„Alexa, bestell mir ein Taxi! Alexa, sag mir, wie das Wetter wird! Alexa, spiel Musik!“ Nein, hier wird niemand zügellos rumkommandiert. Alexa, für diejenigen, die nichts mit dem Begriff anfangen können, ist ein von Amazon entwickelter „Intelligent Personal Assistant“, der durch Amazons Audio-Gerät Echo bekannt wurde. Neben vielem anderen hilft Alexa tatsächlich bei der Bestellung eines Taxis: „Erst gab es eine App, um für ein Taxi nicht mehr anrufen zu müssen, und jetzt spricht man doch wieder mit Alexa, um eins zu bestellen“, beschreibt Daniel Fiene die etwas absurde Entwicklung der App mytaxi.
Der Leiter des Audience-Engagement-Teams der Rheinischen Post (RP) steht für den technischen Fortschritt in einem klassischen Medienhaus. Seit 2001 bloggt der Journalist persönlich über „das Internet, Medien und Gedöns“, wie er es nennt. Beruflich nutzt Fiene diese Leidenschaft, um die RP im digitalen Zeitalter nach vorne zu bringen. Sein jüngster Clou: die Entwicklung eines sogenannten Skills für Alexa, eine Art geskriptete Intelligenz, wie es der Journalist treffend erklärt.
Über Alexa kann man dank Sprachbefehlen Fragen stellen, eine To-do-Liste erstellen lassen oder ganz einfach nach dem Wetter fragen. Damit das alles funktioniert, muss man vorab Software auf das Gerät laden. Amazon spricht hierbei von Skills, die vorgefertigt sind und über App Stores heruntergeladen werden können.
Viel spannender aber sind die Skills, die man den Geräten – dank einer offenen Schnittstelle – als Marke, Unternehmen oder Medienhaus „beibringen“ und damit den Nutzern öffentlich zur Verfügung stellen kann. Daniel Fiene hat mit uns über das RP-Alexa-Skill gesprochen und erklärt, wie das Ganze genau funktioniert, was es Medien und Unternehmen bringt und welches Potenzial diese neue Contentform bietet.
Daniel, ihr habt vor Kurzem ein Alexa Skill der Rheinischen Post herausgebracht. Warum habt ihr euch dafür entschieden, ein Skill zu entwickeln?
Das hat eigentlich zwei Gründe. Einmal, weil wir das Thema Audio gerade in alle Richtungen umdenken. Wir sehen, dass es durch die Entwicklung im mobilen Alltag viele Situationen gibt, in denen man gerne Medien konsumieren möchte, aber nicht die Zeit hat, etwas zu lesen. Der zweite Grund ist, dass die Umsetzung relativ simpel ist, sodass wir das in einer kleinen Wochenend-Session realisieren konnten.
Vorher habt ihr Sprachnachrichten über WhatsApp verschickt – quasi wie ein Newsletter, nur als Audioformat?
Genau, wir verschicken über WhatsApp eins unserer Podcast-Formate. Bei unserem Aufwacher, das ist ein morgendlicher Nachrichten-Podcast, erfährt man ab morgens um sieben Uhr in zehn Minuten kompakt das Wichtigste, was man für den Tag wissen muss. Wir haben das anfangs eine Woche ausprobiert und es gab keine Proteste seitens der Nutzer. Als wir nach sieben Tagen den Test beendeten, kamen auf einmal viele Anfragen, wo denn die praktischen Sprachnachrichten seien.
Habt ihr vorher recherchiert, wie stark die Technik, besonders in Bezug auf Alexa, in Deutschland bereits genutzt wird?
Genaue Zahlen für Deutschland haben wir noch nicht, aber die Zeichen stehen gut. Auf der CES in Las Vegas Anfang des Jahres waren Sprachsysteme der Geheimtipp. Es würde mich daher sehr wundern, wenn das ein Rohrkrepierer ist. Ich glaube eher, dass das so eine Art Google-Street-View-, Whats-App-, Google-Suche-Phänomen ist. Am Anfang lästern alle noch, dass man sich ein Mikrofon ins Wohnzimmer stellen muss – und am Ende werden die Deutschen Alexa-Weltmeister sein. Wir Deutschen haben einen Hang dazu, Technologien erst einmal zu kritisieren, aber nutzen sie nachher intensiver als andere Länder. Ich glaube, der Amazon-Echo-Lautsprecher gehört auch dazu.
Warum sollte ich mir euer Skill holen?
