CES 2020

Die CES hat zum Jahresauftakt erneut für Furore gesorgt – vor Ort in Las Vegas und in den internationalen Medien. Was in den 60er-Jahren als „Consumer Electronics Show“ mit Radios, Fernsehern und später Computern begann, hat sich zur „Global Stage of Innovation“ gewandelt, so die selbstbewusste Eigenwerbung.

Zu Recht. Im Web, beziehungsweise in den sozialen Medien, ist die CES schon lange ein Renner, mittlerweile steht sie im Fokus jeglicher Art von Medien, ob General oder Special Interest. Oliver Schrott Kommunikation war zum achten Mal in Folge mit Projekten auf der CES vertreten und in diesem Jahr für vier Kunden im Einsatz.

Der Erfolg der CES macht deutlich, dass Messen kein Auslaufmodell sind – wenn man sie als multifunktionale Kommunikationsplattform auslegt, deren Bedeutung und Wirkung nicht am Hallenausgang endet. Geschickt hat es die veranstaltende Consumer Technology Association (CTA) verstanden, die früher recht öde Fachmesse als faszinierende High-Tech-Show zu präsentieren. Aus dem „Maybe“ für potenzielle Aussteller und Besucher ist ein „Must“ geworden. Mehr als 170.000 Besucher strömten in diesem Jahr nach Las Vegas, um die neuesten Produkte, Technologien und Trends zu sehen. 4.400 Aussteller, 270.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, ausgebuchte Flüge, Hotels und Restaurants – Superlative wohin man schaut.

Internationales, tech-affines und reichweitenstarkes Publikum

Und der Veranstalter legt weiter nach. CTA-Chef Gary Shapiro präsentierte in Las Vegas stolz eine komplett neue, hochmoderne Messehalle, die den Ausstellern bereits zur nächsten CES im Januar 2021 zur Verfügung stehen wird. Sie bietet nicht nur zusätzliche Ausstellungs- und Meetingbereiche auf einer Fläche so groß wie zehn Fußballfelder, sondern wurde auch im rekordverdächtigen Tempo von knapp einem Jahr Bauzeit errichtet. Für die Erschließung sorgt übrigens ein unterirdisches Tunnelsystem von Elon Musks The Boring Company, in dem autonome Tesla-Limousinen als People Mover verkehren.

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund weiteren Wachstums wird die CES zunehmend auch für deutsche Firmen und Aussteller interessant, denen die CeBit als europäische Kommunikationsplattform für neue Technologien abhandengekommen ist. Auch, wenn die Wüste von Nevada weit weg scheint und die Kosten so hoch sind wie der Flug lang ist, kann sich das Investment lohnen. Denn auf keiner anderen Technologie-Messe ist das Publikum so international (USA, Asien, Europa), so tech-affin (quer durch alle Branchen), so breit in seinen Interessen (B2C und B2B) und so reichweitenstark auf den sozialen Kanälen. Silicon Valley (eine Flugstunde entfernt) lässt grüßen.

Plattform auch für B2B Unternehmen und Sales

Nachdem die CES lange Zeit vor allem ein Tummelplatz für die globalen Tech-Giganten, Großkonzerne und – am anderen Ende des Spektrums – kleine, oft unbekannte Bastelbuden aus der sprichwörtlichen Garage war, zieht es seit einigen Jahren immer mehr mittelständische Unternehmen, Auto-Zulieferer und B2B-Unternehmen, auch mittlerer Größe, auf die Messe. Sie belegen eher kleinere Standflächen zwischen den großen Grundstücken oder im kleinteilig strukturierten Westgate Hotel, nutzen aber zusätzlich die zahlreichen Möglichkeiten, welche die Show und ihre unzähligen Rahmenaktivitäten bieten. So etwa ein Engagement beim hoch frequentierten Kongressprogramm, eine eigene Pressekonferenz in den umliegenden Hotels oder die Präsentation vertraulicher, neuer Technologien und Produkte für einen ausgesuchten Kreis in temporären Showrooms. Denn die CES ist durch die Breite und die fachliche Kompetenz ihrer Zielgruppen ebenfalls eine effektive B2B-Plattform mit großem Sales-Potenzial.

Oliver Schrott Kommunikation hat in diesem Jahr bereits zum achten Mal in Folge Kunden auf die CES begleitet, vor Ort betreut sowie maßgeschneiderte PR- und Marketingaktivitäten für die Messe entwickelt. Das Aufgabenspektrum war ebenso vielfältig wie unterschiedlich skaliert: von der großen abendlichen Keynote über komplette Messestände bis hin zu einzelnen Exponaten, Content-Produktionen, Reden oder begleitenden Medienprogrammen.

Rückblick auf die CES 2020 – Trends und Themen

Hier ein paar Beobachtungen aus der Praxis unserer Teams in Köln und New York:

OMG!

