Foto: dmexo

Fünf riesige Ausstellerhallen, dazu massenhaft Vorträge, Work Labs, Keynots von Topspeakern und Bühnendiskussionen – die dmexco ist ein Kosmos für sich. Jedes Jahr zieht die Fachmesse für digitales Marketing und Werbung tausende Vertreter der Branche in die Kölner Messehallen. Sie alle wollen sich hier über die neuesten Trends informieren. Genauso geht es an den beiden Messetagen aber natürlich um Networking und New Business: Das Who-is-Who der Szene lädt auf der dmexco 2016 zum Schaulauf.

Über 50.000 Besucher kamen dieses Jahr: dmexco-Rekord. Mit einer nach Veranstalterangaben „neuen Ausstellerbestmarke von 1.013 Ausstellern aus aller Welt, einem Flächenrekord von 90.000 Quadratmetern in fünf Hallen und mehr als 570 internationalen Top-Speakern“ hat die dmexco erneut an Größe zugelegt. Dementsprechend gab es für Besucher erstmalig mit der „Experience“ sowie der „Motion Hall“ zwei neue Flächen, in denen der Fokus auf der neuen Customer Experience sowie auf Digital Video lag.

dmexco-Debütanten fühlen sich zu Beginn vielleicht etwas überfordert. Es dauert ein bisschen, bis man die Eigenarten der Messe durchschaut hat.

Daher geben wir an dieser Stelle einen Einblick in unseren Besuch. Ein Tag auf der dmexco 2016 mit OSK.

Hallendurchblick dmexco 2016Über 50.000 Besuche rkamen dieses Jahr zur dmexco. (Foto: dmexco)

09.30 Uhr: Es geht los

Wer zuvor noch nie in der Messe Köln zu Besuch war, sollte sich schon vorab per Messeplan einen Überblick verschaffen, um selbigen vor Ort nicht sofort zu verlieren. Tatsächlich wird das besonders Neulingen aber zwischendurch wahrscheinlich passieren. Also: Am Eingang einen Messeplan schnappen, groben Besuchsplan erstellen und los. Bei Verabredungen oder Vorträgen direkt zum Messebeginn am besten das erste Ziel ansteuern. Auf dem Weg dorthin bekommt man dann einen ersten Eindruck. So machen wir’s auch. Unsere erste Anlaufstelle ist die Congress Hall. Chris Cox, Chief Product Officer von Facebook, hält dort die Opening Keynote.

10 Uhr: Chris Cox betritt die Bühne

Pünktlich startet Facebooks Produkt-Manager seinen Auftritt. Anstatt Insights liefert er zunächst einen, zugegebenermaßen interessanten, Rückblick in die Anfangszeiten des Newsfeeds. Dieser feiert gerade seinen zehnten Geburtstag. Neun Monate habe Cox am Newsfeed gearbeitet, nur um beim Launch auf massiven Protest seitens der User zu stoßen.

Chris Cox dmexco 2016Chris Cox, Chief Product Officer von Facebook, hielt die Eröffnungs-Keynote.

Im Anschluss ging es um Facebooks Bemühungen, mit der Internet-Drohne „Aquila“ schnelleres Internet in entlegene Regionen der Welt zu bringen. Zudem sprach Chris Cox über Facebooks Fokussierung auf Video, im Speziellen 360 Grad, Virtual Reality und Livestreaming. „In fünf Jahren kommen 70 Prozent des mobilen Traffics über Video“, erklärte der Facebook-Mann. Zudem würden alleine in Deutschland pro Tag 15 Jahre an Livevideos hochgeladen. Eine Neuerung im Bereich Livestreams gab es ebenfalls: „Facebook Live with“ ermöglicht Usern, andere in ihren Video-Stream einzuladen.

10.30 Uhr: Fliegende Drohnen und rollende Roboter

Viel Zeit bis zum nächsten Vortrag bleibt nicht, daher nur ein schneller Rundgang in der näheren Umgebung. Ins Auge fällt ein Bereich neben der Congress Hall. Fliegende Drohnen drehen dort ihre Runden. Eine Art rollender Drohnenroboter fährt den Besuchern um die Füße. Selber steuern durften wir leider nicht. Ist vielleicht auch besser so.

Drohne dmexco 2016Für Drohnen gab’s eine eigene Flugarea.

