Von großen Automarken bis zu kleinen Shops – immer mehr Unternehmen nutzen TikTok, um jüngere Nutzer zu erreichen. Wenn der Content kreativ ist und aktuelle TikTok-Trends aufgreift, können Marken-Inhalte viral gehen.
Dafür müssen Unternehmen allerdings die Regeln der App kennen. Aber keine Sorge: Das bedeutet nicht, dass der CEO zu Playback-Musik tanzen muss. In diesem Beitrag erläutern wir, wie Unternehmen erfolgreich auf TikTok sein können und sich dabei selbst treu bleiben.
Die wichtigsten Facts kurz zusammengefasst:
- TikTok hat über 800 Millionen User weltweit.
- Faktoren wie die Reichweite eines Profils sind nicht so relevant wie bei Instagram. Jedes Video kann viral gehen.
- Die Plattform steht vor allem für Kreativität.
- Unternehmen müssen sich an die schnelllebigen Trends der Plattform anpassen und diese aufgreifen.
Content ist King!
Der Content ist fundamental, wenn man als Marke organisch auf TikTok wachsen möchte. Die Plattform ist unter anderem so erfolgreich, weil sie sich deutlich von anderen Social-Media-Kanälen abgrenzt. Im Gegensatz zu Instagram und Co geht es bei TikTok darum, sich modern, aktuell und kreativ zu präsentieren. Was mit Tanz- und Karaoke-Videos begann, hat sich inzwischen thematisch weiterentwickelt. Gaming, Beauty, Comedy, Politik, Wissen, Haustiere – jeder findet auf der App ein Thema, das ihn interessiert.
Trends sind dabei ein fundamentaler Bestandteil von TikTok. Dabei handelt es sich um eine Reihe von ähnlichen Videos, die den gleichen Sound verwenden und unter den gleichen Hashtags zu finden sind. In der Regel starten Creator oder Unternehmen einen Trend, indem sie User dazu aufrufen, etwas Bestimmtes zu tun und das Video unter dem jeweiligen Hashtag zu veröffentlichen. Bei einem Trend mitmachen und das ursprüngliche Video eins zu eins zu kopieren, ist aber nicht nur langweilig, sondern auch unauthentisch. Gerade bei Unternehmen müssen die Trends kreativ auf die eigene Marke zugeschnitten werden.
Let’s get creative!
Die größte Herausforderung für Firmen ist, die Markeninhalte und gewünschten Botschaften mit den Anforderungen der Plattform zu verknüpfen. Zwar gibt es auch Anzeigen-Formate, klassischer Marketing-Content ist für organische Posts jedoch eher ungeeignet. Zur Inspiration gibt es nachfolgend einige Tipps für den Start.
Tipp 1: Eine Challenge mit entsprechendem Hashtag ins Leben rufen
Gerne wird bei der Erstellung einer Challenge auch ein eigener Sound kreiert. Sounds sind bei TikTok Audiospuren, beispielsweise Musik, Filmzitate oder ein eingesprochener Satz. Diese können nach dem Hochladen von anderen Nutzern verwendet werden. Mercedes-Benz ist ein Beispiel für ein Unternehmen, das dieses Feature nutzt. Der Autohersteller hat kurzerhand einen eigenen Sound produziert, bei dem der Wiedererkennungseffekt größer ist als bei einem Song, der unter Umständen schon für andere Challenges benutzt wurde.
Mercedes-Benz ist mit seiner TikTok-Strategie erfolgreich. Das Unternehmen hat rund 300.000 Follower und 1,3 Millionen Likes (Stand Oktober 2020). Im Dezember 2019 wurden die Nutzer unter dem Motto #MBStarChallenge, dazu aufgerufen, ihre eigene Version vom Mercedes-Stern zu erstellen. Die Challenge wurde insgesamt 864 Millionen Mal aufgerufen.
Tipp 2: Auf Trends aufspringen und diese aufgreifen
Einige Unternehmen arbeiten bereits erfolgreich mit TikTok-Influencern zusammen und lassen sie Content auf dem eigenen Kanal produzieren. Der Vorteil: Die Creator kennen die aktuellen Entwicklungen auf der Plattform und haben bereits eine Fanbase aufgebaut. Der Online-Versandhändler Zalando geht bereits mit gutem Beispiel voran. Der Influencer @whynils übernimmt den Kanal regelmäßig.
Der TikTok- und YouTube-Star lässt sich „Style Advice“ von Zalando-Experten geben und präsentiert die geshoppten Outfits anschließend seinen Freunden. In einem anderen Video feiert er gemeinsam mit weiteren Influencern den Pride-Monat gefeiert und stellt eine Regenbogen-Flagge mit Kleidung von Zalando nach.
Zalando testet auf TikTok aber auch anderen Content. Besonders gut kommen DIY-Videos an. Das sind Clips, in denen zum Beispiel Kleidung umgestaltet wird. Ein TikTok zu gebatikten Nike-Socken beispielsweise hat 1,5 Millionen Aufrufe. Auch Videos über selbstgemachte oder bestickte Masken kommen bei der Community gut an.
