Heutzutage kreisen erfolgreiche Blogs um einen Leitspruch: Content is king! Doch wie das mit Binsenweisheiten so ist – auf den ersten Blick wirken sie selbstverständlich, sind jedoch bei genauerem Hinsehen komplizierter. Was ist Content heutzutage, und genügt es, diesen nur online zu stellen und auf Besucher zu hoffen? Zehn Profi-Tipps für Blogger, mit denen sie Leser finden und behalten.

1. Reader Persona ermitteln

Zielgruppen waren gestern – Blogger sollten nicht für eine homogene Masse mit ähnlichen Eigenschaften, sondern für ihren Wunschleser schreiben. Im Bereich der PR existiert daher der Begriff der Buyer Persona, der sich als Reader Persona auch auf Blogs übertragen lässt. Je genauer Blogger die Bedürfnisse und Lebenswirklichkeiten ihrer Leser kennen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie genau die Personen erreichen, die sie mit ihren Texten auch erreichen möchten.

Ein paar grundlegende Fragen zur Reader Persona:

  • Welche Informationen sucht sie?
  • Welches Problem hat sie?
  • Wie kann ich als Blogger eine Lösung anbieten?
  • Sucht die Reader Persona tatsächlich eine Lösung oder eher Unterhaltung?

Diese Fragen dienen dem Verständnis der Reader Persona – weg vom bloßen Gruppenkonsens hin zur Einzelperson mit Wünschen, individuellen Herausforderungen und Interessen.

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2. Passen die Inhalte zum Blogger?

Es zählt nicht nur, was dem Leser bzw. Besucher des Blogs gefallen könnte. Ebenso wichtig ist, ob der Content zum Blogger selbst passt. Ein begabter Grafiker kann mit Illustrationen und Zeichnungen punkten, ein Autor mit starken Texten, und ein Sprecher findet eine hervorragende Möglichkeit in Podcasts. Vielfalt ist ein wichtiges Thema beim Bloggen, allerdings sollte der Schwerpunkt bei einer Ausdrucksform liegen, die sich am besten für den Blogger eignet.

3. Kontinuität

Ein (zu Unrecht) stiefmütterlich behandelter Punkt ist die Regelmäßigkeit von Blog-Beiträgen. Dabei ist es nicht notwendig, jede Woche oder gar jeden Tag einen Beitrag zu veröffentlichen. Wichtig ist, dass die mittel- und langfristigen Besucher sich auf eine vom Blogger festgelegte Regelmäßigkeit einstellen können. Das gilt insbesondere für Abonnenten, die sich häufig schon auf den nächsten Beitrag freuen. Blogger, die diese Vorfreude zu Enttäuschung werden lassen, verlieren ihre Leser schneller, als sie „Wordpress“ sagen können.

Ratsam ist in diesem Zusammenhang, die Kultur des Slow-Blogging näher zu betrachten. Hier liegt der Schwerpunkt auf Qualität vor Quantität. Im Sinne des Slow-Blogging ist es auch nicht problematisch, den Turnus der Beiträge zu verändern, so lange dies offen und zeitnah kommuniziert wird. Hat ein Blogger beispielsweise vor, ab sofort nur noch einen Beitrag pro Monat statt alle 14 Tage zu posten, sollte er den neuen Rhythmus in den Social-Media-Kanälen und per E-Mail mitteilen.

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4. Perspektive

In Zeiten von täglich neu erscheinenden Blogs ist die Suche nach frischen Inhalten oft schwierig. Andere Weblogs sind daher eine gute Inspirationsquelle, natürlich ohne von ihnen abzuschreiben. Denn noch heute sind sie, was sie einst waren: offene Kommunikationskanäle, auf denen verschiedene Sichtweisen geäußert werden dürfen und sogar sollen.

Für reine Informationen gibt es Wikipedia. Blog-Leser wollen eine Einschätzung, eine gut recherchierte Haltung und keine analytisch-kalte Abhandlung. Daher der beruhigende Gedanke: Auf die Perspektive kommt es an. Was denkt der Blogger zu dem Thema, und warum denkt er so und nicht anders? Diese fundierte Sicht macht den Content erst richtig interessant.