11.15 Uhr: VICE-Chef Shane Smith mit kurzer Hose und Tattoos

Shane Smith, Gründer und CEO von VICE Media, kommt in kurzer Hose und Tattoos an den Beinen auf die Bühne. Schon jetzt ist klar: Das sorgt für Gesprächsstoff. Inhalte gab es aber natürlich auch. Interviewt von Sir Martin Sorrell, CEO von WPP, sprach Smith in gut 45 Minuten über eine ganze Reihe von Themen. Unter anderem sagte er voraus, dass es in der Medienbranche eine zunehmende Konsolidierung geben werde. Grund: Der Medienkonsum verlagere sich immer weiter ins Digitale. Ein Problem sei in diesem Zusammenhang die unangefochtene Marktmacht der Bigplayer wie Facebook und Google. Neue Anbieter wie Snapchat seien daher als Konkurrent zu Facebook notwendig.

Shane Smith dmexco 2016Shane Smith (r.) im Gespräch mit Sir Martin Sorell.

12.10 Uhr: Nichts Neues zu Influencern

Wir beeilen uns, rechtzeitig zur Debate Hall zu kommen. Dort soll es Input zur Zusammenarbeit zwischen Influencern und Unternehmen geben. Unter anderem im Panel dabei: Yonca Brinini, Vice President of Marketing bei Google, und Delphine Buchotte, Chief Communication and Digital Officer bei L’Oréal Paris. Neben ein paar Fallbeispielen wird viel über die Bedeutung von YouTube für Influencer Marketing gesprochen. Viel Neues erfahren wir nicht. Ist aber nicht schlimm, was für die einen mehr oder weniger selbstverständlich ist, haben andere vielleicht noch nie gehört. Ein bisschen tiefere Einblicke hätten wir uns trotzdem gewünscht.

Influencer dmexco 2016Die Debate Hall war Schauplatz für verschiedenste Panel-Diskussionen. (Foto: dmexco)

13 Uhr: Geduld und eine lange Schlange

Wir wollen uns eines der sogenannten Work Labs anschauen. Sie sollen praxisorientierter sein und einen Austausch der Teilnehmer ermöglichen. Klingt spannend. Da sicher viele Besucher teilnehmen wollen, sind wir vorsichtshalber eine halbe Stunde vorher vor Ort. Das wird reichen – dachten wir. Pustekuchen, die Schlange ist schon jetzt ewig lang. So werden die Türen auch kurz bevor wir drin sind zu gemacht. Wir schauen in die Röhre. Wenigstens können wir so einen schnellen Blick in die neue Motion Hall werfen. Sie befindet sich im gleichen Messeteil und ist mit ihrer 22 x 4 Meter großen LED-Leinwand ziemlich beeindruckend.

Motion Hall dmexco 2016Die neue Motion Hall

13.30 Uhr: Zeit für einen Rundgang  

Bis zum nächsten Programmpunkt haben wir nun etwas Zeit, uns genauer umzuschauen. Unter den Ausstellern sind natürlich auch die großen Namen mit teils riesigen Ständen auf der dmexco 2016 vertreten: Google, Facebook, HORIZONT, W&V, VICE und viele mehr. Auffällig in diesem Jahr ist die starke Präsenz von Virtual Reality. Viele Aussteller bieten VR-Lösungen fürs Marketing an. Daher sieht man oft Besucher, die mit VR-Brillen in digitale Parallelwelten abtauchen.

VR dmexco 2016An vielen Messeständen konnten Besucher VR-Brillen testen.

14.30 Uhr: Köstlicher Currywurst-Duft

Der Magen knurrt. Kurze Mittagspause. Der Duft von Pommes und Currywurst steigt uns in die Nase. Auch andere sind darauf angesprungen. Dementsprechend lang ist die Schlange. Nach 20 Minuten genießen wir dann aber den Klassiker Currywurst-Pommes mit Majo (8,30 Euro).

15.15 Uhr: Networking

Bei der dmexco geht es auch darum, Leute zu treffen und sich zu vernetzen. Am besten funktioniert es, sich vorher fest zu verabreden oder wenigstens Nummern auszutauschen. Zufällig läuft man sich auf dem riesigen Gelände kaum über den weg.