Unternehmen sorgen immer wieder mit Produkten und Themen für Aufmerksamkeit, die nicht zu ihrem Business zählen oder die man der Marke auf den ersten schnellen Blick nicht zuordnet oder zutraut. Die markantesten (und weithin gecoverten) Beispiele in diesem Jahr waren Sony mit der Vorstellung einer Studie für ein Elektroauto, und Toyota mit der mutigen Vision einer Stadt der Zukunft.

Couldn’t care less

Nichts ist auf der CES so alt wie der Trend vom Vorjahr. Aktuelle Themen verändern sich teilweise hochdynamisch und können, nachdem sie eine CES dominiert haben, im Folgejahr schon keine Rolle mehr spielen. Beispiel: Nachdem People und Cargo Mover auf der CES 2019 zu den wichtigsten Trending Topics zählten, waren sie dieses Jahr kein Thema mehr.

Gotcha!

Las Vegas ist das neue Detroit – im positiven Sinne. Die CES hat sich binnen weniger Jahre zu einer der wichtigsten Bühnen und Messen für Automobilhersteller entwickelt, weshalb sie inzwischen auch für die Zulieferindustrie von hoher Bedeutung ist. Dies gilt erst recht nachdem die Detroit Auto Show vom Januar in den Sommer verlegt wurde und ihre Bedeutung als Auftakt des Autojahres kampflos an die CES abgetreten hat.

Ahead of the curve

Nachdem lange Zeit Consumer-Themen und -Produkte sowie die damit verbundene Endverbraucherwelt im Fokus der CES standen, hat die Messe parallel ihren Status als wichtige B2B- und Sales-Plattform für professionelle und industrielle Anwendungen manifestiert. So gibt es nicht nur große Präsentationen und Inszenierungen auf dem eigentlichen Ausstellungsgelände sowie bei den Keynotes, sondern auch immer mehr exklusive Tech-Lounges und Produktshows in nicht öffentlichen Bereichen – ob im Las Vegas Convention Center, einer der offiziellen Offsite-Locations oder – by invitation only – in einem der zahlreichen Hotels. So wird ganz Las Vegas zu einer gewaltigen Sales-Bühne, auf der es um Big Money geht – dem eigentlichen „Purpose“ der Wüstenstadt.

Get the ball rolling

Mit dem, zum Teil hochklassig besetzten, Kongressprogramm, den unzähligen Informationsangeboten der Aussteller und den außerhalb des Messegeländes stattfindenden Pressekonferenzen ist die CES Messe, Plattform und Tech-Convention in einem, sodass sie Ausstellern über den Stand hinaus viele zusätzliche Profilierungschancen und Kommunikationsmöglichkeiten bietet.

Go for it!

Durch die weiter wachsende Bedeutung von IT-Themen, darunter nicht zuletzt Big Data, Künstliche Intelligenz, Connectivity, Virtual Reality und IoT, wird die CES zunehmend zur Multi-Messe für alle Bereiche unseres vernetzten Lebens – und damit für eine wachsende Zahl von Unternehmen interessant. Ausstellungskategorien, wie zum Beispiel „Smart Cities“, machen es Firmen einfach, sich und ihre Angebote themengerecht zu präsentieren. Doch auch Anbieter, die auf den ersten Blick dort nicht einsortiert werden können, nutzen die CES ganz selbstverständlich als Plattform für PR, Marketing und Sales.

Down to earth

Auch kleinere Messestände funktionieren in Las Vegas erstaunlich gut und ziehen Besucher an, wenn sie ein Highlight oder eine Besonderheit bieten. Dabei setzen viele Aussteller auf ein aufmerksamkeitsstarkes Zentralexponat, das als Anziehungspunkt fungiert und das Laufpublikum in den Stand lockt, der im besten Falle nicht nur schick, sondern auch “instagrammable“ ist.

News and visions

Die CES fasziniert durch die in diesem Umfang einmalige Kombination aus neuen, marktfähigen Produkten und Technologien einerseits sowie elektrisierenden und spektakulären Visionen andererseits. Der Veranstalter CTA spricht gar von 20.000 (!) Neuheiten, die in diesem Jahr vorgestellt wurden. Gleichzeitig sorgten der Mercedes-Benz Vision AVTR und andere Visionen, Zukunftsideen und Utopien für Furore.

Tech-Expertin Katie Linendoll hat für uns ihre Insights der CES 2020 geteilt und einige ihrer Highlights zusammengefasst.

Über den Autor

Michael Kemme ist Geschäftsführer bei Oliver Schrott Kommunikation. Seit 20 Jahren berät und betreut er Automotive-, Technologie- und Industrie-Unternehmen an der Schnittstelle von PR, Kommunikation und Marketing. Für den OSK Blog schreibt er über die Agenturwelt und den Medienwandel. Dabei greift er aktuelle Themen und Aspekte auf, die ihm im Rahmen seiner Arbeit für internationale Kunden und Marken begegnen. Michael Kemme ist Langstreckenläufer, Fußballfan und Tablet-Heavy-User. An Wochenenden ist er mit seinem Golden Retriever am Rhein unterwegs.

Dieser Artikel wurde vor mehr als einem Jahr veröffentlicht. Sein Inhalt ist möglicherweise nicht mehr aktuell.