5. Content

Dass wir erst jetzt zum Punkt Content kommen, hat einen Grund: Alle vorherigen Schritte müssen beachtet werden, bevor auch nur ein einziges Wort geschrieben, ein Foto aufgenommen oder ein Video gedreht wurde. Wen will ich mit meinen Inhalten erreichen? Passen die geplanten Inhalte zu meiner Persönlichkeit/zum Unternehmen, und sind sie authentisch? Welchen Zeitplan kann ich realistisch einhalten, und was ist meine Perspektive zum Thema?

Das alles sollte jedem Blogger klar sein, bevor seine Seite online geht. Natürlich können die damit verbundenen Erkenntnisse auch während der Entwicklung kommen. Effektiver und professioneller ist jedoch, schon vor dem Hissen der Segel zu wissen, wohin die Reise gehen soll. Für diesen Zweck eignen sich Plug-ins wie EditFlow hervorragend, die einen Kalender mit an Bord haben. Auf diese Weise lässt sich leicht ein übersichtlicher Redaktionsplan erstellen.

Über Content und dessen Qualität wurde viel geschrieben. Daher nur kurz ein zentraler Aspekt: Content ist dann wertvoll, wenn er die richtige Mischung aus Information und Unterhaltung liefert. Content ist also nur dann king, wenn das (Lese-)Volk ihn auch entsprechend verehrt.

6. Langfristig denken

Optimal für Blogger wäre es, ewige Inhalte zu schaffen – Texte, die auch in fünf Jahren noch Mehrwert liefern. Sei es, weil sie hervorragend geschrieben sind oder weil sie originelle Gedanken beinhalten. Solche Inhalte zu erstellen gelingt jedoch selbst den Besten nur selten. Doch die Mühen lohnen sich, denn ist ein Beitrag einmal so originell, profitiert der Blog nachhaltig davon.

Blogs, die sich auf das aktuelle Tagesgeschehen konzentrieren, können kurzfristig zwar die Aufmerksamkeit vieler Leser erregen, doch genauso schnell wie der Sturm kommt, zieht er auch wieder weiter. Langfristig ist es oft effektiver, ein Thema umfassend, tiefgreifend und spannend zu beleuchten – das spricht sich nicht nur in den engsten Kreisen herum!

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7. Die technische Seite nicht vergessen

Content-Systeme wie WordPress eignen sich hervorragend, um Blogs aufzuziehen. Sie bieten eine nahezu unendliche Kombinationsmöglichkeit an Widgets, Themes und Plug-ins. Umso wichtiger ist es, sich sowohl als individueller Blogger als auch im Sinne eines Corporate Blog mit dieser technischen Vielfalt zu befassen.

Grundkenntnisse in CSS und HTML schaden ebenso wenig wie ein geübter Umgang mit GIMP oder Photoshop. Es hilft enorm, die Funktionsweise von Pfaden zu kennen und zu wissen, wo genau sich die header.php befindet.

Diese Grundkenntnisse sind von Vorteil, um einen Blog wirklich umfassend zu führen. Allerdings müssen diese nicht von Anfang an in vollem Umfang vorhanden sein. Am meisten lernt man als Blogger auf dem Weg selbst. Und gerade für Anfänger finden sich viele nützliche Tools bzw. Plug-ins, die auf dieser Reise helfen.

8. Das Rechtliche

Eigentlich ganz logisch, doch immer wieder vernachlässigt: Die Beachtung von Rechtsgrundlagen im Web 2.0. Hauptthema ist dabei das Urheberrecht: Blogger müssen jeden externen Inhalt als solchen kenntlich machen. Verwenden Sie beispielsweise ein fremdes Foto, müssen Sie das Copyright wahren und auf den Inhaber der Bildrechte hinweisen. Selbstverständlich muss vorab geklärt werden, ob und in welchem Kontext das jeweilige Foto überhaupt verwendet werden darf.

