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Liebe Leserinnen und Leser,

Attacke auf das klassische TV: Mit seiner neuen TV-App will Facebook die Konkurrenz angreifen und das Fernsehen erobern. Auch der Messenger Snapchat arbeitet bereits an TV-geeigneten Serienformaten. Wir schauen uns diese Woche im Newsletter an, wie soziale Netzwerke die Rolle des Fernsehens als Leitmedium zukünftig verändern könnten.

Viel Spaß beim Lesen!

Schalt mal um auf Facebook!

“Die Menschen sollen an Facebook denken, wenn sie das Bedürfnis haben, Videoinhalte zu gucken”, wünscht sich Facebook-Chef Mark Zuckerberg. Dafür plant er nicht nur den Ausbau des Videobereichs in der mobilen App – auch eine eigenständige Video-App für Set-Top-Boxen wie Apple TV oder Amazons Fire TV soll her. So könne es bald neben Netflix und Co künftig mit Facebook TV einen weiteren Konkurrenten des traditionellen Fernsehens geben. Facebook-Manager Ricky Van Veen verkündete, dass das Netzwerk bereits in „exklusive und lizenzierte Inhalte und Sport“ investiere. ZEIT-Autor Eike Kühl hält es allerdings für unwahrscheinlich, dass auf Facebook in naher Zukunft eigene TV-Serien im Stile der Netflix-Produktionen laufen werden. Wahrscheinlicher sei, dass das Netzwerk auf kürzere Serien oder Shows mit viralem Potenzial setzt.

Snapchat will das Fernsehen von morgen sein

“Snapchat mausert sich zum ernsthaften Konkurrenten für das Fernsehen”, meint OSK-Social Media-Experte Oliver Nermerich in seinem Gastbeitrag für W&V. Mobile ist heute für junge Zielgruppen zwischen 5 und 16 Jahren schon das wichtigste Medium für Videoinhalte geworden, wie die britische Studie „Monitor Report“ belegt. Das wolle Snapchat für sich nutzen und plane, mobiles Fernsehen für Zielgruppen anzubieten, die Videoinhalte unterwegs und auf dem Smartphone konsumieren. Kurze Formate, „Snackable“ Contents, seien angesagt, erklärt Nermerich. Daher sollten auch Marken auf Kurz-Videos mit hohem Interaktionspotenzial und exklusive Inhalte, die die Follower sonst nirgendwo bekommen, setzen. Was mit YouTube begann, werde nun von Snapchat auf das nächste Level gehoben.

Selfie-TV-Serien auf dem Smartphone

Snapchat sei smarter als das klassische Fernsehen, schreibt Fastcodesign-Autor Mark Wilson. Seiner Meinung nach ist die App dem TV sehr ähnlich, jedoch ergänzt um das Element der Interaktivität. Snapchat überzeuge außerdem mit seiner einfachen Bedienung; der Content ist schnell konsumierbar, neue Inhalte sind nur einen Fingerwisch entfernt. Videos werden vollflächig abgespielt und sind nicht wie bei Twitter oder Facebook in einen Feed eingebettet. Nähe zum Nutzer sei ebenso ein zentraler Aspekt dieser Entwicklung. So plane Snapchat Serien, die nicht in einer Studiokulisse, sondern in der Art eines Selfie-Videos aufgenommen werden. Der User hat dann das Gefühl, direkt im Geschehen zu sein.

Die Generation Z empfindet YouTube als glaubwürdiger

Das Fernsehen verliere in der jungen Zielgruppe an Bedeutung, heißt es in einer forsa Online-Umfrage im Auftrag von Google. Über 300 Jugendliche im Alter von 16 bis 21 Jahren wählten die für sie relevantesten YouTube-Channel und TV-Formate nach bestimmten Kriterien – wie Bekanntheit, Unterhaltsamkeit, Authentizität oder Massentauglichkeit – aus. Demnach seien Serien im klassischen TV zwar bekannter, YouTube-Channel jedoch glaubwürdiger. Auch als Werbeumfeld eignen sich aus Sicht der Jugendlichen die Channels der Video-Plattform besser als TV-Sendungen. Google resümiert: „Werbungtreibende treffen in den YouTube-Channels nicht nur auf eine interessante Zielgruppe, sondern können von ihrer Glaubwürdigkeit und Authentizität profitieren, wenn sie ihre Werbemaßnahmen an das Medium und die Zielgruppe anpassen.“

Zauberwort Content: Warum Facebook Netflix noch nicht gefährlich werden kann

Netflix habe die Art von Content, die Facebook brauche, um im TV eine Rolle zu spielen, meint Kolumnist Tim Bajarin in einem Beitrag auf CNBC. Facebook habe das Potenzial, ein „Content-Sammler“ zu werden. Aber es müsse auch eigenen, exklusiven Content produzieren können. Das sei in absehbarer Zeit jedoch noch nicht der Fall. Netflix beispielsweise habe das Angebot, von dem Facebook derzeit nur träumen könne. Eine Lösung für Facebooks Content-Problem könnte daher der Kauf des Streaming-Dienstes sein, meint Bajarin. Dadurch könnte sich Zuckerbergs Plattform in eine deutlich bessere Position bringen.

Durch die Vermischung mit Online verliert das TV seinen Status als Leitmedium

Soziale Netzwerke werden sich stärker ins Fernsehprogramm integrieren, glauben die Kommunikationswissenschaftler Gerhard Vowe und Philipp Henn. Umgekehrt werde das TV stärker ins Online-Angebot eingebettet. Das Fernsehen werde seinen erfolgreichen Weg in der von Online dominierten, veränderten Medienwelt nicht wie bisher fortsetzen können. Wie schon das Radio, müsse sich auch die TV-Branche entwickeln, flexibler, pluraler, schneller und emotionaler werden. Das „Spektrum von Fernsehen“ werde zukünftig durch Mischformen wie Web-TV, Mediatheken und Video on Demand breiter, jedoch auch konturloser, heißt es in der Studie von Vowe und Henn. Dadurch verliere das Fernsehen seinen Status des Leitmediums.

Die Übersicht behalten: Mit OSK Weekly präsentieren wir einmal wöchentlich einen kompakten Überblick zu aktuellen Entwicklungen aus der Welt der Kommunikations- und Digitalbranche – mit spannenden, bemerkenswerten und wie wir finden teilenswerten Nachrichten aus den Bereichen PR, Marketing, Social Media & Co.

Über den Autor

Carsten Christian ist studierter Journalist und Kommunikationswissenschaftler, seinen Master-Abschluss hat er an der Uni Hamburg gemacht. Bevor er zur Agentur kam, war der Digital Native mehr als zwei Jahre für die Online- und Print-Ausgabe der Ruhr Nachrichten im Einsatz. Bei OSK arbeitet er als Team Lead Digital Content, auf dem Agentur-Blog schreibt Carsten über den Medienwandel und Trends im Bereich Digital-Kommunikation. Privat verfolgt er Neuigkeiten in der Videospiel- und Gaming-Szene und greift auch selbst zu Maus und Gamepad.

Dieser Artikel wurde vor mehr als einem Jahr veröffentlicht. Sein Inhalt ist möglicherweise nicht mehr aktuell.