Oliver Schrott Kommunikation GmbH (OSK) steigt bei der Berliner Medienagentur compuccino GmbH ein, übernimmt die Mehrheit der Anteile und baut damit ihre Digital-Kompetenz weiter aus. Über die neue Agentur-Konstellation sprachen wir mit Klas Roggenkamp, der compuccino gemeinsam mit Nader Cserny 2007 gegründet hat. Beide bleiben als geschäftsführende Gesellschafter an Bord der auf digitale Kommunikation und Content-Logistik spezialisierten Agentur.
Klas, vorab, du bist tatsächlich einer der Erfinder des Wahl-O-Mat …
Ich war zumindest an der Entwicklung des ersten Wahl-O-Mat unmittelbar beteiligt, den es in dieser Form oder ähnlichen Adaptionen bis heute immer noch gibt.
… und den fast jeder kennt und nutzt. Wie ist der entstanden?
Die Kernidee entstand 2002 im Rahmen einer Studentenkampagne zur Mobilisierung von Erstwählern, die von der Bundeszentrale für politische Bildung unterstützt wurde. Ich war Mitglied des Projektteams und für „online“ verantwortlich. Es gab damals bereits Ansätze, dem Wähler Entscheidungshilfen an die Hand zu geben und Wahlprogramme zu vergleichen. Aber das war immer sehr technisch, kompliziert und nicht ansprechend – schließlich wollten wir junge Wähler erreichen. Also haben wir das Ganze vereinfacht und schön verpackt – inhaltlich, aber eben auch funktionell. Und so entstand der Wahl-O-Mat, der in dieser Form tatsächlich völlig neu war: ein attraktiv gestaltetes Online-Tool mit einem intuitiven Interface, das die User durch den Entscheidungsprozess führt. Dazu eine klare Optik, einfache Interaktionsmöglichkeiten sowie klar formulierte Fragen.
Was hat den Wahl-O-Mat letztlich erfolgreich gemacht?
Die Inhalte waren schnell zu erfassen, er war einfach zu bedienen, eben wie ein Automat. Die Kombination aus redaktionellen, gestalterischen und technischen Mitteln hat gestimmt, er war primär und konsequent für den User ausgelegt. Damit haben wir damals voll ins Schwarze getroffen und mehr erreicht, als erwartet. Denn über das Mobilisieren von Erstwählern hinaus hat das Tool auch noch Politik näher gebracht. Dass das noch viral ging, rauf und runter lief und plötzlich auch U-Bahn- und Party-Gespräch wurde, war der Hammer. Dabei muss man bedenken, dass das Internet noch längst nicht so etabliert und verquickt war wie heute. Auch aus diesem Grund war das Projekt für mich persönlich stilprägend. Für weitere Projekte und später die Positionierung von compuccino haben wir davon einiges mitnehmen können.
compuccino ist auf Content-Logistik spezialisiert – kannst du vor dem gerade besprochenen Hintergrund erklären, was ihr darunter versteht?
Die aktuell knapp 20 compuccini stellen für unsere Kunden auf allen digitalen Kanälen und Geräten die Verbindung zwischen Inhalten und Nutzern her. Das schließt technische, konzeptionelle und gestalterische Leistungen und die Entwicklung von Apps, Tools und digitalen Prozessen ein. Eine smarte Content-Logistik verknüpft dabei die Inhalte und Informationen so, dass sie schneller erstellt, besser aufbereitet und einfacher zugänglich gemacht werden. Das läuft immer häufiger mobil, im Web, in sozialen Netzwerken oder auf TV-Plattformen.
Beispiele dafür sind Lösungen für Verlage, um Inhalte in einem Arbeitsschritt auf sozialen Netzwerken zu verbreiten und zu kontrollieren, unter anderem für die FAZ, komplette Kollaborationstools im Politikumfeld oder sehr erfolgreiche Zeitungs-Apps, die wir mitgestaltet haben. Darüber hinaus bereitet compuccino entscheidungsrelevante Daten in Echtzeit auf, die im Rahmen des Issue Managements benötigt werden.
compuccino entwickelt also Lösungen für alle Kanäle bzw. auf allen Plattformen?
Selbstverständlich, wir werden sogar immer wieder beauftragt, völlig neue Techniken und Anwendungen zu entwickeln und zu testen – die allererste Zeitungs-App für das damals neue iPhone wurde von uns gestaltet. Darüber hinaus entwickeln wir für IT-Konzerne Tools in der Beta-Phase, also lange bevor eine neue Technik oder Plattform öffentlich wird. Aber nochmal: Der Kanal bzw. die Plattform selbst stehen nicht im Fokus. Vielmehr geht es immer um den besten Weg, die relevanten Inhalte zu transportieren und für den User bestmöglich erreichbar zu machen. Wir bezeichnen das auch als Content-Kette, also eine Reihe von inhaltlichen Bausteinen, zwischen denen geeignete Tools vermitteln: von der Erstellung der Inhalte über deren Aufbereitung bis hin zur Verbreitung und wieder zurück. Da hilft es nicht, ein paar technische Gadgets zu basteln, nach dem Motto „gut, dass es geht.“. Denn nicht alles was geht, ist gut.
Die beiden Gründer der compuccino GmbH: Nader Cserny und Klas Roggenkamp im Berliner Office
Was wollt ihr jetzt mit OSK als eurem neuen Partner erreichen?
OSK und compuccino passen perfekt zusammen. OSK denkt inhaltlich und journalistisch, die neuen Kolleginnen und Kollegen kommen voll über den Content und sind wahre Qualitätsfanatiker. Das hat sofort gepasst. Und weil OSK Plattformen wie PR, Live-Marketing, Kommunikation im Raum, Bewegtbild und Social Media effektiv nutzt und klug verzahnt, ergänzen wir uns ideal. Wir wollen gemeinsam ganz neue Kommunikationsformate entwickeln und dabei inhaltliches, journalistisches und technologisches Know-how kombinieren.
Und die unternehmerische Perspektive?
Ganz klar, wir wollen als compuccino weiter wachsen, neue Lösungen entwickeln und unsere Expertise in weitere Branchen transferieren und strategisch ausbauen. Mit Oliver Schrott Kommunikation als strategischem Partner sehen wir neue Perspektiven, etwa den Zugang zu internationalen Märkten, der nun dank der OSK-Standorte in New York und Peking möglich wird. Aber eines nach dem anderen.