Tipp 3: Einen eigenen Effekt erstellen
Eine andere Möglichkeit erfolgreich auf TikTok zu sein, ist das Erstellen eines Effektes, den die Community nutzen kann. Die Modemarke Levi’s hat einen Effekt und eine passende Hashtag-Challenge kreiert, bei der es darum ging sein liebstes Levi’s-Outfit zu zeigen. Die Hashtag-Challenge und der Effekt wurden unter #MyLevisMyVibe veröffentlicht. Bei dem Effekt wird ein rotes Leuchtschild mit dem Schriftzug „Levi’s“ in das Bild eingeblendet.
Es soll der Eindruck entstehen, dass der Benutzer in einer Levi’s-Umkleidekabine und im Rampenlicht steht. Zusätzlich zum Effekt und der Hashtag-Challenge hat Levi’s außerdem einen eigenen Sound erstellt, welcher ebenfalls die Namensgebung aufgreift und „My Levi’s“ heißt. In den Captions wurden Nutzer dazu aufgerufen, mitzumachen und in einem gemeinsamen Duett mit TikTok-Stars aufzutauchen. Die Hashtag Challenge hat aktuell 2,6 Milliarden Aufrufe (Stand Oktober 2020).
Diese Unternehmen machen es vor
Der Unternehmensaccount von Edeka Esslinger ist ein gutes Beispiel für plattformgerechte kreative TikTok-Nutzung. Der Supermarkt produziert Videos über den Alltag der Mitarbeiter: Vom Einräumen der Waren, bis zu lustigen Tänzen unter Kollegen. Es scheint so, als würden besonders die jüngeren Mitarbeiter bei den Content-Ideen und der Erstellung unterstützen. Es ist also mitunter sinnvoll, Auszubildende und Junioren in die TikTok-Strategie einzubinden. Sie beschäftigen sich ausgiebig mit TikTok und haben ein natürliches Gefühl dafür, was auf der Plattform im Trend liegt. Edeka Esslinger hat 108,5k Abonnenten und insgesamt 1,8 Millionen Likes auf TikTok (Stand Oktober 2020). Ein TikTok über Toilettenpapier hat sogar fünf Millionen Views. Wieso? Die Kurzvideos sind unterhaltsam, aktuell und treffen den Zeitgeist.
Der Chips-Hersteller Funny Frisch hat die Hashtag Challenge #funnyfrischmoment gestartet. Dabei zeigen User, was ihre Lieblingssorte der Chipsmarke ist. Das Unternehmen bindet die Nutzer durch die Challenge interaktiv in die Kommunikation ein und sendet das Signal: „Eure Meinung ist uns wichtig!“. Zudem kooperiert Funny Frisch mit bekannten TikTok-Influencern, die bei der Challenge mitmachen. Der Hashtag hat knapp 800 Millionen Aufrufe (Stand Oktober 2020).
Das Klinikum Dortmund ist ein vorbildliches Beispiel für erfolgreiches Personalmarketing. Seitdem die Mitarbeiter auf dem TikTok-Kanal regelmäßig Kurzvideos hochladen, sollen die Bewerbungen der Klinik, laut eigenen Aussagen, erheblich gestiegen sein. In den Videos zeigen sich die Mitarbeiter in ihrer Arbeitskleidung, tanzen zum Beispiel im OP oder zeigen, wie sie sich bei einer geglückten Operation fühlen. Die Videos haben bis zu zwei Millionen Views. Die Mitarbeiter des Klinikums greifen überwiegend beliebte Challenges auf. Die Umsetzung ist originell und unterhaltend. In einem der TikToks stellt zum Beispiel eine Mitarbeiterin, die ausbildungstypische Kleidung trägt, Ausbildungsberufe vor. Ein Blick in die Kommentare zu dem Clip zeigt, dass sich die User angeregt zu den vorgestellten Berufen austauschen. Dementsprechend ist es dem Klinikum anscheinend gelungen, das Interesse der Zielgruppe zu wecken.
Auf die Nutzer eingehen
Auch wenn TikTok auf den ersten Blick nicht zum eigenen Unternehmen passt, lohnt sich mitunter eine genauere Prüfung. Für den Start hilft es, Trends zu prüfen. Sollte ein Trend zum eigenen Unternehmen passen und sich authentisch umsetzen lassen, kann man damit starten und sich langsam an die Plattform sowie das Publikum rantasten.
Denn es ist entscheidend, sich mit den Nutzern auseinanderzusetzen und auf sie einzugehen. Dabei kann es helfen, Kollegen, die sich mit TikTok auskennen, ins Boot zu holen. Mit der Zeit und wachsender Erfahrung entsteht dann ein Gefühl für die eigene Community. Darüber hinaus ist regelmäßiges Posten für langfristigen Erfolg auf der Plattform relevant. Empfehlenswert ist für den Beginn, zwei bis drei Mal die Woche TikToks zu veröffentlichen. Sobald die gewünschten Ergebnisse erzielt werden und die benötigten Ressourcen vorhanden sind, kann die Post-Häufigkeit angepasst werden.
Zu unserer TikTok-Anleitung, die die Funktionen der Kurzvideo-App Schritt für Schritt erklärt, geht es hier.
// Über die Autorin
Sarah Kähler studiert Marketing Management an der Fontys International Business School in Venlo. Im Rahmen ihres Studiums absolviert sie ein Praktikum bei OSK und unterstützt die Social-Media-Redaktion. Sie hat sich schon immer für Trends in der Medien-Landschaft interessiert und beschäftigt sich intensiv mit sozialen Plattformen. Als Ausgleich verbringt sie Zeit in der Natur und ist gerne mit ihren Freundinnen unterwegs.