Meilensteine – Das ist bis Januar 2021 zu tun:
Erstes Quartal 2020
- Ausstellungsflächen reservieren (vor allem im LVCC)
- Bewerbung um große Keynotes (Deadline: Anfang März)
- Große Hotelkontingente reservieren und Verträge verhandeln
Zweites Quartal
- Bewerbung um kleinere Pressekonferenzslots und Panels
- Meetingräume in Hotels und außerhalb des LVCC buchen
- Restaurants & Locations außerhalb der CES reservieren für große Gruppen
- kleinere Hotelkontingente buchen
Drittes Quartal
- erste Pläne für Messestand und/oder Keynote an die CES übermitteln
- Transfer- und Shuttleplanung für größere Gruppen. Lokale Service-Anbieter sind oft bereits im Herbst ausverkauft.
- Foto- und Filmpermits beantragen (Ja, es ist möglich, auf dem Strip zu filmen.)
- lokale Messebauer, Mietmöbelfirmen und A/V-Lieferanten beauftragen. (Selbst in Vegas sind Kapazitäten begrenzt.)
- Internationale Flüge buchen
Viertes Quartal
- Deadline für die finalen Messestandpläne ist Mitte Oktober
- Individuelle Hotel- und Restaurantreservierungen buchen
- nationale US-Flüge buchen
- der erste Load-in-Tag im LVCC ist meist am 29. Dezember
// Über den Autor
Andre Pöhlker, CEO von OSK New York, der US-Dependance der Kommunikationsagentur Oliver Schrott Kommunikation, hat in diesem Jahr bereits zum achten Mal in Folge Kunden auf die CES begleitet, vor Ort betreut sowie maßgeschneiderte Kommunikationskonzepte und Events für die Messe entwickelt. Das Aufgabenspektrum war vielfältig: von der großen abendlichen Keynote über komplette Messestände bis hin zu einzelnen Exponaten, Content-Produktionen, Reden oder begleitenden Medienprogrammen.