Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Google+ ist tot, Facebook sammelt (mal wieder) Datenskandale, Instagram revolutioniert das Shopping-Erlebnis, MySpace löscht aus Versehen und Snapchat macht mobil – derzeit ist wieder viel los bei den sozialen Netzwerken. Um den Überblick zu behalten, gibt der aktuelle OSK Weekly daher eine Zusammenfassung der interessantesten Entwicklungen im Bereich Social Media.

Viel Spaß beim Lesen!

Nach nur acht Jahren: Google+ eingestellt

Was am 28. Juni 2011 als Versuch begann, ein alternatives soziales Netzwerk neben – oder sogar statt – Facebook zu etablieren, ist Geschichte: Am 2. April wurde Google+ für Privatnutzer abgeschaltet. Noch hat man die Möglichkeit, seine dort geteilten Inhalte herunterzuladen. Allerdings sollte man sich beeilen, denn die Profile sind schon nicht mehr aufrufbar. Und seit dem 2. April löscht Google nach und nach alle Daten.

Googles Angriff auf Facebook im Sommer 2011 begann spät: Facebook war zu diesem Zeitpunkt bereits sieben Jahre im Markt. Anfangs lockte Google+ vor allem durch das Zusammenspiel mit anderen Google-Diensten, doch nur ein Bruchteil der User nutzte diese Services. Zu den Hochzeiten hatte Google+ 500 Millionen Mitglieder, 135 Millionen davon aktiv. Zum Vergleich: Facebook zählte nach eigenen Angaben Mitte 2018 über 2 Milliarden Mitglieder.

Facebook: Der nächste Datenskandal

Man erwartet ihn fast schon – den nächsten Datenskandal bei Facebook. Voilà: Laut Angaben des US-Senders CNBC wurden bereits im Januar 540 Millionen Kundendaten auf einem öffentlich zugänglichen Cloud-Server von Amazon gespeichert. Facebook verwies in einer entsprechenden Stellungnahme darauf, dass die Firmenpolitik dies eigentlich verbiete – man gemeinsam mit Amazon aber umgehend an einer Behebung gearbeitet habe.

Erst vor rund einem Jahr war das Unternehmen aus Kalifornien in die Kritik geraten, als bekannt wurde, dass die britische Firma Cambridge Analytica auf fast 90 Millionen Nutzerdaten zugegriffen und diese für personalisierte Anzeigen im US-Wahlkampf verwendet hatte. Im Juni 2018 folgte eine versehentliche Veröffentlichung von privaten Nutzerdaten von etwa 14 Millionen Nutzern, im Dezember dann das Bekanntwerden einer Sicherheitslücke, die circa 1.500 Apps den theoretischen Zugriff auf private Fotos von fast sieben Millionen Nutzern erlaubte.

Snapchat schafft Platz: Für Drittanbieter und Werbende

Positives zu vermelden gibt es in diesen Tagen von Snapchat, das mit rund 280 Millionen Nutzern ins hintere Mittelfeld des weltweiten Social-Media-Rankings gehört. Nachdem Facebook mit seinen zugehörigen Plattformen Instagram, Facebook Messenger und WhatsApp zuletzt gerne Features und Funktionen von Snapchat kopierte, geht man dort nun in die Offensive und öffnet sich via Schnittstelle. So möchte man in Zukunft neue Zielgruppen und Märkte erschließen.

Den Anfang macht die Dating-App Tinder: Dort haben Nutzer zukünftig die Möglichkeit, Bilder und Videos direkt aus Snapchat in ihr Tinder-Profil hochzuladen. Und noch eine weitere Neuerung ist damit verbunden: Über das sogenannte Audience Network können Werbetreibende in Zukunft Snapchat-Nutzer nicht nur in der eigenen App, sondern auch auf Partner-Apps erreichen.