16 Uhr: Wie man Content Marketing richtig macht

Im Vergleich zu den großen Vorträgen in der Congress und Debate Hall sind die Seminare auf ein kleineres Publikum zugeschnitten. Meistens gehen sie auch tiefer auf eine Thematik ein und bieten praktikable Lösungsansätze. Das Seminar „Wie man Content Marketing richtig macht“ von G+J e|MS ist dementsprechend bis auf den letzten Platz voll. Der Gruner + Jahr Vermarkter hätte mit dem Thema locker einen doppelt so großen Raum füllen können.

Content Marketing dmexco 2016Kay Schneemann von G+J e|MS im Seminar über gutes Content Marketing

Content Marketing sei an sich nichts Neues, sagt Frank Vogel. Der Sprecher der Geschäftsleitung nennt Colas Neuerfindung des Weihnachtsmannes oder Maggis Erfindung des Kochstudios als Beispiele. Was jedoch neu sei, sei die Intensität, mit der Content Marketing betrieben werde. Die Fülle der Inhalte könne der User nicht aufnehmen. „Unsere kommunikativen Fähigkeiten werden überreizt“, erklärt Vogel. Daher würde sich der Nutzer automatisch auf das für ihn Wichtige konzentrieren. Alles andere werde ausgeblendet. Dementsprechend wichtig sei es, herauszufinden, was die Zielgruppe relevant findet. Auf Grundlage einer Studie hat Gruner + Jahr daher 7 Guidelines für gutes Content Marketing erstellt, die Kay Schneeman (Head of Digital Research bei G+J e|MS) vorstellte:

  1. Besetzen Sie neue Themen – Claim your territory
  2. Reden Sie über relevante Themen, nicht über sich selbst
  3. Setzen Sie nicht ausschließlich auf Spaß und Emotionen
  4. Guter Content braucht eine gute Distribution
  5. Setzen Sie bei der Distribution auf Vertraute
  6. Content Marketing ist auch Data Management und Analyse
  7. Nutzen Sie Content als Push to Commerce

17 Uhr: Snapchat als Superstar

Der letzte Termin für heute. Wir beenden den Tag so, wie wir ihn begonnen haben: in der Congress Hall. Imran Khan ist Chief Strategy Officer bei Snapchat. Er erläutert die Storytelling-Möglichkeiten der App. Das Thema zieht die Massen an, sie strömen in die Halle, Besucher sitzen in den Gängen auf dem Boden. Zu Beginn räumte Khan ein Missverständnis beiseite: Snapchat sei eher eine „Camera-Company“ als ein Social-Media-Unternehmen. Denn das wichtigste Feature des Messengers sei nun mal die Smartphone-Kamera. Außerdem sei Snapchat nicht nur bei jungen Leuten beliebt. Über die Hälfte der Nutzer in den USA sei über 25 Jahre alt. Khan nutzte die Gelegenheit zudem, um über Snapchats Werbemöglichkeiten zu sprechen. Der Messenger habe sich schließlich zu einer „Storytelling-Plattform mit einem großen Engagement“ entwickelt. Für Marken ergebe sich dadurch die Chance, User mit gesponserten Filtern, Linsen und Anzeigen direkt zu erreichen.

Hier gibt’s den ganzen Vortrag:

17.30 Uhr: Ein langer, spannender Tag geht zu Ende

Unser Besuch auf der dmexco 2016 ist vorbei. Erst jetzt merken wir die schweren Beine. Insgesamt war es ein Tag voll spannender Inhalte, neuer Anregungen und interessanter Gespräche. Es hat sich aber ebenfalls gezeigt, dass Organisation auf der dmexco alles ist. Vorher planen ist ein Muss, sonst geht man in der Inhaltsflut unter. Wir machen uns auf den Weg zum Bus und freuen uns aufs nächste Jahr.

Über den Autor

Carsten Christian ist studierter Journalist und Kommunikationswissenschaftler, seinen Master-Abschluss hat er an der Uni Hamburg gemacht. Bevor er zur Agentur kam, war der Digital Native mehr als zwei Jahre für die Online- und Print-Ausgabe der Ruhr Nachrichten im Einsatz. Bei OSK arbeitet er als Team Lead Digital Content, auf dem Agentur-Blog schreibt Carsten über den Medienwandel und Trends im Bereich Digital-Kommunikation. Privat verfolgt er Neuigkeiten in der Videospiel- und Gaming-Szene und greift auch selbst zu Maus und Gamepad.

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