Snackable Content oder Longread – welche Inhalte sind beliebter beim Nutzer? Die Antwort darauf hängt von den Zielen des Publishers ab. Eine simple „Entweder-oder“-Entscheidung existiert nicht.
Ganz wichtig vorab: Bei beiden Formaten muss die Qualität stimmen. Wer also denkt, sich bei der Produktion von Snackable Content keine Mühe geben zu müssen, der irrt. Im Gegenteil: Kurzer Content ist in seiner Herstellung häufig kniffeliger, da nur wenig Raum für Botschaften bleibt.
Snackable Content
Bei Snackable Content handelt es sich um Inhalte, die leicht verständlich und kurz gehalten sind. Snackable Content ist demnach leichte Kost, die der User auf seinem Streifzug durch das Netz mitnimmt. Und genau darin liegen die Stärken kurzer Inhalte, denn sie sind das perfekte Häppchen für die Augen und Ohren der Nutzer.
Vorteile
Snackable Content lässt sich dank seiner Kürze schnell produzieren. Statt einen langen, aufwendigen Blogartikel von 1.500 Wörtern oder mehr zu schreiben, können drei Content-Stücke mit jeweils 500 Wörtern erstellt und zu unterschiedlichen Tageszeiten ausgespielt werden. Damit steigern Publisher ihre Veröffentlichungsfrequenz. Das wiederum erhöht die Chancen, beim Online-Publikum aufzufallen.
Einsatzmöglichkeiten
Snackable Content kann aber noch kürzer sein, zum Beispiel in Form von Teasern. Er lässt sich überall dort einsetzen, wo die Zielgruppe nur kurz vorbeischaut. Das trifft insbesondere auf Social Media zu, da hier ständig neue Inhalte auf den Nutzer einprasseln. Snackable Content sticht hervor und kann mit dem passenden Call to Action auf die eigene Website oder eine Landingpage locken.
Von vielen Publishern werden auch GIFs als Snackable Content eingesetzt. Die animierten Bewegtbildchen sollen lange Textabschnitte auflockern. Hier ist jedoch Vorsicht geboten, da die Bildchen oft hektisch wirken und Unruhe auf den Bildschirm bringen. Darüber hinaus ist der ausgiebige Einsatz von GIFs nicht wirklich mit einem seriösen Qualitätsanspruch vereinbar.
Ein gutes Beispiel dafür, wie sich eine ganze Plattform auf Snackable Content aufbauen lässt, ist Instagram. Wer hier als Unternehmen erfolgreich kommunizieren möchte, benötigt allerdings eine entsprechende Strategie. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Grundregel bleibt, dass die Bilder scharf und aussagekräftig sind sowie Emotionen beim Betrachter wecken.
Weiterhin sind kurze Videos der perfekte Snackable Content. Dabei beträgt die optimale Länge für Videos im Netz Analysen zufolge 30 Sekunden. Social-Media-Nutzer lieben diesen Video Content. So schauen 80 Prozent der Twitter-User ein Video zu Ende, das maximal eine halbe Minute lang ist.
Longread
Longreads sind das Gegenteil von Snackable Content: ausführliche Content-Stücke also, die durchaus 3.000 Wörter und mehr umfassen können.
Longreads leben von Tiefe. Hier haben Content-Schöpfer die Möglichkeit, Themen ausführlich zu behandeln und dem Nutzer eine hohe Informationsdichte zu liefern. Ausführlich bedeutet aber nicht weitschweifig. Auch in Longreads sollte nichts Überflüssiges vorkommen, Kernaussagen müssen auf den Punkt gebracht, die Argumentation schlüssig und interessant sein. Sonst springt der Nutzer ab.
Vorteile
Ein guter Longread führt den Nutzer wie ein Guide durch das Dickicht, zeigt ihm einen Ausweg. In Verbindung mit Storytelling kann der Longread durch „Scrollytelling“ glänzen. Scrollytelling ist ein Kofferwort aus Scrollen und Storytelling und drückt aus, dass ein langer Artikel so spannend geschrieben ist, dass Nutzer gar nicht anders können, als weiterzulesen und somit auch weiterzuscrollen. Ähnlich wie bei einem spannenden E-Book verschlingen wir den Text dann regelrecht. Egal, ob der Text 1.500 oder 15.000 Wörter umfasst.
Einsatzmöglichkeiten
Qualitativ hochwertige Longreads sind in der digitalen Welt, die überall mit kurzen Texten und audiovisuellen Reizen lockt, eine Königsdisziplin. Umso lohnenswerter ist die Investition in Longreads, beispielsweise als ausführliche, gut geschriebene Blogartikel. Denn diese werden laut Statistik häufiger in Social Media geteilt.
Longreads eignen sich daher hervorragend, um sich in einem Blog thematisch zu positionieren und dadurch einen eigenen Expertenstatus zu kommunizieren. Praktische Beispiele für Longreads sind Anleitungen, How-tos oder authentische Einblicke in den Alltag von Mitarbeitern. Whitepapers und E-Books gehören ebenfalls zu den Longreads. Diese können als Freebies bei der Gewinnung von E-Mail-Adressen hilfreich sein. Der Nutzer gibt seine E-Mail-Adresse im Tausch für einen ausführlichen Text zu einem Thema, das ihn interessiert.
Snackable Content hingegen lässt sich für die Steigerung der Awareness verwenden. Insbesondere kleine Marken haben es heutzutage schwer, im Netz aufzufallen. Wer hingegen häufig knackige Content-Häppchen veröffentlicht, landet eher auf dem Radar der Zielgruppe als Wettbewerber, die mit ihren Inhalten nur selten in den Newsfeeds aufleuchten.
Fazit
Snackable Content und Longreads arbeiten nicht gegeneinander, sondern ergänzen sich. Gemeinsam an den richtigen Stellen und in geschickter Kombination eingesetzt, erreichen sie Nutzer auf verschiedenen Plattformen, Ebenen und Interessengebieten. Die Frage lautet also nicht: „Snackable Content oder Longread?“, sondern: „Wo wünscht sich unsere Zielgruppe welches Format?“
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// Über den Autor
Benjamin Brückner ist Journalist, Blogger und Gründer der Online-Plattform Freelance Start. Nach mehrjährigen Tätigkeiten in Hörfunk- und Fernsehredaktionen veröffentlichte er zwei Bücher und arbeitet unter anderem als Redakteur und Newsletter-Teamleiter bei Zielbar. Auf seinem eigenen Blog verfasst er regelmäßig Rezensionen, Lesetipps und Analysen zu gesellschaftlichen Themen. Privat interessiert Benjamin sich für Philosophie, Geschichte, Sport, digitale Entwicklungen und natrlich für kreatives Schreiben. Für den OSK-Blog schreibt der 31-Jährige als Gast-Autor über aktuelle Internettrends, die Digitalisierung und die Medienbranche.