Instagram verführt (noch besser) zum Shoppen

Mit rund 20 großen Marken wie adidas, Nike, Prada und Dior geht Instagram neue (Einkaufs-)Wege und testet den sogenannten „Checkout on Instagram“. Der große Vorteil: Nutzer müssen nun nicht mehr die App verlassen, um ein auf einem Foto abgebildetes Produkt zu kaufen. Der bisherige Testlauf in den USA klingt vielversprechend und kommt sicherlich auch kurzfristig nach Deutschland. Und mit rund einer Milliarde aktiven Nutzern pro Monat und über 130 Millionen davon, die über einen Shopping-Tag zum Kauf auf eine externe Seite weitergeleitet werden, ist das Potenzial einfach nur gewaltig. Das Thema „Shoppable Media“ wird uns sicherlich auch noch in Zukunft begeistern, denn auch andere Apps wie Pinterest, Snapchat oder Facebook bieten dafür den passenden Raum. Marken und Händler dürfen sich allerdings nicht nur freuen: Wer mit den Social Networks zusammenarbeitet, verliert den direkten Kontakt zu seinen Kunden.

Soziale Netzwerke: Warum wir sie trotzdem lieben

Bei aller Kritik: Soziale Medien sind Teil unseres Lebens geworden und bieten uns Unterhaltung und Abwechslung, Kontaktmöglichkeiten zu Familie und Freunden und vieles mehr. Der britische GlobalWebIndex hat sich zum Anfang des Jahres angeschaut, wer die weltweit populärsten Social Networks sind. Befragt wurden dazu knapp 100.000 Menschen zwischen 16 und 64 Jahren, die außerhalb von China leben. Nicht überraschend: 85 Prozent gaben an, bei Facebook angemeldet zu sein, 79 Prozent nutzen es aktiv. Hochgerechnet ergäbe das rund 2,8 Milliarden Nutzer weltweit, Facebook hatte im Dezember die Nutzerzahl auf 2,32 Milliarden beziffert. Auf dem Fuß folgt YouTube mit 79 Prozent registrierten Nutzern und sogar 86 Prozent, die die Seite aktiv nutzen. Auch die Plätze 3, 4 und 5 belegt Facebook mit seinen Produkten Facebook Messenger, WhatsApp und Instagram, erst dann folgt Twitter. Snapchat und Pinterest sind auf den Plätzen 10 und 11 zu finden.

Alles weg: MySpace löscht sich aus

MySpace? Da war doch was! Das einst so erfolgreiche soziale Netzwerk, das heute kaum mehr ein Schatten seiner selbst ist, machte in den vergangenen Wochen von sich reden, als bei einer Server-Migration sämtliche hochgeladene Musik von 2003 bis 2015 verloren ging. MySpace war – nebst animierten Glitzer-GIFs, Gründer Tom (Anderson) als Freund und peinlichen Pinnwand-Kommentaren – die Seite, auf der man Mitte der 2000er Musik entdeckte.

Im Juli 2003 als Musik-Community gegründet, verkaufte Anderson das Unternehmen bereits zwei Jahre später für fast 600 Millionen Dollar an den Medienkonzern News Corporation. Im September 2009 zählte MySpace dann über 250 Millionen Mitglieder. Das Key Feature der Seite bildeten die sogenannten Band Spaces, auf denen sich Musiker direkt mit ihren Fans austauschen, neue Musik vorstellen oder Tourneedaten veröffentlichen konnten. Nachdem MySpace allerdings bereits 2008 von Facebook in Sachen Mitgliederzahlen überholt wurde, konnte man trotz verschiedenster Relaunchversuche und Besitzerwechsel nie wieder zu alter Stärke zurückfinden.

Auch das noch: Google Docs statt WhatsApp

Skurrile Blüten treibt das Handyverbot beziehungsweise die Social-Media-Sperre an US-amerikanischen Schulen. Statt klassischer Zettel, die von Tisch zu Tisch weitergereicht werden, nutzen die schlauen Kids einfach die eingebaute Chat-Funktion bei Google Docs. Lehrer und Eltern wissen meist wenig über die eingebauten Funktionen, die Kinder chatten derweil unbeschwert mit Nachbarn und Mitschülern, wobei das Ganze am Bildschirm so aussieht, als würden sie arbeiten. Doch nicht nur Google Docs ist betroffen, auch die Online-Versionen der Microsoft-Office-Produkte bieten ähnliche Schlupflöcher.

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Dieser Artikel wurde vor mehr als einem Jahr veröffentlicht. Sein Inhalt ist möglicherweise nicht mehr aktuell.