KW 45 OSK Weekly Blockchain

KW 45 OSK Weekly Blockchain

 

Liebe Leserinnen und Leser,

Blockchain? War das nicht etwas mit diesen geheimnisvollen Bitcoins? Ja und nein. Als im vergangenen Jahr der Hype um Bitcoin tobte, rückte auch die dahinter stehende Technologie in den Fokus: Blockchain. Der Rummel um die Kryptowährungen ist abgeebbt, die Blockchain ist allerdings geblieben. Denn die Technologie ist dezentral organisiert, womit sie in vielen Bereichen für Transparenz und für (bisher verloren gegangenes) Vertrauen sorgen könnte. Im OSK Weekly beleuchten wir dieses Mal, welche Chancen sich mit Blockchain bieten.

Viel Spaß beim Lesen!

Nutzer erleben negative Seiten der Daten-Zentralisierung

In einem aktuellen Interview gibt sich Internet-Erfinder Tim Berners-Lee traurig über den derzeitigen Zustand des Web. Der Grund: Fast alle persönlichen Daten lägen derzeit zentral vor, zumeist bei den beiden großen Plattformen Google und Facebook, die damit viel Geld verdienten. Gerade Facebook hätte in jüngster Zeit mit Datenlecks und Skandalen auf sich aufmerksam gemacht. „Die Menschen erleben heute die negative Seite der Zentralisierung in vielerlei Hinsicht“, zitiert die HAZ etwa Dietrich Ayala von Mozilla, einer Software-Community, die offene Standards und freie Software wie den Mozilla-Firefox-Browser fördert. So solle die Blockchain für ein anderes, ein offenes, transparentes, dezentrales Internet ohne große Mittler stehen. Denn eine Blockchain liege nicht in einem einzigen Rechenzentrum – sei also nicht einfach irgendwo zentral gespeichert, so die HAZ weiter. Stattdessen werde sie dezentral verwaltet und sei fast manipulationssicher. Das könnte auch bei Nutzern wieder zu mehr Vertrauen führen, weil sie wieder selbst entscheiden, wem sie welche Daten überlassen.

Befreiung aus dem Datensklaventum

Von einem „Datensklaventum“ spricht gar der Start-up-Unternehmer Joachim Lohkamp auf pressesprecher.com. Denn bisher strebten die großen Plattformen danach, immer mehr über ihre Nutzer zu erfahren, um sie möglichst identifizierbar zu machen. Einen zentralen Ansatz für die Blockchain und die digitale Infrastruktur sieht Lohkamp daher in der Entwicklung von digitalen Identitäten. Eine solche Identität hält Lohkamp für ein „Menschenrecht“, wie er gegenüber dem Magazin sagt. Die Nutzer wären darüber mit ihren Daten verbunden, die sie anderen zur Verfügung stellen könnten. Aber eben auch wieder entziehen könnten.

Cisco arbeitet an sicherer Kommunikation

Doch es geht nicht immer nur um direkte persönliche Daten von Nutzern. Auch die tägliche Kommunikation sollte mehr geschützt werden. Schon einmal darüber nachgedacht, wie sicher Telefon-, Videokonferenzen oder Skype Calls sind? Der IT-Konzern Cisco will hier für mehr Sicherheit sorgen. In einem Patentantrag kündigte Cisco an, dass es Kommunikationsprozesse auf der Blockchain künftig sicherer machen wolle. Auch das Teilen von Dateien und das Nachverfolgen der History der Mitglieder sollen künftig sicherer sein. Die Methode, die Cisco vorschlägt, ist, ein sicheres Netzwerk auf der Basis kryptografischer Verfahren aufzubauen. So könnten zum Beispiel nur autorisierte Mitglieder Gruppen-Chats beitreten, schreibt BTC-Echo unter Bezugnahme auf die Patenteinreichung.

TV-Produktionsfirma verlagert Rechtehandel in die Blockchain

Wie sich Blockchain ganz konkret außerdem in den Arbeitsalltag integrieren lässt, will der TV-Produzent „Welt der Wunder“ laut W&V zeigen: Die Firma will darüber einen weltweiten digitalen Handel mit Fernsehrechten, Filmen und Serien, aber auch mit Shows und Produktionsaufträgen etablieren. In der Blockchain würden die sogenannten „Smart Contracts“ hinterlegt, die alle wichtigen Vertragsdaten enthielten. Damit seien sie einerseits sicher, andererseits aber auch von überall abrufbar. Als Zielgruppe peile Welt der Wunder Nachrichtenseiten, Streamingdienste und Unterhaltungsportale genauso wie klassische Sender an, so W&V.

Sichere Kommunikation mit Behörden

Und wie sieht es im Bereich Kommunikation aufseiten der Unternehmen selbst aus? Sie wünschen sich beispielsweise einen schnellen und sicheren Austausch mit staatlichen Stellen – auf Basis von Blockchain. Über eine entsprechende Umfrage des Internetverbandes „eco“ berichtet die Wirtschaftswoche. In der Umfrage unter 500 Unternehmensentscheidern forderten demnach 70 Prozent der Befragten die Möglichkeit, ihre Daten auf diesem Weg geschützt an Behörden übertragen zu können. 68 Prozent zeigten sich überzeugt, dass die Blockchain-Technologie die Sicherheit beim Datenaustausch deutlich verbessern würde. „Das Ergebnis ist eine eindeutige Handlungsaufforderung an den Gesetzgeber“, wird Alexander Rabe, Geschäftsführer des eco, zitiert.

Gesucht: die Experten für die Programmierung

Trotz aller offensichtlichen Vorteile hat die Blockchain-Technologie noch nicht überall richtig Fahrt aufgenommen. Und das hat einen einfachen Grund: Es fehlen die Experten. Eine Umfrage von Lünendonk & Hossenfelder GmbH in fachlicher Zusammenarbeit mit NTT DATA unter mehr als 130 Business- und IT-Managern hat ergeben, dass in jedem zweiten Unternehmen das fachliche Know-how nicht vorhanden ist. Tendenziell sei hier noch die Finanzbranche am besten aufgestellt. Nur bei 28 beziehungsweise 35 Prozent der Banken und Versicherungen fehle es an Blockchain-Experten. Dagegen sei der Mangel an Know-how in den untersuchten Telekommunikationsunternehmen (70,6 Prozent), Logistikunternehmen (66,7 Prozent) sowie im Handel (61,5 Prozent) besonders hoch, zitiert das IT-Finanzmagazin aus der Studie.

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