Wer die Rheinische Post hinzugefügt hat und Alexa fragt, was es Neues gibt, bekommt von uns die ersten drei Headlines, die aktuell auf RP ONLINE stehen, automatisch vorgelesen. Außerdem präsentieren wir morgens unter der Woche unseren Aufwacher, der von einem echten Menschen moderiert wird. Am Samstag bringen wir unseren Podcast „Gut Leben“. Hier gibt es Neuigkeiten aus dem Bereich der Servicethemen wie Gesundheit und Reisen zu hören. Sonntags kommt dann die Gesprächsrunde mit unserem Chefredakteur, der über das Thema der Woche redet. Mit den Podcasts versuchen wir, auf das Nutzerbedürfnis zu reagieren, echte Stimmen zu hören.
Wie kann man sich die Entwicklung des Skills vorstellen?
Wir waren fast enttäuscht, wie einfach das war. Am Ende ist es ein simples PHP-Skript geworden, welches einen RSS-Feed liest. Wir haben das Profil bei Amazon angelegt, dort getestet und eingereicht. Die Prüfung durch Amazon hat nicht einmal 24 Stunden gedauert.
Habt ihr ein eigenes Team dafür zusammengestellt?
Seit wir den Aufwacher-Podcast im vergangenen Herbst eingeführt haben, ist er im Team Audience Engagement beheimatet. Aktuell teilen wir uns die Frühschicht zu zweit auf, sind um zwanzig vor sechs in der Redaktion, damit wir um sieben live sein können.
Was erhofft ihr euch denn von dem Einsatz des Skills? Wenn ich es richtig verstanden habe, ist es ja erst einmal kostenlos und werbefrei.
Bei von Menschen gesprochenen Audios erlaubt Amazon Werbeintegration. Grundsätzlich vermarkten wir unsere Podcasts oder versuchen dies zumindest. Viele regionale Partner von uns finden das sehr interessant und prüfen, ob das Format sich für eine Werbeschaltung eignet. Und wenn ein Werbespot im Podcast eingebaut wird, ist er auch über Alexa zu hören. Von den Tausender-Kontakt-Preisen bei Podcasts können Vermarkter im Display-Ad-Bereich nur träumen.
Habt ihr schon erste Erkenntnisse zur Startphase? Wie nehmen die User das Angebot an?
Bisher gibt es ehrlich gesagt außer ein paar Kommentaren und Anregungen noch relativ wenig User-Feedback. Ich kann da momentan noch nichts Valides zu sagen, aber wir haben auch noch keine richtige Auswertung gemacht.
Was glaubst du, welche Vorteile sich für Medienmacher durch den Einsatz von Alexa und Skills, aber auch durch Audio im weitesten Sinne in Podcasts ergeben?
Bei der Google Newsgeist und anderen Veranstaltungen, die ich besucht habe, hat Audio eine Riesenrolle gespielt. Ich habe das Gefühl, dass viel Innovation im Bereich Audio außerhalb des Radio-Sektors entsteht. Man sieht es an der Entwicklung der verschiedenen Geräte, egal ob Amazon Echo oder Google Home. Und es wird nicht bei diesen Geräten bleiben, die im Wohnzimmer oder der Küche stehen. Irgendwann verbauen Autohersteller dann vielleicht Alexa-ähnliche Sprachsteuerungssysteme in ihren Modellen. Dort mit seinen Medienangeboten anwesend zu sein, wäre dann enorm wichtig.
Denkst du, dass das Skill und Audio, ohne dass es nach einem Werbepodcast klingt, für Marken sinnvoll einsetzbar ist?
Von Unternehmen würde ich hauptsächlich ein Skill erwarten, das mir einen Service-Mehrwert bietet. Wenn ich mir dank Alexa einen Hotline-Anruf spare, ist das für mich als Kunde ein Gewinn. Ich würde lieber im Restaurant über Alexa bestellen als über eine schlecht gelaunte Bedienung. Da könnte ich mir das vorstellen, aber für die klassische Unternehmenskommunikation eher nicht. Da müsste es schon ein richtig gutes Format sein.
Kennst du denn schon Beispiele von Marken, die versuchen, konkret auf Alexa mit Skills aktiv zu sein?
Ich habe bisher in diesem Zusammenhang vor allem Serviceangebote gesehen. Zum Beispiel ist dieses Mytaxi-Skill witzig. Erst gab es eine App, um für ein Taxi nicht mehr anrufen zu müssen, und jetzt spricht man doch wieder mit Alexa, um eins zu bestellen.