Ein weiterer Stolperstein ist das Zitatrecht, denn hier folgen die Regeln bestimmten Grundsätzen. So darf das Zitat nicht mehr als ein Drittel des eigenen Textes ausmachen. Entscheidend für den Schutz des Zitatrechts ist darüber hinaus die Schöpfungshöhe des Zitats, d.h. die Kreativität des Geschriebenen. Die Idee eines Textes ist allerdings nicht geschützt. Jeder kann zum Beispiel über Content Marketing schreiben, solange er seine eigenen Erkenntnisse im Beitrag kundtut.

9. Keine Ablenkung

Nichts darf den Besucher eines Blogs ablenken: Keine unnötigen Pop-ups, keine sinnlos blinkenden Banner und keine irritierenden Informationen, die nicht zum Thema des Blogs passen. Die Navigation muss klar und eindeutig sein, hier gilt: so wenig Unterpunkte wie möglich, so viele wie nötig. Der Leser muss intuitiv und unmittelbar zu den Inhalten gelangen.

Jedes Widget in der Sidebar sollte sparsam und wohlüberlegt eingesetzt werden. Im Kopfbereich der Webseite dürfen nur die notwendigsten Informationen auftauchen. Kurzum: Der Inhalt muss klar und deutlich im Vordergrund stehen.

© Janosch Geiger

10. Innere Logik

Jeder Blog ist eine Marke, die es zu bewahren und auszubauen gilt. Daher muss sich ein Blogger fragen, ob der Content den Aufbau dieser Marke fördert oder schwächt. So sollte ein Food Blog bei seinem Kernthema bleiben: dem Essen. Selbstverständlich sind themenverwandte Beiträge erlaubt, etwa ein Artikel zum Thema Front Cooking oder einen Bericht über die Lebensmittelindustrie. Doch in jeder Abwandlung sollte sich das Oberthema des Blogs wiedererkennen lassen.

Fazit

Ein guter Blog entsteht nicht von heute auf morgen. Es bedarf einer vernünftigen Planung: Dazu gehören Ideen für mehrere Beiträge, eine Vorstellung davon, wie der ideale Leser aussehen könnte, und wie häufig gebloggt werden soll. Von anfänglichen Rückschlägen sollten sich „Blog-Neulinge“ nicht abschrecken lassen. Zum Start werden die Besucherzahlen noch überschaubar sein. Das ist aber auch logisch. Schließlich muss sich der Blog erst etablieren und mit spannendem Content gefüllt werden.

Auch ist es nicht schlimm, an der einen oder anderen Stelle auf der Reise zum Profi-Blogger mal eine falsche Abzweigung zu nehmen. Das gehört zum Lernprozess dazu. Solange man im Blick hat, was die Leser mögen und was nicht, darauf reagiert und seine Strategie anpasst, verzeiht das Publikum Fehler. Und da wir mit einer Binsenweisheit in den Text gestartet sind, enden wir auch mit einer. Denn mit dem Bloggen ist es wie bei vielen anderen Dingen im Leben: Der Weg ist das Ziel.

// Über den Gastautor

© Lydia RechBenjamin Brückner ist Journalist, Blogger und Gründer der Online-Plattform Freelance Start. Nach mehrjährigen Tätigkeiten in Hörfunk- und Fernsehredaktionen veröffentlichte er zwei Bücher und arbeitet unter anderem als Redakteur und Newsletter-Teamleiter bei Zielbar. Auf seinem eigenen Blog verfasst er regelmäßig Rezensionen, Lesetipps und Analysen zu gesellschaftlichen Themen. Privat interessiert Benjamin sich für Philosophie, Geschichte, Sport, digitale Entwicklungen und natürlich für kreatives Schreiben. Für den OSK-Blog schreibt der 30-Jährige als Gast-Autor über aktuelle Internettrends, die Digitalisierung und die Medienbranche.

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